Sofia Sartor. Was für eine Frau, oder? Mehrsprachig, multikulturell, hochintelligent, reif... und äußerst üppig. Wir wissen, dass sie irgendwann um 1476 in Konstantinopel geboren wurde und dort mit ihrer Familie bis zum Ausbruch des Osmanisch-Venezianischen Krieges lebte. Das war 1499, ein schlechtes Jahr für Venezianer, um im Reich zu leben. Sofias Eltern nahmen sie mit zurück nach Venedig, aber sie konnte ihre Geburtsstadt nie vergessen. Was sagt uns das? Dass man das Mädchen aus Konstantinopel heraus holen kann... aber Konstantinopel nicht aus ihr. Irgendwie so etwas?
Und dieses Gemälde von ihr, ich könnte es tagelang anstarren. Es ist von Albrecht Dürer, dem bekannten deutschen Künstler. Ein Meisterwerk, voller Farbe und Wärme. Sofias Vater bot Dürer eine lächerlich geringe Summe, damit er seine Tochter porträtiert, aber als der Maler das Modell dann sah, wollte er gar keine Bezahlung mehr. Er sagte, die Ehre, sie malen zu dürfen, sei Belohnung genug. Klar. Nur richtige Top-Künstler können sich so ein Geschmalze erlauben.
Obwohl Sofia vielseitig interessiert war, galt ihre größte Leidenschaft der Literatur, eine Liebe, die erst durch die Erfindung des Buchdrucks möglich wurde. Das geschah etwa ein halbes Jahrhundert davor und machte Bücher zum ersten Mal in der Geschichte erschwinglich und für alle verfügbar. Sofia liebte den demokratisierenden Effekt der Bücher und widmete ihr Leben dem Vorhaben, dies auch allen anderen zu vermitteln.