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König Edward I - XII

König Edward

Band I - Der Aufbruch aus Dolchsturz



Vor langer langer Zeit, als die Welt noch jung war, bevor die Rothwardonen kamen und das großartige Reich der Septimen entstand, aber nachdem die Goblins die Dwemer aus Hammerfell vertrieben haben, wurde König Corcyr dem I. von Daggerfall und seiner Gemahlin, Aliera von Wegesruh, ein Sohn, Edward, geboren.

Der Jüngling lag dösend im Palastgarten, hoch auf einem luftigen Hügel mit Blick über die blaue Bucht von Daggerfall. Der dichte Herbstnebel Daggerfalls hatte sich einstweilen gelichtet und der Himmel lag in tiefstem, endlosen Blau da. Momente wie diese waren selten für den jungen Prinzen Edward; dieser Nachmittag war das Ergebnis von Tagen voller Ränkespiele, während sich die anderen Edlen nach Gesellschaft sehnten. zog der Prinz die Einsamkeit vor.

Nun glaubte sein Lehrer, er würde sich mit zusätzlichem Waffentraining beschäftigen, der Waffenmeister glaubte ihm, dass er mit dem Jagdaufseher zur Hirschjagd aufgebrochen war, während dieser der Meinung war, er gäbe sich seinem Elfisch-Studium hin. Sein Vater hatte keine Ahnung, wo Edward war, und es kümmerte ihn auch nicht, da er voll und ganz mit seiner jungen Gemahlin. ihren Söhnen und anderen Annehmlichkeiten des höfischen Lebens beschäftigt war.

Als ein Apfel vom Baum fiel und seinen Kopf gerade eben verfehlte, öffnete er seine hellgrauen Augen; in seiner Nase hatte er einen süßlichen Fäulnisgeruch. Er seufzte und sah hinauf ins Blaue. Wieso fallen Dinge nach unten statt hinauf? Wenn Du lang genug in den Himmel starrst, kannst Du fühlen, wie Du in ihn stürzt. Seine Augen glänzten und seine Pupillen wurden groß, während seine Iris zu einem dünnen Kringel wurde. Er war schwerelos, driftete, als ein anderer Apfel fiel und sein Ohr streifte, und er zu Boden plumpste, schreiend, da er erst mit dem Hinterteil und dann mit dem Kopf aufschlug. Ein silberhelles Lachen erschallte. Edward setzte sich abrupt auf und blickte um sich, mit offenem Mund.

Zwei Berittene standen zehn Fuß entfernt, noch immer so, als wären sie aus Stein gemeißelt, und beobachteten ihn unverwandt. Prinzen sind nicht leicht einzuschüchtern, auch wenn sie von sanftem Gemüt sind, aber Edward hatte niemals ein solches Paar gesehen oder sich vorgestellt. Einer hatte goldene Haut und Augen, trug ein weißes, goldbesticktes Gewand und ritt auf (Edward blinzelte, aber es war noch immer da) einem Einhorn! Neben dem Einhorn stand ein goldener Drache, die Schwingen ordentlich angelegt. Und auf seinem Rücken saß ein Mann in einer schwarzen Kettenrüstung, ein langes Schwert an seiner Seite. Er war barhäuptig; seine Augen glühten rot in seinem dunklen Gesicht mit den spitzen Ohren. "Ihr seid Elfen! Himmel!"

"Er ist ein schlaues Bürschchen." Die Stimme des Dunkelelfen klang hämisch. Er sprach perfektes Bretonisch, fiel Edward auf, dessen Geist weiterarbeitete, auch wenn es schien, als würde es hier nicht mit rechten Dingen zugehen.

"So scheint es. Er tat das ganz ohne Hilfe. Erstaunlich, für ein ungeschultes Kind. Ich half ihm lediglich, sich zu konzentrieren." Der Hochelf sprach auch Bretonisch, allerdings zögernd und mit einem sanft singenden Akzent. Edwards Lehrer sagte, die Elfen wären unfähig, die menschliche Sprache zu erlernen.

Edwards Blick schweifte schnell über die vier Geschöpfe direkt vor ihm, unfähig, auf einem Punkt zu verharren. Er hoffte inbrünstig, nur zu träumen. Sein Kopf schwirrte vor Fragen. Dann plötzlich löste sich seine Zunge: "Aber ich habe mich gar nicht konzentriert! All meine Lehrmeister sagen mir, dass ich dazu gar nicht in der Lage bin." Edward schloss ruckartig seinen Mund, da ihm plötzlich klar wurde, dass es vielleicht unklug sein könnte, sich mit Gestalten wie diesen zu streiten.

Aber der goldene Elf lächelte breit, zeigte dabei perfekte weiße Zähne. "Genau." Er strahlte solch eine Wärme aus, dass Edward ein angenehmes Kribbeln auf der Haut spürte. Es war ein Gefühl, das ihm bisher nur seine schon lang gegangene Mutter vermittelt hatte. Das Gesicht des anderen Elfen hingegen war ausdruckslos; die roten Augen bohrten sich in Edward, als könnten sie bis auf den Grund seiner Seele schauen.

"Moraelyn! Du bist Moraelyn! Der Hexen-König!" Er sprang auf die Füße und starrte den Dunkelelfen an. "Du hast meine Mutter geraubt! Mein Vater wird Dich töten!"

"Ja, ich bin es. Ich tat es. Wird er das? Sollen wir ihn rufen und es herausfinden?“ Der Dunkelelf richtete sich auf, seine Augen glommen tiefer. Ein Rauchwölkchen puffte aus den Nüstern des Drachen. Eine Glühende Aura umgab seinen Gefährten. Edward wusste, dass er nicht die Wachen rufen würde. Warum sollten sie abgeschlachtet werden? Diese beiden sahen aus, als könnten sie es mit Allem und Jedem aufnehmen. Und plötzlich fürchtete er sich nicht mehr. Wenn sie ihm etwas antun wollten, hätten sie es schon längst getan. Aber ein Gefühl des ohnmächtigen Zorns machte sich breit. Sie hatten ihm seine Mutter genommen. Und nun.

"Warum seid Ihr hier?", fragte er.

"Edward, willst Du mit uns kommen?", gab der Hochelf zurück. Ihm zu lauschen war wie die Musik einer Harfe, kühl wie eine Brise, warm wie eine Feuerstelle.

Der junge stand ganz still. Er wollte so gern ‚Ja’ sagen, zu seiner eigenen Verblüffung. Er wollte fragen, ob er seine Mutter sehen könne, doch stattdessen: "Mein Vater...", krächzte er.

"Wird Dich vermissen, ohne Zweifel." Die Ironie war wieder zurück in Moraelyns Stimme, einer Stimme, die Edward an Eiszapfen erinnerte, funkelnd und tropfend in der Wintersonne. Aber war da nicht auch eine Art Hunger in seinen Augen, eine Sehnsucht?

Sein Vater würde ihn nicht vermissen und das wusste er. Eine Welle der Scham durchlief den Jungen, aber er sah auf und fragte den breitschultrigen Elfen trotzig: "Seid Ihr mein Vater?" Edward wollte mit der Frage lediglich auf den Sarkasmus des Elfen reagieren, aber seine Hand fuhr ganz von allein zu seinem Ohr. Er hatte gar nichts von seinem reizbaren, herzlichen, rothaarigen Vater, und Roane sagte ihm oft, dass er etwas Elfisches an sich hätte.

Eine schwere Stille legte sich über die Szene und Edward fühlte, dass Moraelyn die Frage für bare Münze nahm, aber dass die Wahrheit nichts mit dem gemein hatte, was Moraelyn als nächstes sagen würde. Er würde die zweckdienliche Antwort geben. Noch.

"Nein.", entgegnete er widerstrebend. Vielleicht log er, natürlich, aber Edward fühlte eine große Woge der Erleichterung.

"Hat meine Mutter andere Söhne?" Augenblicklich wusste Edward, dass dem nicht so war und dass diese Frage den Dunkelelfen verletzte. Und er freute sich darüber.

"Deine Mutter mag tot sein, so weit Du weisst. Oder fühlst, scheint es." Der Dunkelelf rümpfte die Nase, als würde Edward stinken, und die Linien um seinen Mund gewannen an Schärfe. Sie war nicht tot. Edward hätte es wissen sollen. Die bittere Ungerechtigkeit von Moraelyns Geringschätzung traf ihn. "Sandte sie Euch zu mir?"

"Hältst Du mich für einen Botenjungen?", schnaubte er und sprach zu seinem Begleiter: "Lass ihn uns jetzt mitnehmen und gehen, wir können zu gegebener Zeit darüber reden."

Der goldene Elf hob seine Hand, "Geduld, mein Cousin", und, an Edward gewandt: "Gut, Jüngling, bist Du bereit?"

Finstere Geschichten wurden erzählt über Menschenkinder, die von Elfen entführt wurden, um deren Hunger nach jungen Menschen zu stillen.

"Ich kenne Euren Namen nicht.", entgegnete Edward.

"Liebst Du Dein Leben hier so sehr?"

Edward blickte zum entfernten Palast, zu den Bannern, träge im Wind hängend, hoch über der Stadt, zur funkelnden Bucht, zu den entfernten Bergen. "Ich liebe Daggerfall."

"Ah. Und Du sollst zurückkehren, um es zu regieren, Prinz Edward. Ich, I'ric Harad Egun der Erzmagier, schwöre Dir dies." Moraelyn fuhr ihn an, protestierte auf's heftigste in seiner elfischen Sprache. Der Drache spuckte eine kleine Flamme, das Einhorn jedoch bewegte sich nicht; seine goldenen Augen betrachteten Edward ruhig. "Einhörner dulden nicht die geringste Unehrlichkeit." Diese Worte gingen ihm mit der Stimme seiner Mutter durch den Kopf.

"I'ric Harad Egun der Erzmagier, ich werde mit Euch kommen."

"Du musst mit Moraelyn reiten. Fürst Akatosh hat diese... Notwendigkeit beschlossen." Der Elf machte eine einladende Bewegung zum Drachen hin.

Natürlich, er war nicht würdig, ein Einhorn zu berühren. "Sehr gut, also dann. I... Ich nehme nicht an, dass ich meinen Hund mitnehmen darf?" Wo war er? Shag war immer in seiner Nähe. Er schlief im Gras! Shag, der Ewig-wachsame? Edward kniete sich hin, um ihn zu berühren. Eine hitzige Diskussion auf Elfisch entbrannte, während der Drache den Rasen verbrannte. Moraelyn stieg ab, nahm Shag mit Widerwillen hoch. "Sehr gut, also dann. Aber ich warne Dich, Akatosh ist mit seiner Geduld am Ende. Los, steig auf!"

"Fürst Akatosh, ich bin zutiefst dankbar für Eure Nachsicht. Wenn ich es jemals kann, werde ich sie Euch zurückzahlen."

"Ihr werdet.", unterbrach Moraelyn; er packte Edward am Gürtel und setzte ihn auf den Drachen. Edward machte es sich nun zwischen dem Nacken des Drachen und seinen Schwingen bequem, den schlafenden Shag direkt vor sich. "Hier ist nicht genug Platz für...". begann Edward und zuckte zusammen, als der Drache unter ihm plötzlich anfing zu wachsen. Sehr, sehr zu wachsen. Moraelyn sprang trotz seiner Rüstung behende hinter Edward auf. Das Einhorn nahm die neun Fuß hohe Mauer, als sei sie ein kleiner Zaun. während der Drache seine Flügel aufspannte, ein paar Meter lief, um sich dann in die Luft zu schwingen. Seine Reiter schwangen hin und her. Der Dunkelelf murmelte etwas für Edward Unverständliches, da auf Elfisch, und sie saßen wieder ruhig. Die Flügel schlugen kräftig und der Drachen kreiste tief über der Burg, langsam an Höhe gewinnend. Menschen rannten umher, schreiend und nach oben deutend. Edward sah sein altes Kindermädchen und begann zu winken und zu rufen: "Leb wohl! Leb wohl! Ich werde eines Tages zurückkehren..." Pfeile schwirrten durch die Luft, als die Bogenschützen das Feuer eröffneten, während das Kindermädchen kreischte und sich in die Arme des Nächstbesten warf. König Corcyr rannte nackt über den Wehrgang, schrie und schüttelte drohend die Faust: "Kind eines Dämons, komm zurück und ich werde Dich in Stücke schlagen! Moraelyn, komm runter und kämpfe, wie der Mann, der Du nicht bist!!"

Moraelyns Gelächter erschall, klar wie Tempelglocken, in Kaskaden über die Festung. Er rief: "Sei froh, dass ich es nicht tue, erbärmlicher König der kleinen Hähne!" Der Drachen kreiste gemächlich und spie einen großen Feuerball. Die Pfeile prallten harmlos von seinen goldenen Schuppen. "Ich gehe um meine Mutter zu sehen!", brüllte Edward hinab, während er die Gesichter seiner Stiefmutter und ihrer rothaarigen Söhne entdeckte. Roane hatte sich eine pelzbesetzte Robe übergeworfen, aber ihr langes Haar wehte wild. Vier Augenpaare voll Hass und Wut ruhten auf ihm, nicht auf Moraelyn. Edward hörte auf zu winken und umklammerte Shag mit beiden Händen. Moraelyns rüstungsbewehrter Arm ruhte sicher auf seinem Bauch. Edward sank gegen ihn, fühlte sich das erste Mal seit sehr langer Zeit wieder geborgen. Die Bogenschützen stellten das Feuer ein; die meisten von ihnen starrten zur königlichen Familie. Der König tobte vor Zorn. Die Schwingen des Drachen schlugen nun kräftiger und sie flogen gen Süden, auf das offene Meer zu.

"Reisen wir nicht nach Ebenherz?", drehte sich der Junge um und sah zu Moraelyn auf. "Deine Mutter erwartet Dich in Erstburg in Summerset, kleiner Prinz."

"Wieso habt Ihr so lang gewartet, mich zu holen?"

"Nörglerisches Kind, denkst Du, Drachen und Einhörner hören auf die Bitten von Elfen oder Menschen? Deine Mutter kam freien Willens zu mir, aber sie konnte Dich nicht mitnehmen; Du warst zu gut bewacht von den Männern Deines Vaters. Hättest Du gewünscht, dass wir das Land in Schutt und Asche legen, um Dich mit Gewalt zu holen? Sie dachte, Du wärest in Sicherheit und guter Obhut, und sie war verzweifelt. Nein, das war der Plan des Drachen."

Von all den unglaublichen Ereignissen an diesem Nachmittag war dies das sonderbarste: die Erkenntnis, dass ein Drache Interesse an ihm haben sollte, wenn dies nicht mal seine eigene Familie hatte! Aber gewillt, sagte der Elf, absolut gewillt!

"Du bist der Brennpunkt großer Ereignisse, Jüngling. Deine Aufgabe ist es, Dich darauf vorzubereiten, ein König zu sein; ein König, wie ihn Dein Volk bisher nicht kannte. Unsere Aufgabe ist, Dir zu helfen. Schlaf nun."

Wogen der Müdigkeit rollten durch Edwards Geist, eine nach der anderen. "Aber...", wollte er Moraelyn etwas über seine Mutter fragen, doch die letzte Welle war zu groß; sie brach sich direkt über ihm und er trieb in dunkle, feurige Träume.

König Edward

Band II - Wiedervereinigung in Erstburg


Edward erwachte bei rotem Himmel, die Sonne berührte gerade die westlichen Berge. Sie näherten sich einem glitzernden Turm, dessen Facetten feurig glühten. Der Drache nahm Kurs auf den Turm, spuckte dabei einen Feuerball. Auf der Turmspitze flammte mehrmals ein Licht auf, als sie zum Sinkflug ansetzten. Edwards Magen fühlte sich ziemlich übel an. Er seufzte und war durcheinander und fühlte Moraelyn neben sich, dessen rechter Arm ihn nun stützte. Er streckte sich und gähnte.

"Es ist nicht mehr weit. Vom Kristallturm nach Ersthalt sind es einige Tage mit dem Pferd, aber ich schätze, Akatosh wird diese Strecke innerhalb einer Stunde schaffen."

"Wir halten nicht hier am Turm? I'ric..."

"Nimm diesen Namen nicht so leichtfertig in den Mund, auch nicht mir gegenüber. Der Erzmagier wird für Tage nicht zurückkehren. Einhörner sind Brüder des Windes und reisen schnell, auch wenn sie jemand tragen, aber nicht so schnell wie Drachen fliegen. Du wirst die Heimat der Elfen zur Dämmerung vom Rücken eines Drachen aus sehen. Zähle Dich zu einem Auserwählten der Menschheit."

Edwards Blick wanderte über die tiefgrünen Wälder und wilden Hügel. Dort gab es kein Zeichen für irgendwelche Siedlungen. "Es ist wunderschön,", sagte er höflich, "aber nicht so schön wie Hochfeld." fügte er voll Ehrlichkeit hinzu. "Gibt es keine Städte, Dörfer oder Farmen?"

"Die Erstgeborenen leben in den Kronen der Bäumen. Und sie reißen nicht die Erde, um sie neu zu bepflanzen, aber sie nehmen dankbar an, was Auriel bietet und kehren auf die Bäume zurück. Ahhh, der grüne Duft von Wachsendem."

Allerdings war die Luft so berauschend wie der Wein, den Edward aus dem Becher seines Vaters kostete, bevor... "Ich bin hungrig."

"Das habe ich erwartet." Eine kleine Handbewegung und Moraelyns Linke hielt ein kleines, blätterumwickeltes Päckchen. Die dunkle Hand war groß und kräftig und sah weder wie eine Menschenhand noch wie eine Pranke aus. Edward starrte voll Ekel darauf, nahm dann behutsam das Päckchen, um die Hand nicht berühren zu müssen. Er fühlte Moraelyn erstarren und dann, wie der Griff, der Edward hielt, sich etwas lockerte. Edward schämte sich seiner Reaktion. Es war unter diesen Umständen weder freundlich noch weise, sich brüskierend zu verhalten. Moraelyn konnte ihn ohne weiteres fallen lassen. "Ich brauche ein Bad, Du auch.", sagte er förmlich. Moraeylin missverstand die Reaktion absichtlich falsch, wurde Edward klar. "Ja, ich bin ziemlich schmutzig." Edward bis in den Kuchen, der viel besser schmeckte als er aussah. "Meine Herrin Mutter kennt mich so, zuletzt kannte sie mich so. Aber vielleicht sollte ich vorher ein Bad nehmen?"

"Ich glaube, Dir wird sich diese Möglichkeit nicht bieten. Ah, endlich!" Der Drache spreizte seine Flügel, spie wieder Feuer in den Himmel und setzte in einer großen Lichtung auf. Die Landung war ziemlich hart. Elfen näherten sich sehr schnell und Arme streckten sich nach ihm und Shag, der eben aufgewacht war, verstört im Kreis rannte und nun nach Luft schnappend zu Edwards Füßen saß.

Ein großer Elf mit feurigem Kupferhaar grüßte sie förmlich: "Seid gegrüßt, mein König. Eure Frau Gemahlin erwartet Euch. Prinz Edward, ich heiße Euch im Namen des gesamten Volkes im Land der Erstgeborenen willkommen. Möge Euer Aufenthalt angenehm und lohnenswert sein."

Moraelyn nickte ehrerbietend. "Dank sei Dir, mein Gastgeber, Meine Königin hat lang genug gewartet; wir werden nun zu ihr gehen." Mit Moraelyns Hand auf der Schulter starrte Edward zum größten Baum, den er jemals gesehen hatte. Der Stamm war ausgehöhlt, Treppen darin führten nach oben, Öffnungen führten zu mehr Treppen und Brücken bis hin zu den mächtigen Blättern. Sie gingen diese entlang, bis sie eine große, überdachte Plattform erreichten, die mit Stühlen und Truhen anmutete wie ein Raum. Eine goldhäutige Frau lächelte ihnen zu und winkte sie herein, dann ging sie. Eine schlanke, blasshäutige, dunkelhaarige Frau kam auf sie zu, ihre Augen auf Edward gerichtet. Nur auf Edward.

"Wieso hast Du uns verlassen?!" Das Aufheulen kam von tief innen, barst aus ihm heraus. Es ließ sie einige Schritte vor ihm verharren. Nun blickte sie auf Moraelyn. Der mit einem barscheren Ton, als es Edward jemals von ihm gehört hatte, sagte: "DU wirst Deiner Mutter mit Respekt begegnen, Flegel!" Ein grelles Licht trieb ihm das Wasser in die Augen.

Aliera ging schnell zu Moraelyn hinüber und legte ihm die Hände auf die Brust. "Seid gegrüßt, mein Gemahl. Notorgo sei Dank, dass er Euch und meinen Sohn sicher zu mir gebracht hat."

"Dankt auch dem Herrn der Drachen. Der Erzmagier hatte ebenso seinen Anteil daran." Moraelyns dunkle Hände hielten nun ihre nackten Arme sanft und zart. Er lachte, sah entspannt und glücklich aus. Aber die Hände auf seiner Brust waren ebenso eine Barriere wie eine Liebkosung.

"Ich bin in der Tat gesegnet. Doch es ist lange her, seit mein Sohn und ich miteinander gesprochen haben. Wir werden leichter die richtigen Worte finden, wenn wir zusammen allein sind."

Moraelyns Lächeln verschwand augenblicklich. "Sind Worte denn etwas, was zwei leichter finden können als drei? Gut. Vielleicht. Zuweilen. Frau." Er machte auf der Stelle kehrt und ging. Die Brücke schwang und knarrte, aber seine Füße verursachten keinen einzigen Laut.

Aliera sah ihm nach, aber er blickte nicht zurück. Edward fühlte wieder diese sonderbare Mischung aus Erleichterung und Reue, die einhergeht mit dem Verletzen eines Feindes. "Edward, mein Sohn, komm und setz Dich zu mir."

Er blieb, wo er war. "Frau Mutter, ich habe viele Jahre gewartet und bin weit gereist um eine Antwort zu erhalten. Ich will nicht länger warten, noch einen Schritt weitergehen."

"Was wurde Dir erzählt?"

"Dass Ihr auf heimtückische Art und Weise nachts mit der Hilfe von Magie entführt wurdest, während mein Vater schlief, im Vertrauen auf die Ehre seines Gastes."

"Das erzählte Dein Vater. Und Moraelyn?"

"Er sagte, dass Ihr aus freien Stücken mitkamt. Ich will nun hören, was Ihr dazu sagt."

"Willst Du hören, wieso ich Deinen Vater verlassen habe oder wieso ich Dich nicht mit mir nahm, als ich mich entschloss, zu gehen?"

Edward schwieg einen Moment, dachte nach. "Herrin, ich will die Wahrheit hören, also muss ich die Wahrheit sagen. Ich will wissen, wieso Ihr mich zurückließet. Das andere, denke ich, weiss ich bereits, so weit ich es kann oder will. solang Ihr mir nicht mehr darüber erzählt."

"Die Wahrheit? Wahrheit ist nichts, dass für sich allein existiert, losgelöst von denen die sie begreifen. Aber ich will Dir meine Wahrheit erzählen und möglicherweise wirst Du dann Deine Wahrheit erkennen."

Aliera ging zurück zu einem weich gepolsterten Stuhl und fasste sich. In der Nähe ließ sich ein kleiner, rubinroter Vogel auf einem Ast nieder und trillerte begleitend zu ihrer sanften Stimme.

"Meine Eltern arrangierten meine Hochzeit, so wie es Brauch ist in unserer Heimat. Ich liebte Corcyr nicht, aber anfangs respektierte ich ihn und versuchte, ihm eine gute Gemahlin zu sein. Er sorgte nicht für mich, noch sorgte er sich um mich. Und so verlor ich meinen Respekt vor ihm und jeden Tag starb ein Teil von mir, dahinwelkend wie eine vernachlässigte Pflanze. Ich war nur glücklich mit Dir, aber Corcyr befürchtete, ich würde Dich verweichlichen. "Weibisch machen.", sagte er, und so durfte ich ab Deinem dritten Geburtstag nur noch eine Stunde am Tag mit Dir verbringen. Ich hörte Dein Schluchzen und saß weinend da, ohne ein Herz für irgendwas. Letztendlich hörtest Du auf zu schreien und nach mir zu fragen, und mein Herz blieb leer zurück. Ich begann, viel zu spazieren und zu reiten, allein bis auf eine oder zwei Wachen. Dann kam Moraelyn. Er wollte Ebenerz in den Wrothgarischen Bergen abbauen. Dieses Stück Land war Teil meiner Mitgift. Er war gewillt, unsere Leute im Gebrauch der dunkelelfischen Waffen zu unterrichten und ihnen auch welche zu geben. Im Gegenzug konnten sie ihm helfen, sich die Goblins vom Leib zu halten und erlaubten ihm, eine Kolonie seines Volkes in Hochfels zu gründen. Corcyr hatte keine Verwendung für das Land, hatte aber ein Auge auf die Waffen geworfen - es gibt keine besseren - und stimmte dem Abkommen zu. Da noch viele Details zu klären waren, viel mir die Aufgabe zu, die Verhandlungen zu führen. Corcyr verachtete die Dunkelelfen und er war eifersüchtig auf Moraelyn, der schon damals als der beste Kämpfer Tamriels gerühmt wurde.

Aber Moraelyn ist mehr als ein geschickter Kämpfer; er ist belesen und interessiert sich für alles, was unter der Sonne existiert. Er sang und spielte, als wäre er von Jeh Free und Jhim Sei unterrichtet worden. Er war der Gefährte, von dem ich schon immer geträumt hatte... dies und nicht mehr, ich schwöre es. Wir beide liebten es, draußen zu sein, so fanden unsere Gespräche beim Ausritt oder Spaziergang statt, immer in Begleitung seiner und Corcyr's Männer. Als alles geklärt war, gab Corcyr ein großes Fest, um das Bündnis zu feiern. Alle Edlen von Hochfels und viele aus anderen Provinzen kamen. Am späten Abend war Corcyr sehr betrunken und ließ eine Beleidigung fallen, die nur mit Blut gesühnt werden konnte. Ich hatte mich schon mit den Edelfrauen zurückgezogen, so dass ich nicht genau weiss, was es war, aber ich hörte selbst genug von ihm, um zu wissen, dass Corcyr eine Menge Beleidigungen auf Lager hatte. Moraelyn forderte ihn zum Duell und gab Corcyr Zeit bis zum nächsten Mittag, damit dieser einen Streiter finden könne.

Dann kam Moraelyn allein zu mir in meine Gemächer und erzählte mir, was vorgefallen war. 'Meine Herrin, ich denke, er wird Euren Bruder zu seinem Kämpfer erwählen; auf jeden Fall wird es einen Fluss voll Blut zwischen uns geben, der weder in diesem noch in einem anderen Leben überquert werden kann. Ich kann ohne Eure Liebe leben, aber ich ertrüge nicht Eure Feindschaft. Kommt jetzt mit mir, als Gemahlin oder als geehrter Gast, wie Euch beliebt. Und Ihr sollt als Blutpfand dienen an Statt Eurer Freunde und Verwandten.'

Und dort, im Mondlicht, in meiner Angst, mit meinen Damen, die um mich herum schliefen, wurde mir klar, dass ich ihn liebe. Ich bezweifelte, dass ich ohne ihn leben könnte. Und dennoch, ich liebte Dich mehr! 'Mein Sohn, ich kann nicht.', flüsterte ich. 'Meine Herrin, Ihr müsst Euch entscheiden. Es tut mir leid.' Siehst Du es, Edward? Wäre ich geblieben, hätte es den Tod meines Bruders bedeutet, sein junges und unschuldiges Leben gefordert. Oder das Deines Vaters! Oder möglicherweise das des Mannes, denn ich liebte, auch wenn das am unwahrscheinlichsten war. Moraelyns Kampfkünste allein waren schon überragend, und unter diesen Umständen hätte er sich auch auf seine magischen Künste besonnen. 'Wir könnten ihn mit uns nehmen.' Aber Moraelyn schüttelte traurig den Kopf: 'Das werde ich nicht tun. Es ist gegen meine Ehre, Vater und Sohn zu trennen.'

Die Liebe allein lassen, ich bin zur Pflicht erzogen.", sagte Aliera stolz. "Hätte ich Dich Deinem Vater oder Deinem liebenden Onkel entreissen sollen? Und ich dachte natürlich an Corcyr, der mich, sollte er überleben, für die Umstände verantwortlich machen würde und es als einen Vorwand nutzen würde, mich zu verstoßen. Ich dachte, dass es Corcyr sehr entgegenkäme, wenn ich fort wäre, ich wusste, dass er die Waffen unbedingt haben wollte. Ich könnte diese gegen Zeit mit Dir eintauschen, dachte ich. All dies ging mir durch den Kopf, während Moraelyn dastand und wartete, ohne mich anzusehen.

'Oh, Herrin Mara, hilf mir, weise zu wählen!', betete ich. Wollt Ihr mich wirklich zur Frau? Ich kann Euch nichts als Ärger bieten.'

'Aliera, ich will Euch zur Frau. Und ich will nichts außer Euch selbst.' Er zog seinen Mantel aus und wickelte ihn um meinen Körper, das Bettzeug beiseiteschiebend.

'Moraelyn, wartet! Ist es recht, was ich tue?'

'Meine Herrin, wenn ich meinte, es wäre falsch, stünde ich nicht hier! Von den Möglichkeiten, die Euch gegeben sind, scheint dies die beste zu sein.' Er nahm mich auf die Arme und trug mich zu seinem Pferd. Und so verließ ich Deines Vaters House, nur in seinen Mantel gekleidet und vor ihm auf dem Ross sitzend. Und wilde Freude mischte sich mit Sorge, so dass ich kaum wusste, wie mir geschah. Das ist meine Wahrheit."

Edward sagte ruhig: "Aber letztendlich hat er mich und meinen Vater getrennt."

"Mit großem Widerwillen. Und nur, weil der Drache sagt, dass Du und Dein Vater in Wahrheit bereits im Herzen getrennt seid. Es ist nur eine Frage von mehr Bündnissen, die Dir ein Maß an Sicherheit bieten. Moraelyn bestand darauf, dass Du aus freien Stücken kommen solltest. Und Du bist genauso frei, zurückzukehren, wann auch immer Du es wünschst."

"Moraelyn hätte mich einfach mitgenommen! Es war I'r... Ich meine, der Erzmagier, der darauf bestand, dass ich zustimmen müsse."

"Er ist von Natur aus kein geduldiger Mann. Und er ist bemüht, Corcyr nichts anzutun. Zweifellos war er der Meinung, das Gespräch könne ebenso woanders fortgesetzt werden."

"Er nannte ihn 'König der kleinen Hähne' und lachte. Wieso? Ist das Geflügel von Daggerfall kleiner als die Vögel von Ebenherz? Und was hat das überhaupt für eine Bedeutung? Mein Vater war sehr wütend; ich denke er hätte gern gekämpft. Aber es stimmt, er hasst mich. Ich wusste das, aber ich wollte es nicht wahr haben, also habe ich mir vorgemacht, es sei nicht so. Ich glaube nicht, dass Moraelyn dies tun würde."

"Nein."

"Er würde lügen. Er dachte darüber nach, mir zu sagen, er sei mein Vater. Ich konnte es sehen."

Aliera warf ihren Kopf in den Nacken und lachte ihr schönes, glockenhelles Lachen; er erkannte es von früher, und es löste Schauer auf seinem Rücken aus. "In der Tat muss er das sehr gewollt haben, wenn er es Dich sehen ließ; er ist eigentlich gewitzter. Und er legt keinen falschen Eid ab oder verletzt die, die er liebt."

"Er liebt mich nicht; er mag mich nicht einmal."

"Aber ich tu es, mein lieber Sohn. Du..." Edward dachte, sie würde sagen, er sei groß geworden; Erwachsene taten dies immer, auch wenn sie ihn erst eine Woche zuvor gesehen hatten. Sehr seltsam, da er klein war für sein Alter. Doch sie sagte: "Du bist genau so, wie ich es mir dachte." Mit tiefem mütterlichem Stolz.

"Und er liebt Euch. Aber er sagte er wäre Niemands Laufbursche. Doch Ihr schicktet ihn, als wäre er einer."

Aliera's Gesicht und Hals brannten Feuerrot.

"Mitnichten, obschon ich zu einem Dienstboten degradiert wurde, wie mir scheint." Moraelyn war lautlos eingetreten, ein großes Tablett voll Essen tragend. "Bring mir einen Hocker, Junge. Du kannst den Pagen spielen und ich den Diener. Du musst ausgehungert sein, und ich dachte, am Besten komme ich zurück, bevor meine Gemahlin anfängt, den Rest meiner schlechten Eigenschaften aufzuzählen. Das könnte den ganzen Tag dauern." Er hatte die Rüstung abgelegt, gebadet und sich in ein frisches schwarzes Wams und eine Hose mit einer silbernen Schärpe um die Hüften gekleidet. Doch das schwarze Schwert schwang noch immer an seiner Seite.

"Mara, steh' uns bei, Ihr habt genug Essen für eine kleine Armee. Und ich breche mein Fasten." Aliera's zierliche Hand berührte seinen Arm, glitt zärtlich an ihm hinunter, ergriff dann seine Hand, drückte sie und führte sie zu ihren noch immer glühenden Wangen, um sie dann mit ihren Lippen zu berühren. Edward sah schnell beiseite, da ihm der Anblick seiner dunklen Haut im Gegensatz zu ihrer Reinheit nicht angenehm war.

"Dies ist für mich, und ein bisschen für den Jungen. Aber leistet uns Gesellschaft, meine Teuerste. Ihr seid dünn geworden. Schmachtend für mich, ohne Zweifel." Er wickelte eine Strähne ihres dunklen, gelockten Haares um seinen Finger und zog daran, grinsend; dann fiel er über das Essen her wie ein ausgehungerter Wolf, griff es mit kleinen sibernen Waffen an, statt mit seinen Fingern zu essen, wie es Menschen tun. Das Mahl war wunderbar. Edward aß, bis er nicht mehr konnte.

"Lauschen." murmelte er gedankenverloren. Er brütete schon das ganze Essen über einer Liste mit Moraelyns Fehlern, und merkte zu spät, dass er es laut aussprach.

"Bei Zenithar, Junge, wenn Ihr Menschen Eure Privatgespräche so herausschreit, erwartest Du doch nicht, dass ich mir Wolle in die Ohren stopfe?" Er tippte auf eines seiner großen, spitzen Ohren. Edward versuchte verzweifelt, sich zu erinnern, was sie gesprochen hatten. Lügen. Oh Gott. Vielleicht hat er es nicht gehört.

"Ich bin also ein Lügner, bin ich das, Junge?" Möge Vir Gil ihm helfen, Edward fühlte sich wie ein Ertrinkender. Konnte der Elf Gedanken lesen? Er hoffte, es war nicht die Beleidigung, die sein Vater in den Mund genommen hatte! "Ich... Ich meinte, ich dachte, dass Ihr darüber nachgedacht hättet. Ihr hattet gezögert." Edward schluckte. Er war dabei, es noch schlimmer zu machen.

"Möglicherweise habe ich versucht, mich zu erinnern." Der hämische Tonfall war zurück.

"Ihr mögt mich nicht mal!", stieß Edward hervor.

"Scheint, als hätte dies Deinen wahren Vater nicht davon abgehalten, Dich einzufordern."

"Moraelyn! Lasst das!", fuhr Aliera dazwischen, aber der Elf hob seine Hand, um sie zum Schweigen zu bringen.

"Ich bin mir nicht so sicher:", warf Edward ein.

"Wieso sagst Du das?"

"Ich weiss nicht... Roane sagt... Sachen... und ich bin nicht wie er. Jeder erkennt das. Und hört dann auf zu reden."

"Welche Dinge? Sprich, Junge!"

"Davon, wie versessen Mutter auf ihren Bruder war, als sie jung waren. Wie traurig und wütend er war, als sie weggebracht wurde. Mehr wie ein Liebhaber, als wie ein Bruder, sagt sie. Sie sagt es sehr süß, aber sie meint etwas bestimmtes damit. Irgendwas zu schmutziges, um es auszusprechen. Andere Male redet sie davon, wie elfisch ich aussehe. Und wie schnell nach der Hochzeit ich geboren wurde. Wenn auch nicht so schnell wie ihr erster Sohn."

Moraelyn sprang auf: "Beim Rächer, ich werde zurückkehren und dem Weibsstück das Genick brechen! Die Menschen", er verbiss sich die Beleidigung, aber seine roten Augen flammten vor Zorn; seine Muskeln schwollen an, sein Haar stand ihm zu Berge. "Du siehst nicht halbelfisch aus. Ich habe Deine Mutter das erste Mal vier Jahre nach Deiner Geburt getroffen, niemals vorher. Roane, scheint es, kann sich nicht zwischen den Lügen entscheiden, die sie erzählen will. Aber Inzest! Möge Kel sie töten, wenn ich es nicht tue." Der große Elf schritt wütend im Raum auf und ab, geschmeidig wie ein Khajit, mit der Hand am Schwertgriff spielend. Die Plattform wankte und schwankte.

"Sie schmiedet Pläne für ihre Söhne, auf Kosten Edwards. Die Frage ist, wieviele ihr glauben schenken. Nicht genug, wenn sie geplant hat, dass er getötet wird." Aliera's feine Stirn hob sich ein wenig.
"Ich hatte nie etwas gegen sie, weisst Du. Sie auch nicht gegen mich. Sie wollte meinen Platz einnehmen und ich war froh genug, ihn ihr zu lassen, solange Edward in Sicherheit war."

"Ihr wollt, dass ich König werde, so dass ich Euch die Ebenerzminen überlasse." Edward hat eben das Puzzle zusammengesetzt.

"Oh, Teufel, nimm das Erz, dass er wohl will. Ich habe eine bessere Chance auf eine Zusammenarbeit mit Roane's Jungen, wenn Dein Vater erst tot ist. Sie haben einen Grund für Dankbarkeit und das Geschäft ist ein gutes. Auch wenn die Chancen, dass sie lang genug höflich bleiben, um einen Vertrag abzuschließen, gering scheinen, wenn man ihre Abstammung bedenkt."

"Also wieso? Ihr mögt mich doch nicht."

"Mara, hilf mir! Jemanden 'mögen' ist eine menschliche Vorstellung. Einen Tag mögen sie Dich, den nächsten nicht. Am Tirdas mögen sie Dich wieder. Meine eigene Gemahlin verhält sich mir gegenüber so, aber beruft sich darauf, mich zu lieben, auch wenn sie mich nicht mag. Ausgenommen natürlich die Tage, an denen sie keins von beiden tut, sondern darüber redet, dem Orden der Riana beizutreten. Glücklicherweise kommt das nur einmal im Jahr oder so vor. Ich gehe Jagen, bis sie wieder zu Sinnen kommt."

"Ihr übertreibt; das kam erst einmal vor, und das wisst Ihr genau."

"Ich erinnere mich an die Versöhnungszeit. Vielleicht sollte das öfter passieren." Beide grinsten einander an.

"Aber wieso wollt Ihr, dass ich König werde?", fragte Edward erneut.

"Ich sagte es Dir: es ist Akatosh's Vorstellung. Und die des Erzmagiers. Ich kam nur mit für die Reise. Frag sie."

"Ich sollte den Erzmagier fragen, wenn ich ihn sehe."

"Ein exzellenter Plan. Du wirst einige Wochen am Turm verbringen, bevor Du mit uns nach Norden gehst."

"Das ist alles?"

"Missfällt Dir die Vorstellung so sehr, den Winter mit Deiner Mutter und mir zu verbringen?"

"Nein...nein, Herr. Aber ich stimmte zu, mit I'ric zu gehen." Nicht mit Euch. Die Worte schwebten ungesagt zwischen ihnen.

"Du wirst, wenn es so weit ist. Ein paar Wochen dort werden Dich bereitmachen für Deine Schulung in der Magie; ich kann Dir Zauber beibringen. Aber Du musst härter werden, Dein Körper muss zu Deinem Geist aufschließen. Das ist der Wille des Erzmagiers."

"Kampfmagie? Ich will andere Dinge lernen. Wie ich Tiere rufe. Wie ich heile. Und schweben..."

"Du wirst das lernen, daran zweifle ich nicht. Und glaubst Du, ein Kämpfer kann nicht heilen? Dies ist der erste Zauber, den Du lernen wirst. Aber ein König muss wissen, wie man kämpft."

"Ich bin nicht gut darin."

"Beim Zahn des Drachen, Junge! Das ist genau der Grund, wieso Du lernen musst!"

"Und wenn ich es nicht kann?"

"Du hast Mut und einen klaren Kopf und das Potential, um Magie zu erlernen; das ist mehr, als die meisten Menschen jemals besitzen. Ich kann Dich den Rest lehren."

Edwards Kopf schwirrte vor dem ungewohnten Kompliment. "Ich tue? Ich habe? Ihr könnt?"

"Denkst Du, irgend jemand vom närrischen Hofe Deines Vaters würde nacht vor einem Drachen, einem Einhorn, dem Erzmagier oder dem Helden Tamriels stehen und Gerechtigkeit von ihnen erbitten? Gerechtigkeit! Angesichts dessen, mögen sie vielleicht um Gnade winseln, wenn sie überhaupt noch sprechen können, was ich bezweifle."

"Ich habe das getan? Ich tat es, oder nicht?" Edward war erstaunt, er wünschte, hinzuzufügen, dass er nichts wusste, nicht darüber nachdachte.

"Ja, Du hast es getan. Und das ist eine Tat die besungen werden soll von hier bis Morrowind; ich selbst werde die Ballade komponieren, sobald ich ein Nickerchen hatte. Ich habe keinen so gesunden Schlaf auf dem Rücken eines Drachen."

"Ihr habt einen Schlafzauber über mich und Shag gesprochen!"

"Und über den Rest des Schlosses, mit der Hilfe meiner Freunde."

"Ooooohhhh. Könnt Ihr fliegen? Wollt Ihr es mir zeigen?"

"Nicht so hastig. Ich sprach einen Zauber, der uns die ganze Nacht auf dem Rücken des Drachen hielt. Bis ich mich nicht ausgeruht habe, kann ich nicht mal eine Kerze anzünden ohne ein Streichholz."

"Oh. Gut, ich will lieber so sein wie der Erzmagier als wie ein Kämpfer."

"Hah! Dass sind Neuigkeiten für den Erzmagier, dass er nicht kämpfen kann! Ich hoffe, er findet die Zeit, Dir zu zeigen, wie man einen Stab führt. Es gibt keine bessere Waffe für das Grundtraining. Und keinen besseren Trainer. Nun, von den vieren, die Du vor Dir hattest, wer, meinst Du, kann die anderen übertreffen?"

Edward dachte sorgfältig einige Minuten nach. "Herr, mein Urteilsvermögen ist zwar sehr gering, aber wenn Ihr dennoch eine Antwort wollt, scheint es mir, dass der, der den Titel 'Held von Cyrodiil' trägt, der Beste sein muss. Müsste nicht auch der Erzmagier Euer Meister in der Magie sein? Und geschickt im Umgang mit Waffen, wie es scheint. Also, wer setzt sich durch? Kann ein Sterblicher gegen das Feuer, die Klauen und die Zähne eines Drachen bestehen? Und ich weiss nichts über das Einhorn, doch ich bin sicher dass es schnell ist und ein sehr scharfes Horn besitzt, dazu Hufe. So glaube ich an das Einhorn; es hatte das ruhigste Gemüt. Und seit Ihr mich gefragt habt, scheint es mir, dass die unwahrscheinlichste Antwort die richtige ist."

"Gut geantwortet, Jüngling! Das Einhorn würde leicht jeden einzelnen Zweikampf gewinnen. Kein Sterblicher oder Drachen kann sich schnell genug bewegen, um einen Treffer zu landen, es kann nicht verbrannt oder durch Magie und Elementarkräfte verletzt werden. Seine Hufe sind tödlich und eine einzige Berührung mit dem Horn tötet jeden Gegner, auch wenn das Horn selbst dabei verbrennt. Das mächtigste Einhorn kann es innerhalb von Augenblicken regenerieren."

"Und von den Vieren wäre wohl der Held von Tamriel der Verlierer allen gegenüber, auch wenn der Titel keine hohle Prahlerei ist!" Moraelyn war es nicht gewohnt, so abgeurteilt zu werden. "Meine Manieren mögen in der Folge gelitten haben.

Mein Herr König, ich stehe zutiefst in Eurer Schuld. Ihr habt mir eine große Ehre und einen großen Dienst erwiesen. Wenn ich dies jemals wieder begleichen kann, werde ich es tun. Vergebt meine harschen Worte und schlechten Mannieren. Ich hauste bei den Rohen und Rüpelhaften. Und es scheint, dass ich keinen Vater habe, kann ich Euch so nennen?"

Der Elf streckte dem Jungen die Hand hin, der seine in sie legte. Edwards Gefühl der Abneigung war gegangen, als ob durch die Magie des Gedanken, der ihm durch den Kopf ging, und dann löste er seine Hände und schlang sie um die Hüften Moraelyns. Die Hände des Elfen streichelten über das dunkle Haar und umfassten seine dünnen Schultern.

"Ich danke Dir, meine Gemahlin. Nach nur fünf Jahren Ehe schenkst Du mir einen guten Sohn von neun Jahren. Erstaunlich. In der Tat...magisch."

König Edward

Band III - Lektionen


Die goldenen Herbsttage vergingen schnell. Edward verbrachte die meiste Zeit in der Gesellschaft seiner Eltern. Er sah etliche andere Kinder. Niemand wohnte in "ihrem" Baum, nur ihr Waldelfen-Hausherr und Moraelyns sechs Kameraden, seltsam gemischte, aufgekratzte Runde. Respektlos, dachte sich Edward. Niemand vom Hofe Daggerfalls, auch kein Diener, hätte es gewagt, sich so gegenüber seinem Vater zu verhalten, wie sie es mit ihrer andauernden Spötterei taten. Aber sie waren weder Diener noch Hofleute. Nur Kameraden. Nur einer war ein Dunkelelf, da waren eine Khajit, zwei Waldelfen, Bruder und Schwester, ein Nord, noch größer als Moraelyn und auf seltsame Weise echsenartig anmutend, der mit einem zischenden Akzent sprach, so das Edward ab und an Probleme hatte, ihn zu verstehen. Der Nord wurde "Sklave von Moraelyn" genannt, oder nur "Sklave", während ihn Moraelyn gewöhnlich "Mats" oder "Mein Sklave" rief. Mats pflegte die Waffen der Gruppe und sammelte Holz für die abendlichen Feuer. Aber auch die anderen machten Holz; Moraelyn selbst lieh sich öfter Mats' Axt, um Holz zu hacken, wenn es gebraucht wurde.

Sie vertrieben sich die Zeit vor allem damit, zu zweit oder zu dritt durch die Wälder und Wiesen zu streifen, zu jagen, Früchte zu sammeln. Gewöhnlich gingen Moraelyn, Aliera, Edward und die Katze Shade zusammen. Sie trugen Jagdbögen. Als Edward Moraelyn bat, ihm das Schießen beizubringen, verwies dieser ihn an Aliera, welche die bessere Schützin war. Und es war ihr Pfeil, der einen stattlichen Bock erlegte, auch wenn beide Pfeile trafen, und sie stritten darüber, wessen Pfeil denn nun der tödliche war, als sie zur Beute rannten.

"Bah!", rief Moraelyn, als er seinen schwarzen Pfeil aus dem Hinterteil des Tieres zog. "Ich kann mich nicht erinnern, wie ich mich versorgt habe, bevor ich Euch heiratete."

"Ihr hattet Gefährten."

"Stimmt. Mats, Mith und ich jagten zusammen, bevor wir Beech und Willow trafen". Moraelyn zog seinen schwarzen Dolch, "Zahn", und begann, das Tier zu häuten, während er Edward zurief, herzukommen und zuzusehen. "Du willst doch etwas über Tiere lernen, oder?"

"Über lebende.", sagte Edward mit Abscheu. Seine anmutige Mutter schnitt das Fell mit Enthusiasmus weg.

"Diese lassen sich schwer essen!", sagte der Dunkelelf. "Gib mir Deinen Mantel; ich werde Dir ein Paket schnüren."

"Ich bin Prinz, kein Packpferd!"

"Du wirst Deinen Teil tragen oder Du wirst diese Nacht ein hungriger Prinz sein." Der Dunkelelf hatte seine Fröhlichkeit verloren.

"Werde ich nicht. Ich werde gar nichts tun. Ihr könnt mich nicht dazu zwingen."

Moraelyn stand steif und schien darüber nachzudenken. "Kann ich nicht?", höhnte er.

"Edward, bitte...", appellierte Aliera an ihn.

"Sagt mir, Herr Prinz, wie sonst jemand Fleisch auf seinen Tisch bekommt, wenn er es nicht tragen will. Wenn Prinzen kein Fleisch tragen, werden dies Könige und Königinnen gewiss auch nicht tun. Oder wachsen Prinzen aus ihrer Unfähigkeit heraus, wenn sie Könige werden?"

"Sie haben Diener!" (servants)

"Dienende Ameisen? (serve ants) Was für eine schlaue Idee. Nur ein Mensch konnte darauf kommen! Ameisen sind ausgezeichnete Träger, ist mir aufgefallen, allerdings habe ich keinen Trick, sie herumzukommandieren. Vielleicht kannst Du mich das lehren."

"Diener! Wie Mats hier.", rief Edward. Er hasste es, auf den Arm genommen zu werden. Mats und die anderen Gefährten waren gekommen, da sie die lauten Stimmen gehört hatten.

"Mats? Du glaubst, dass ich Dich nicht dazu bringen kann, Hirschfleisch zu tragen, aber ich könnte Mats befehlen, es zu tun?" Moraelyn starrte hoch zum blonden Riesen. "Gut, man weiss es erst, wenn man es versucht. Mats, trag den Hirsch!"

Der Hüne kratzte sich nachdenklich am Kopf: "Hoheit, nichts täte ich lieber, aber es ist ein großer Hirsch und meine alte Verwundung plagt mein Kreuz; vielleicht, wenn Ihr einen kleineren schießt."

"Gut, Prinz, was nun?"

"Schlagt ihn."

"Worin? Ich kann schneller rennen. Mats, wenn ich diese Eiche vor Dir erreiche, wirst Du den Hirsch tragen." Mats schüttelte langsam den Kopf.

"Ihr schlagt ihn mit einem Stock!", brüllte Edward.

"Was für ein vielversprechender Heiler Ihr seid, mein Prinz. Ihr mögt mir verzeihen, wenn ich es unterlasse, Euch um Rat zu fragen, bevor Ihr mehr Übung habt. Meinem Urteil nach ist es nicht gerade förderlich für seinen Rücken, ihn mit einem Stock zu schlagen. Aber natürlich kann ich mich auch irren.
Silk, Du trägst den Hirsch."

"Ich, mein Herr? Es tut mir leid, aber mir fällt eben ein, dass ich der vierte Cousin des fünften Hauses der Dibella, Königin des Himmels, bin. Meine Ehre verbietet mir, irgendetwas zu tragen."

Willow und Beech erklärten, dass ihnen ein Magier untersagt hätte, irgendeinen Teil eines Tieres zu tragen, während der Mond Jode am Himmel steht.

"Prinz, seid Ihr wirklich sicher, was diese Regel betrifft? Es scheint, sie macht das Leben ziemlich aufwändig. Wir könnten das Holz zum Hirsch bringen, was viele Stunden dauert und eine Übernachtung hier zufolge hätte. Wir könnten das Fleisch einfach roh essen, aber ich spüre, dass mein Magen diese Option nicht gerade attraktiv findet. Aliera, kannst Du uns helfen? Wie schafft das Hochfels-Volk Fleisch auf den Tisch?"

"Mein Herr, als ich dort lebte war ich der festen Überzeugung, dass es auf magische Weise erschien. Es gab zwar Diener, aber diese waren eine störende, faule Gruppe, brachten mehr Ärger als nutzen. Edward, mein Sohn, ist es möglich, dass diese Gesetzmäßigkeit nur in Hochfels gültig ist?"

"Ich glaube schon..."

Edward trug einen Teil des Fleisches, unter dem sich sein Rücken bog, aber er beklagte sich nicht. Und so wurde es nach Hause gebracht, und das Nachtmahl war ein vergnügtes. Aber einige Tage später, als die Kameraden ihn dabei erwischten, dass er alles trug, fragten sie besorgt, on das ein Hochfelsprinz tun sollte.

"Wenn Mats kein Diener ist, wieso ruft Ihr ihn dann 'Moraelyns Sklaven'?", fragte Edward eines schläfrigen Nachmittags.

"Nun ja, er ist mein Sklave, ich habe Gold für ihn bezahlt, alles, was Mith und ich besaßen. In der Nähe von Reich Parthkeep wurde er von einem Mann geschlagen, war dem Tode nah; als wir das Prügeln stoppen wollten, sagte der man, Mats sei ein entflohener Sklave, und er werde mit ihm machen, was ihm beliebt. Also habe ich ihm das Gold hingeworfen und ihm gesagt, er könne es nehmen und verschwinden, andernfalls würde ich ihn eigenhändig töten. Er wählte letzteres, also sagte ich Mats, er solle das Gold nehmen und sei nun ein freier Mann. Er entschied sich, mit uns zu gehen; wir begruben das Gold zusammen mit seinem Herrn und seitdem gehört Mats zu uns."

"Könnte er gehen, wenn er wollte?"

"Natürlich."

"Darf ich ein paar dieser Beeren dort sammeln?", fragte Edward, und Moraelyn nickte.

Aliera schlief zusammengerollt auf der Seite. Moraelyn saß neben ihr an einen Baum gelehnt, seine Finger spielten mit ihren langen schwarzen Locken. Seine Augen und Haut waren empfindlich gegenüber der hellen Sonne. Shade's dunkles Fell glänzte silbern im Licht, während sie ausgestreckt in der Sonne schlief. Edward ging hinüber zu den Sträuchern und sammelte die großen Glühbeeren, die ihren Namen ihrem Leuchten bei Nacht verdankten, auch wenn sie in diesem Moment tiefgrau waren. Doch sie schmeckten lecker. Er fragte sich, ob er nachts glühen würde, wenn er nur genug äße. Oder solle er sie pressen und den Saft sammeln? Die Büsche umgaben ihn, er fand eine Art Tunnel durch sie hindurch und trottete ihn entlang, gespannt, wohin dieser wohl führen möge.

Er mündete in eine kleine Lichtung, direkt vor einem Haufen Felsen. Darin war ein Loch und irgendetwas war darin. Edward ging rückwärts, ihm entfuhr jedoch ein kleines Keuchen. Das Ding erhob sich, zeigte ihm einen hauerbewehrten Kopf und kräftige Beine, die in der Erde scharrten.

Der Junge wich langsam zurück. Der Kopf des Tiers senkte sich, die Schultern hoben sich und der massige Körper spannte sich an. Edward versuchte, sich in die Büsche zu werfen - da war keine Lücke - und dann, unglaublich, stand Moraelyn vor ihm, zwischen ihm und dem Tier. Blitz und Donner, und der Elf schien einige Fuß nach hinten springen, landete direkt vor Edwards Gesicht. Er zog klirrend sein Schwert, Funken umgaben ihn und der Geruch von Verbranntem. Stille.

"Sieh, dass Du hier raus kommst, Junge! Jetzt!"

Edward floh, schrie nach seiner Mutter, die auf die Sträucher zurannte und ihn rief. Sie zog ihn an sich und begann, nun nach Moraelyn zu rufen. Keine Antwort. Dann, auf einmal, war der Elf hier, unverletzt, das Schwert wieder in der Scheide. Aber er atmete schwer.

"Habt Ihr es getötet? Seid Ihr verletzt?"

"Nein und nein. Ich war geschützt, gerade noch. Du hast eine Bache aufgebracht, in ihrer Höhle mit ihrem Wurf. Glücklicherweise dachte sie, sie hätte genug, nach dem ersten Angriff. Ich glaube, sie ist es nicht gewohnt, dass ihre Feinde danach immer noch vor ihr stehen."

"Wieso habt Ihr sie nicht getötet?", fragte Edward, blutrünstig nach seiner durchstandenen Furcht.

"Ein Katana, auch keine Ebenerzklinge, ist nicht die Waffe, die ich gegen eine Bache wählen würde, Einen Speer vielleicht, je länger, desto besser. Zumal, wenn wir sie am Leben lassen, werden nächstes Jahr mit etwas Glück sechs Schweine hier sein."

"Ihr beschwörtet einen magischen Schild.", sagte Edward großäugig.

"Das wohl, doch abgesehen vom Schild hat sie ein paar Treffer gegen einen robusten, alten Dunkelelfen gelandet."

"Edward, es wäre angemessen, Deinem Retter zu danken.", forderte ihn seine Mutter auf.

"Ich danke Euch.", sagte Edward gedankenverloren, da ihm noch mehr Fragen durch den Kopf gingen. Woher wusste der Elf von der Gefahr? Wie konnte er so schnell reagieren?

"Der Dank gebührt nicht mir, sondern Shade.", entgegnete Moraelyn.
"Die alte Katze sagte mir, das es Ärger gibt."

Edward kniete sich hin und kraulte die selbstzufrieden schnurrende Katze. "Gute alte Shade. Ich kann immer auf sie zählen."

"Mein Sohn."

"Unser Sohn." Die Worte klangen stolz. Edward grübelte einige Zeit darüber; es brauchte eine Erklärung. Die eine, die er sich erhoffte, war, dass Moraelyn ihn einfach noch nicht gut genug kannte und geneigt war, das Beste in einem Fremden zu sehen. Möglicherweise, aber mittlerweile konnte er sich ganz gut damit anfreunden. Es war schön, einen Vater zu haben, der Stolz auf einen ist, der gern mit einem zusammen ist, einen überall mit hin nimmt und mit einem redet, einem zuhört. Und der einen vor Allem allein lässt, wenn man es wünscht. Moraelyn wollte nur wirklich allein sein, wenn er ein Lied dichtete.

Edward erzählte Beech und Willow von der Bache. "Ich rannte, als er es mir sagte. Würdet Ihr das tun? Weil er es sagt. Ich hatte keine andere Wahl, aber..." Willow und Beech hörten aufmerksam zu, tauschten Blicke und sagten, sie würden sich darüber Gedanken machen.

Nach dem Abendessen am Lagerfeuer nahm Willow ihre kleine Harfe zur Hand und begann, über die Freuden des Herbstnachmittages und der Beeren zu singen... ausser darüber, dass Moraelyn den Jungen zum Beerenpflücken geschickt hat. Diesen Part erzählten sie falsch. Moraelyn setzte sich ruckartig auf und blickte in die Runde, doch die anderen waren in die Dunkelheit entschwunden und Willow schaute nicht zu ihm.

Mith schlenderte in den Feuerschein, mit zögerlichen Schritten, imaginäre Beeren pflückend und diese geräuschvoll essend. Moraelyn senkte den Kopf und stöhnte. Mith gab vor, etwas entdeckt zu haben und sprang vor Freude in die Luft. Mats' Kopf und Schultern kamen in das Licht. Mith streckte eine Hand nach ihm aus und schreckte mit einem Quieken zurück, als Mats versuchte, ihn mit einem Hauer aufzuspießen. Große Hauer und eine Schweinenase zierten sein Gesicht. Mith hockte da, die Hände vor das Gesicht geschlagen vor lauter Schrecken. Und Silk, schwarz gewandet, sprang zwischen Mats und Mith, mit einem Funkenregen. Er griff nach seinem Schwert, aber Mats sprang ihn an, so dass er ins Dunkel geschleudert wurde. Mats, auf allen Vieren kriechend, verfehlte Mith, zerriss nur seine Hose. Mith floh um's Feuer, von Mats verfolgt. Silk war wieder da, nun mit gezogenem Schwert, und griff Mats an.

Noch eine Gestalt erschien, in Aliera's blauem Gewand mit Beech's Kopf, auf dem eine lange schwarze Perücke thronte. Mith versteckte sich hinter ihren Röcken, während sie auf Mats starrte und erschauerte. Nun stolperte Silk und schlug der Länge nach hinter ihr hin. Beech warf sein schwarzes Haar zurück, streichelte Mith kurz über den Kopf, fuhr seine eigene Augenbraue mit feuchtem Finger nach, nahm gemächlich seinen Bogen, zielte und schoss.

Mats wurde nach hinten geschleudert und verendete mit einem wirklich realistischen Todesröcheln. Vor Freude umarmten sich Beech und Mith, ohne Silk, noch immer am Boden, Beachtung zu schenken.

Moraelyn begann zu lachen, als Silk zuerst lossprang, Aliera hatte auf Beech's auftritt gewartet. Nun liefen ihr vor Lachen die Tränen, Moraelyn klopfte vor Lachen auf den Boden. Überall erschallte das silberhelle Lachen und ein wahrer Goldregen ging über der Runde nieder. Die Gefährten stellten sich auf und verneigten sich, wie es die Menschen tun.

"Nochmal!!"

"Neeeeiiin!", japste Moraelyn, immer noch lachend. "Und Du warst näher daran, mich zu töten, als es die Sau tat! Ich bitte um Gnade!"

"Ein anderes Mal, geehrte Zuschauer... Unser König hatte einen sehr langen Tag. Wir danken Euch allen."

"Götter, hat das die ganze Stadt gesehen?" Edward starrte hinter sich, aber sie verschmolzen alle mit der Dunkelheit. "Das war nicht, wie es geschehen ist, Ihr wart ein Held! Sie haben sich über Euch lustig gemacht."

"Ja und ja. Vor Allem letzteres, Bei Jephre, das war lustig!"

"Alle haben das gesehen! Und Ihr lasst sie es wieder tun?" Edward war empört. Alle sahen belustigt aus.

"Sie lassen? Es wird für Jahrhunderte in ganz Tamriel gespielt werden, glaube ich. Aber niemals wieder so gut."

"Aber es gechah nicht so."

"Es hätte so geschehen können, wenn Mats.. ich meine die Bache erneut angegriffen hätte. Aliera's Bogen wäre eine wahrlich effektivere Waffe gewesen als meine bloße Klinge. Dann hätte sie Moraelyn springen sehen wie einen Khajit!" Sein Finger glättete seine Augenbraue, so wie es Aliera typischerweise tat, und er brach wieder in Gelächter aus.
"Oh ja, sie hätte das Biest mit einem Blick getötet, wenn sie keinen Pfeil gefunden hätte. Mats, Du warst mehr wie die Sau als sie sie selbst. Auch größer, ich schwöre! Mith, Du alter Schurke, nur Du konntest so unschuldig aussehen."

"Aaaaber es ist NICHT wahr!", protestierte Edward.

"Junge, denkst Du, es gibt nur die Wahrheit? War das, was Du heute gesehen hast, wahr? Hast Du die ganze Wahrheit gesehen? Auch von dem, was geschah? Was Du heute Abend gesehen hast, wird die ungesehene Wahrheit beleuchten, wenn Du es zulässt, Du könntest Dein ganzes Leben darüber nachdenken und doch nicht alles sehen, da es immer weiter und tiefer geht, so wie die Wellen in einem Brunnen. Was geschieht, ist nur ein kleiner Ausschnitt der Wahrheit, vielleicht sogar der geringste. Und was Du siehst ist noch kleiner."

Edward meinte noch immer, dass ein König wahrlich mehr Würde besitzen sollte. Aber er sagte es nicht.

König Edward

Band IV - Geschichten


Edward schaute seine Mutter trotzig an. "Ich bin nicht krank und ich bin auch kein Baby. Ich kann allein hier bleiben, ich brauche Mith nicht." Ein gefährliches Blitzen war in Moraelyns Augen zu sehen. Aliera's Lippen wurden dünn: "Du wirst auf ihn aufpassen, Edward."

"Ja, Herrin.", antwortete Edward launisch.

"Kommt, Frau. Mith weiss, wie er mit Prinzen umgehen muss, die seine Gesellschaft nicht mögen." Die drei Erwachsenen lachten über den Witz, den Edward nicht verstand.

Das Wetter war regnerisch und Edward hatte schnupfen. Also beschloss seine Mutter, dass er nicht nach draußen gehen sollte. Moraelyn hatte sich auf seine Seite geschlagen, musste aber die Segel streichen, als Aliera das herausfand, und Edward mit einem Schulterzucken zu verstehen geben, dass er hilflos sei. Mith, den Edward am wenigsten von allen leiden konnte, bot sich an, auf ihn aufzupassen. Da wäre sogar Ssa'ass besser gewesen. Er sah schäbig aus, wie ein Stalljunge, und war, auch für einen Kameraden, ziemlich frech. Daher schmollte Edward noch einige Zeit. Indes nahm Mith einen Besen und begann, den Boden des Raumes über Edward zu fegen, so dass der Dreck herunter zu Edward rieselte. Was ist der Sinn am 'Drinbleiben', wenn es kein Drinnen gibt, in dem man bleiben kann? Also hörte er auf, zu bocken, und nahm einen Besen, um Mith zu helfen.

"Mith, seid Ihr jemals beim Kristall-Turm gewesen?

"Ja, war ich. Es ist ein sicherer Ort, aber irgendwann wirst Du dessen überdrüssig." Mith schwang den Besen mit Energie. "Fegen dort war richtig spaßig! Die Plattformen hatten keine Seitenwände, so dass Du einfach alles über den Rand fegen konntest. Du fängst oben an und arbeitest Dich nach unten."

"Ihr seid schnell mit dem Besen, Mith. Ich habe noch nicht mal die Hälfte meiner Seite geschafft. Wird es dort andere wie mich geben?"

"Oh, einige Kinder, denke ich. Die meisten werden etwas älter sein als Du. Ich muss schnell sein mit dem Besen. Mein Vater ließ mich immer die Ställe des Königs putzen, als ich in Deinem Alter war. Ich habe auch zuviel geträumt und geredet wie Du; er schlug mich dafür, also lernte ich, schnell zu sein."

Edward arbeitete schneller, wirbelte Staub auf. "Nicht so, Junge. Sie mich an! Egal, es ist keine Eile nötig; das ist nur meine Art zu arbeiten. Moraelyn würde Dir meinen Kopf auf einem Tablett servieren, wenn ich Dich anrühren würde. Mein Vater, eh, er war immer... nun ja, er war ein harter Mann. Er war ein Nord."

"Euer Vater?" Edward musterte Mith, aber dieser sah aus wie all die anderen Dunkelelfen, die er bisher gesehen hatte. Das waren nicht viele, denn sie kamen nicht nach Daggerfall, Gerald hat sie verbannt. Aber er hatte einige an anderen Höfen gesehen, und in Firsthold gab es auch welche neben Moraelyn und Mith. "Hatte er rotes Haar?" Mith hatte dunkelrotes, Gerald rotes Haar. "Er verwaltete die Ställe für Moraelyn?" Kein Wunder, dass Mith aussah wie ein Stalljunge. Aber Edward blieb höflich. Mith hatte eine scharfe Zunge... und Edward wusste dass seine Eltern es nicht kümmern würde, wenn Mith unverschämt gewesen wäre.

"Er hatte rotes Haar, vielleicht habe ich meines von ihm... Aber die meisten Elfenmischlinge sind dunkelelfischen Ursprungs. Nein, Moraelyn war kein König und erwartete auch nicht, es zu werden... Das war in Schwarzlicht, wo ich geboren bin. Moraelyns Bruder war König in Ebenherz zu dieser Zeit. Er kam zu einem Staatsbesuch zu uns und brachte Moraelyn mit, um ihn aus der Schusslinie zu halten, wie er sagte." Mith grinste: "Ich grinste, als ich ihn das sagen hörte, und ich sah den Jungen, wie er mich aus den Augenwinkeln beobachtete, jedoch ohne Notiz von mir zu nehmen, als wäre ich Dreck. Sein Bruder gab ihm einen Beutel und befahl ihm, in die Stadt zu gehen und sein Messer wetzen zu lassen. Dann deutete er mit dem Daumen auf mich und wies mich an, ihm den Weg zu zeigen."

"Moraelyn sagte, er bräuchte keine Eskorte und stampfte davon, wie es Prinzen tun." Mith grinste Edward wissend an, doch es war kein unfreundliches Grinsen. Edward lächelte zurück, und Mith fuhr fort. "Unser König musterte mich, also folgte ich ihm. Moraelyn schenkte mir keine Blicke und ich folgte ihm vier Blöcke bis zu den Werften, und als ich versuchte, ihm zu sagen, wo die Schmiede sei, stieß er mich vom Pier. Ich kann zwar schweben, doch er überraschte mich, also landete ich mit einem lauten Platsch im Wasser, und jeder lachte über mich. Ich stieg wieder aus dem Wasser und ging zur Schmiede und wartete dort auf ihn, jedoch so, dass er mich nicht sehen konnte. Als er eintraf, stahl ich seinen Beutel. Er ging hinein, legte das Messer auf den Tresen und wies den Schmied an, es sofort zu bearbeiten. Dieser tat es, doch Moraelyn konnte nicht bezahlen. 'Ich bin der Bruder des Königs von Ebenerz!', sagte er dem Schmied. Doch dieser lachte nur und konterte; 'Und ich bin der Erzmagier.' Dann rief er die Wachen, drei Stück kamen. Nun ja, Moraelyn war damals noch nicht, was er heute ist - heute würden ihm drei Wachen nicht einmal zum Aufwärmen genügen- doch er war schneller. Blitzschnell war er raus aus der Schmiede, rannte mich beinah über den Haufen und hatte kurz darauf die Wachen abgehängt, da diese in ihrer Rüstung wahrlich nicht sehr schnell waren. Ich fand ihn in einem dieser Heckenlabyrinthe im Park hockend. Er war völlig ausser Atem, doch ich blieb sicherheitshalber ein paar Wege weiter weg, als ich ihn fragte, ob er denn nun eine Eskorte zurück zum Palast bräuchte. Nicht, dass ich wieder zurück wollte! Ich wollte das Geld nehmen und damit abhauen, keine Frage! Aber ich musste das letzte Wort haben. Ich bin zwar nicht hoch geboren, aber ich bin stolz geboren.

Er starrte mich eine Minute oder so an, tief atmend, dann rollte er sich einfach herum und fing an sein Lachen zu lachen. Prinz oder nicht, ich begann, ihn zu mögen. Als wir fertig gelacht hatten, mehr oder weniger, fingen wir an, zu reden. Ich sagte ihm, dass ich nicht zurückgehen wollte. Nicht konnte. 'Prinzen werden nicht bestraft, Stallburschen schon.', sagte ich. Er entgegnete, das sei nicht unbedingt der Fall, aber er verstand meine Bedenken. Dann erklärte er mir, dass er, wenn ich seine Eskorte bin, seinem Bruder gehorchen müsse und er mit mir käme. Und, dass sein Name Moraelyn und nicht Prinz sei. Seitdem sind wir zusammen unterwegs... Mehr oder Weniger."

Edward lächelte höflich, Er konnte erkennen, wieso Mith weglaufen musste, aber nicht, wieso Moraelyn ihm gefolgt war. Auch wenn er fürchten musste, dass sein Bruder böse war wegen des gestohlenen Geldes. Edward versuchte, sich Moraelyn ängstlich gegenüber irgend jemand vorzustellen, und scheiterte. "Ich wünschte, ich wäre mutig. So mutig wie Ihr und Moraelyn."

"Wieso? Du bist mutig. Und Dein Mut wird mit dem Rest von Dir wachsen."

"Sind beim Turm nur Hochelfenjungen?"

"Dort werden auch andere sein. Einige Dunkelelfen, sicher. Vermisst Du die Deiner Art?"

Edward schüttelte den Kopf. "Menschenjungen mögen mich auch nicht mehr als Hochelfen..." Seine Augen wurden plötzlich feucht und er wandte sich schnell ab. Doch Mith's Stimme war unerwartet einfühlsam: "Ich dachte, Du willst zum Turm gehen."

"Tu ich ja, aber..."

"Du wirst einsam sein."

Edward nickte.

"Das ist eine große Herausforderung."

"Seid Ihr allein dorthin gegangen, Mith?"

"Nein. Moraelyn tat es, aber er war älter als Du, ein ganzes Stück, schon ein junger Mann. Sie nahmen niemand ausser Hochelfen als Studenten zu dieser Zeit, weisst Du. Aber Moraelyn hörte von ihnen und sagte, er wolle dorthin gehen. Wir sieben waren schon zusammen, sicher für Aliera, und eine gute Truppe im Kampf. Moraelyn besaß bereits die Drachenklinge und den Drachenzahn - erinnere mich daran, Dir einmal davon zu erzählen - und er war bereits ein berühmter Kämpfer. Und wir waren auch keine Faulpelze! Aber er war der Meinung, dass wir noch bessere Zaubersprüche wirken könnten, und der Turm wäre genau der Ort, an dem wir das lernen könnten. Also, niemand geht in die Nähe des Turms, ohne eingeladen zu sein. Niemand! Und niemand wird Dir sagen, wo er liegt. Aber sie werden Dir sagen, wo Du NICHT hingehen sollst. Also ging er hin, allein. Eines morgens war er weg und hinterließ uns eine Nachricht, dass wir ihn erwarten sollten. Also taten wir es, hier in Firsthold. Er war schon zwei Wochen weg, dann kam er eines Nachts zurück, ruderte herüber mit der Flut. Er sagte nur, dass sie ihn angenommen hätten, mehr konnte er nicht erzählen. Aber er bat mich, mit ihm dorthin zurückzukehren.

'Sie wollen mich?' 'Nun ja, sie haben einen Dunkelelfen akzeptiert', stellte er klar. 'Einer mehr sollte sie nicht allzusehr aufregen.' Also gingen wir hin, und - meine Herrn! - der Erzmagier selbst empfing uns an der Tür und wollte wissen, was dies solle. Ich hätte mich am liebsten in einen Stein verwandelt, wünschte, ich sei Pferdedung und konzentrierte mich ganz stark darauf, meinen Wunsch zu erfüllen. Aber Moraelyn sprach sehr höflich, erklärte, ich sei der Freund, den er erwähnt hatte, und an dessen Fähigkeiten der Erzmagier Interesse gehabt hätte, und natürlich wolle er das selbst sehen.

In der Tat war der Erzmagier interessiert. Sieh, sie tragen keine Rüstungen, sondern nichts als Stab und Dolch. Sie denken, dass Metall ihre Fähigkeit, Zauber zu sprechen, beeinträchtigt. Aber Moraelyn konnte sogar in voller Rüstung mit einem Schwert in der Hand sehr gut zaubern. Und ich konnte es in einer Lederrüstung und mit einem Säbel, auch wenn das eine unhandliche Wafffe ist; mir ist ein Kurzschwert lieber. Wahrlich, sie schätzten mich nicht allzu hoch, anders als Moraelyn... Er kampierte vor der Tür, und wenn sie versuchten, ihn zu bewegen, blieb er einfach dort sitzen! Sie warfen all ihre Zauber auf ihn, die Trollwachen, alles. Nichts. Er legte die Trolle auf's Kreuz und ließ ihnen Zeit, sich wieder zu erholen. Wenn sie versuchten, ihn mit ihren Stäben zu schlagen, wehrte er sie mit seinem Schwert ab, und die Zaubersprüche krümmten ihm nicht ein Haar."

Edwards Mund stand weit offen: "Wie schaffte er das?!"

"Nun, es war in gewisser Weise ein Trick. Er fand etwas, das Willow natürlicherweise besaß. Schau, Willow ist anders."

"Ich wusste nicht, dass Willow zaubern kann!"

"Also, sie hat keine magischen Kräfte, eigentlich... aber sie kann sie absorbieren, wenn Du einen Zauber auf sie sprichst. Natürlich nützte ihr das nicht viel, da sie einfach nie gelernt hatte, damit umzugehen, wenn sie die Kräfte hatte. Und wenn sie einmal weg waren, konnte sie nicht mehr üben. Bis Moraelyn sich ihrer annahm und sie schulte. Und so gewann er allmählich die Erkenntnis, das, was sie unbewusst tat, bewusst zu machen, einen Zauber daraus zu formen. Und so saß er da und absorbierte all die Zauber und steckte die Energie sogleich in einen Schild. Das hat sie alle durchdrehen lassen."

"Er sagte, dass der Erzmagier ihn dennoch schlagen konnte." Edward vermutete, dass Mith die ganze Geschichte erzählen konnte.

"Und genau das tat er, als er letztendlich kam. Aber allen anderen zusammen gelang dies nicht. Und alles, was Moraelyn wollte, war, mit ihnen zu studieren. Wir waren schon ein Anblick: zwei Dunkelelfen in ihrer Rüstung zwischen all dem Weiß und Gold. Ich fühlte mich wie ein Fisch auf dem Trockenen, aber Moraelyn interessierte sich für alles, was sie zu sagen hatten... Und Du kannst wetten, dass sie an seinen Lippen hingen, wenn er sprach. Er sprach zunächst nicht viel. Nach etwa zwei Wochen bat er mich, dem Erzmagier auszurichten, er käme in ein paar Tagen wieder. Und er kam zurück mit Silk! Natürlich hatte er ihnen von Khajit erzählt,,, Und sie haben ihm Fragen gestellt.

Der Erzmagier ist kein Trottel. Er starrte nur auf Silk, und sie schnurrte wirklich laut und rieb sich an ihm und fragte 'Wie geht's denn, Erzmagisterchen?'
Der Erzmagier schob Silk weg und fragte flüsternd: 'Wieviele noch?'

'Nur noch zwei, Herr.'

'Welchen Volkes?'

'Nur Waldelfen. Ganz normale Waldelfen. Keine Hörner, Hufe oder Schwänze. Wirklich, Herr. Die eine hat ausserordentliche Absorbierungsfähigkeiten mit manchen ungewöhnlichen Abstraktionen. Der andere ist nur ein Barde.'

'Sehr gut. Bringt nur den mit der Absorption, Wir wollen keinen Barden! Sie sind keine echten Magier.'

'Wisst, das ist sehr großzügig von Euch, Herr, aber der Barde ist ihr Bruder, Herr, und ich habe ihren Eltern geschworen, sie nicht voneinander zu trennen. So werden es nur wir drei sein.'

'Ihr Bruder.'

'Ja, ein Paar Zwillinge.'

'Bringt sie beide.'

Und drei Tage später ist er zurück mit den Zwillingen UND Ssa'ass UND Sklave. Der Erzmagier schaute sie an, von oben bis unten, aber er sprach wirklich ruhig. 'Dunkelelf, ein Paar Zwillinge, meintet Ihr ZWEI Zwillingspaare? Wollt Ihr mir weismachen, dass diese beiden da Zwillinge sind' Nun, ich konnte sehen, dass es Moraelyn ärgerte, das nicht probiert zu haben, aber er antwortete: 'Nein, Herr, die Zwillinge sind Beech und Willow. Der Argonier und der Nord sind keine künftigen Schüler. Sie sind Ausstellungsstücke. Für Eure Sammlung, Ihr habt noch keine dieser Art, dachte ich...'

'Dachtet Ihr. Ich habe auch noch keinen Drachen! Wollt Ihr mir als nächstes einen Drachen bringen?!'

'Oh, nun, ich könnte. Wollt Ihr einen?'

'Sagt mir, dass Ihr scherzt.'

'Nun, ich könnte es nicht versprechen. Und es würde eine ziemlich lange Zeit dauern, ein Jahr vielleicht, aber...'

Der Erzmagier verdrehte die Augen zum Himmel. 'Danke, All-Mutter, ich habe noch ein Jahr, um mich vorzubereiten.', flüsterte er."

Edward warf ein: "Ich glaube nicht, dass Mats und Ssa'ass Ausstellungsstücke werden sollten. Sie sind Personen, auch wenn sie keine Elfen sind."

"Oh, sie haben Ssa'ass als Schüler aufgenommen, als sie herausfanden, dass er einige interessante Heilzauber kannte."

"Aber Mats?"

"Mats hat nie an so etwas gedacht, Er hatte kein bisschen Magie, er konnte kein Schüler werden. Er hätte es sowieso gehasst. Er verbrachte seine Zeit mit den Wachen beim Kartenspielen. Wenn er nicht gerade erforscht wurde, da er einige interessante magische Resistenzen besitzt. Wie auch immer, seitdem sind die Schüler nicht nur Hochelfen, und sie folgen nicht alle dem Weg des Magiers."

"Ich soll...ich soll sein wie der Erzmagier."

"Oh, ja, genau," Moraelyns Stimme erklang ruhig hinter ihm. "Ich werde die Ohren eines Affen für Dich abschneiden und Deine Haut mit Safran färben. Dein Haar schneeweiss bleichen und Dich um einen Fuß strecken." Moraelyn warf ihn in die Höhe. "Geht es Dir gut, Sohn? Ich sagte es Dir, Aliera. Hier gibt es keine Krankheiten. Zum Glück, denn der Erzmagier ist zurückgekehrt. Wir werden morgen zum Turm gehen."

Es waren nur Moraelyn und Edward auf der Reise, denn Aliera hat sich Edwards Erkältung eingefangen und sie haben sich einen Spaß daraus gemacht, sie ins Bett zu stecken. Moraelyn ruderte sie in einem kleinen Boot über den Fluß und sie liefen fast den ganzen Tag, machten nur mittags kurz halt. Es war bereits Abend, als sie den Turm erreichten, und die untergehende Sonne spiegelte sich in ihm. Auch die See weit unten war rot. Es lag eine feierliche Stille über der Landschaft.

"Er ist groß, oder?" Edward blieb stehen, um ihn zu betrachten.

"Türme sind immer groß."

"Habt Ihr wirklich...", Edward verstummte. Auf diese Art Fragen zu stellen, entlockte dem Elfen keine befriedigenden Antworten.

"Hat Dir Mith Geschichten erzählt? Er hatte zehn Jahre Zeit, um diese auszuschmücken. Ich bezweifle nicht, dass sie glitzert wie der Turm."

"Er erzählte mir auch, wie Ihr Euch kennenlerntet."

"Das dachte ich mir schon."

"Ich verstehe nicht, wieso Ihr mit ihm weggingt! Er war ein Dieb und Stalljunge und Ihr wart ein Prinz."

"Ihr habt eben drei exzellente Gründe genannt, Prinz."

"Ihr gebt mir nie ernsthafte Antworten."

"Ein ernster Einwand. Sehr gut. Ich sah mich selbst durch Mith's Augen und mir gefiel nicht, was ich sah, einen ignoranten Tyrannen und Hasenfuß, der weder Junge noch Mann noch Prinz war. Warum seid Ihr weggerannt, Prinz?"

Edward senkte stumm den Kopf.

"Nein, ich brauche keine Antwort. Komm, es wird spät." Moraelyn wollte Edwards Hand ergreifen, doch dieser schüttelte sie ab. Wenn Moraelyn ein Hasenfuß gewesen war, was hatte das mit Edward zu tun? Er blickte zur Turmtür, an der Moraelyn um Einlass gebeten hatte und ihn auch erhielt, auch wenn sie ihn aussperrten. Edward könnte niemals etwas dergleichen tun, aber er konnte allein hineingehen, als geladener Gast.

König Edward

Band V - Der Kristall-Turm


Im Turm war der erste Eindruck Edwards das reine Weiss. Boden, Mauern, Decke, alles war weiss und strahlte Licht aus. Ihre Schritte erzeugten ein sanftes Knirschen auf dem rauen Boden. Ansonsten war es sehr ruhig, bis auf vereinzelte, schwache, unerkennbare Laute aus der Ferne. Moraelyn bewegte sich sicher durch die Gänge und Hallen, in dem Weiss wirkte er umso schwärzer. Sie kamen an langgezogenen Brunnen mit glitzernden Wasserfontänen entlang

"Wo sind denn alle?", flüsterte Edward

"Zu Tisch, hoffe ich. Ich bin hungrig, Ihr nicht?"

"Nein." Plötzlich tauchte ein großer, furchtbarer Schatten vor ihnen auf und brüllte herausfordernd. Edward umklammerte sogleich Moraelyns Arm mit beiden Händen, doch dieser riss sich los. "Halte Dich niemals an meinem Schwertarm fest, wenn wir auf ein Monster treffen! Bleib weg!" Aber Moraelyn zog sein Schwert nicht. Er blieb still stehen, während das Ungetüm seine langen Arme um ihn schlang und ihm auf den Rücken klopfte, noch immer brüllend. Er brüllte zurück und klopfte der Kreatur auf die Brust, dann stellte er Edward dem Hauptmann der Wache des Erzmagiers vor.

"Drücke ihn nicht!", warnte er den Troll, der grinste und dabei seine spitzen Zähne entblößte. "Er würde zerbrechen."

"Ich dachte, Trolle seien gefährlich!?", stieß Edward hervor, als sie eine lange, gewundene Treppe hinaufgingen.

"Sind sie. Ich hatte wochenlang blaue Flecken, obwohl ich geschützt war. Aber ich wollte seine Gefühle nicht verletzen."

"Mag er Euch?!"

"Nun, gut möglich, wie Du siehst."

"Wieso hält sich der Erzmagier Troll-Wachen?"

"Um die Ratten fernzuhalten."

Mehr Trolle, die ihnen jedoch kaum Beachtung schenkten. Noch eine lange Treppe. Mehr Korridore. Eine Art Wachraum, in dem drei Trolle mit Knochen spielten. Einer kam auf die Füße und führte sie einen dunklen Flur entlang. Eine Reihe Käfige, voll mit großen Ratten, dann welche mit kleinen, sonderbaren Gestalten, die aussahen wie Elfen in einem Zerrspiegel (wobei Edward diese Beobachtung für sich behielt). Sie schmatzten und quiekten, als der Elf und der Junge zügig vorübergingen.

"Goblins.", erklärte Moraelyn voll Abscheu. Sie gingen um eine Ecke und passierten zwei Käfige, in denen große Steinstatuen standen. Entlang der anderen Gänge schienen noch mehr Kreaturen gefangen zu sein. Der Troll entriegelte eine große schwarze Metalltür, und als sie (ohne ihn) hindurch waren, verriegelte er sie wieder. Eine grün- und gelbbehufte Kreatur saß menschengleich in der Ecke, doch ihre lidlosen Augen zeigten keine Regung. Sie erklommen die nächste Treppe, erreichten mehr weisse Hallen. Diese wurden von großen schwarzen Hunden bewacht, die an ihnen schnüffelten. Edward wollte einen streicheln, doch dieser knurrte ihn an.

"Ich würde das nicht tun."

"Ja, Herr."

Sie kamen zu einer weiteren massiven schwarzen Tür, und eine Stimme erschall: "Was ist schwarz und weiss, hat einen Körper, zwei Köpfe, vier Arme, vier Beine, zwei rote und zwei braune Augen?"

"Das ist abscheulich!", rief Moraelyn zur Tür hin, die Hände in die Hüften gestemmt.

"Korrekt, Sterblicher. Ihr dürft passieren." Die Tür schwang langsam, quietschend auf, niemand stand dahinter, er gab nur eine enge Wendeltreppe, die nach oben in die Dunkelheit führte. Moraelyn stürmte sie hinauf, ließ Edward, der sich ängstlich an das Geländer klammerte, hinter sich. Diesem blieb nichts anderes übrig, als zu folgen.

"Willkommen, Edward." Weiss und golden stand der Erzmagier in der Mitte des großen, schummrigen Raumes. Große Fenster gaben den Blick auf die im Zwielicht purpurn daliegende See frei. "Komm her, Junge, gib mir Deine Hände."

Edward legte die seinen in die des Erzmagiers, der zu ihm herab lächelte. Edwards Müdigkeit und Angst verschwanden augenblicklich. Er erwiderte das Lächeln, und der Erzmagier sagte sanft: "Es ist gut." Und an den Dunkelelfen gewandt: "Ihr könnt gehen." Edward war sich Moraelyns Gegenwart gar nicht mehr bewusst, dem Erzmagier widmete er seine gesamte Aufmerksamkeit.

"Auf Wiedersehen, Edward."

"Wiedersehn." Edwards Blick ruhte weiter auf seinem Gegenüber, während er von weit weg den Dunkelelfen die Treppen hinuntersteigen hörte.

"Er nennt Dich Sohn."

"Ja, Herr. Ich fragte ihn, ob ich ihn Vater nennen dürfe."

"Aber Du bist nicht ganz glücklich damit."

Edward seufzte. "Nein, Herr."

"Das ist auch nicht schlecht. Eines Tages wirst Du nach Daggerfall zurückkehren, und dann musst Du Corcyrs Sohn sein. Also belasse den Anspruch auf Moraelyns Seite." Der Erzmagier geleitete ihn zum Fenster. Der Nebel zog schnell auf und bedeckte den Hügel, den sie erklommen hatten. Eine dunkle Gestalt kam ins Bild und verschwand zielstrebig in der Nacht.

"Das ist Moraelyn! Ich dachte, er würde die Nacht hier verbringen! Es ist gefährlich dort draußen, ganz allein im Dunkeln, dort gibt es teuflische Dinge! Könnt Ihr..."

"Es ist gefährlich für jeden Teufel, der Moraelyn in seiner momentanen Stimmung trifft. Er ist sicher, das verspreche ich Dir."

"Oh. Aber ich habe mich nicht bei ihm bedankt. Er war sehr gut zu mir, wirklich! Wieso war er so böse wegen der Tür? Die Frage war so einfach: es waren er und meine Mutter, wenn sie schlafen und ich nicht da bin. Wie ließet Ihr die Tür sprechen? Ist das eine Illusion?"

"Das sind drei Fragen. Welche von ihnen willst Du beantwortet haben? Bist Du nicht hungrig? Willst Du eine Schüssel Eintopf?"

"Ja, gern. Ich würde gern etwas über die Tür erfahren, bitte."

"Ah, denkst Du, eine sprechende Tür sei leichter verständlich als ein mürrischer Dunkelelf? Interessanter? Sicherer? Die Augen des Erzmagiers ruhten nachdenklich auf dem Jungen.

"Ich weiss nicht, ob, eh, ich ihn mag. Manchmal denke ich, ich ... und dann denke ich ... Versteht Ihr etwas vom Mögen? Er sagte, Ihr tätet es nicht."

"Es wäre besser für Dich, wenn Du immer das gleiche für ihn empfändest, noch tust Du es nicht."

"Das ist es, genau. Ihr versteht es."

"Moraelyn ist kein angenehmer Mann."

"Nun, das ist nicht genau das, was ich meine. Manchmal ist er es. Zum Beispiel, als wir auf dem Drachen ritten."

Der Erzmagier lachte laut auf, es klang wie ein Glockenspiel in Edwards Ohren. "Ja, ja. Ich finde es sehr angenehm, Moraelyn in meiner Nähe zu haben, wenn Drachen zugegen sind."

Ein junger Hochelf brachte eine Schüssel Eintopf und stellte sie auf den Tisch. Edward war etwas enttäuscht, dass das Essen auf so banale Art und Weise kam. Bis ihm klar wurde, dass der Erzmagier niemanden beauftragt hatte, Essen zu bringen.

"Der Priester zuhause in Daggerfall sagte, dass es ein Merkmal teuflischer Geschöpfe sei, kein Licht ertragen zu können.", sagte Edward zwischen zwei Löffeln Suppe. "Moraelyn mag das Sonnenlicht nicht, und er ist schwarz."

"Das sehe ich. Weisst Du, was böse ist?"

"Ähm, wenn man schlechte Dinge tut, ist man böse?"

"Gut. Wenn der Koch den Eintopf anbrennen ließe, wäre er dann böse?"

Edward grinste. "Nein, nur ein schlechter Koch. Doch wenn er es absichtlich macht, dann, glaube ich, wäre er etwas böse...aber vielleicht wäre er nicht durch und durch böse, möglicherweise nur verärgert über etwas."

"Oder vielleicht die Art Person, die anderen gerne ihr Vergnügen verleidet?"

"Ich glaube, das macht meine kleinen Brüder zu Bösen. Sie verderben mir sicher gern den Spaß."

"Und Du?"

Edward fühlte, wie er errötete. "Ich habe sie nicht beachtet.", antwortete er schnell. Die goldenen Augen des Erzmagiers betrachteten ihn weiterhin. Zu seinem eigenen Missfallen begann Edward zu weinen. Er heulte Rotz und Wasser wie ein Baby. "Ich weiss nicht, was mit mir nicht stimmt.", schluchzte er, "Ich weine niemals, wirklich. Ich nicht ... kaum ..."

"Wieso nicht?" Edward sah auf. Sein Blick war tränenverschwommen, doch es schien, als stünden Tränen in den Augen des Erzmagiers. Er hob die Hände, um die Nässe zu fühlen. "Du warst schrecklich einsam, oder?"

"Ja, bis Ihr das Einhorn zu mir brachtet, war ich allein. Es duldet nichts Böses." Edward seufzte zufrieden, fühlte sich rundum wohl. Der Erzmagier war bezaubernd.

"Wir riefen es zusammen, Moraelyn und der Drache und ich und andere. Es ist große Magie und kein einzelner Mann und keine einzelne Frau vermag, es zu beherrschen. Aber sorge Dich nicht so sehr über das Urteil zwischen Gut und Böse, das ist eine menschliche Neigung. Das Leben ist komplex; ich kenne nichts, das rein gut ist und nichts, das rein böse ist. Auch nicht das Einhorn."

Edwards Zeit im Turm verging schnell. Es gab noch einige andere Novizen, und der jüngste von ihnen war ein paar Jahre älter als er. Der Junge verbrachte täglich viele Stunden mit dem Erzmagier, der ihn etliche Zaubersprüche lehrte, und ihm beibrachte, seinen Geist zu öffnen, um nachts, während des Schlafs, seine Magicka schnell zu regenerieren. Doch oft redeten sie einfach. Manchmal wurde Edward ein Buch gegeben, das er lesen sollte. Und andere Male wurde ihm gestattet, Bücher aus der Bibliothek zu wählen. Doch diese langweilten ihn meist schnell. Er konnte nicht gut Elfisch lesen; sein Lehrer brachte ihm zwar die Buchstaben bei, doch es gab auch viele Bücher in bretonischer Sprache.

Zaubern machte mehr Spaß. Feuermagie fiel ihm in den Schoß, und sich mit einem magischen Schild zu schützen lernte er schnell, doch zu seinem Verdruss konnte er nicht heilen. Er machte ausnahmslos Sachen, die den Ratten, mit denen er üben durfte, schlecht bekamen.

"Ich weiss nicht, was ich falsch mache!" Edward schrie frustriert auf. Er schleuderte einen Feuerpfeil auf die sich windende Ratte und verwandelte sie in einen verkohlten Kadaver.

"Edward, es wäre besser, wenn Du die Heilzauber vorerst ausließest."

"Moraelyn sagte, Leichte Heilung sei der erste Spruch, den jeder lernt.", entgegnete Edward verdrossen.

"Tat er das? Nun, er ist ein praktizierender Magier, kein Theoretiker. Und selbst ich würde davon absehen, zu sagen, was ein Bretone lernen kann oder nicht, und wann er es lernt. Du bist der erste Deines Volkes, mit dem ich arbeite. Gewiss hat Moraelyn keinerlei Erfahrung mit Deiner Rasse, ausgenommen natürlich mit Deiner Mutter."

"Meine Mutter kann keine Magie wirken."

"Nein, aber wir vermuten, dass die Fähigkeit dazu in ihr schlummert. Sie hatte nie die Chance, zu lernen, damit umzugehen, möglicherweise weil es ihr untersagt wurde, nachdem sie es das erste Mal versuchte. Wenn Du meine Meinung hören willst: es liegt weniger an Deinen Händen als vielmehr an Deinen Gedanken, dass Du Schwierigkeiten hast. Weinen könnte helfen."

"Ich habe nicht das Bedürfnis, zu weinen.", sagte Edward ziemlich mürrisch. Er wollte lieber gegen etwas treten, auch wenn das Schmoren der Ratte diesen Wunsch schon etwas befriedigt hat.

"Dann hilft vielleicht Meditation."

König Edward, Band VI - Ausbildung


Der Tag des Abschieds war gekommen, eröffnete ihm der Erzmagier, und beschenkte ihn mit einem Mithril-Stab und sagte ihm Lebewohl.

Zurück in seiner Zelle entledigte sich Edward seiner Novizenrobe und zog wieder das graue Hemd, die schwarze Hose und seine rote Schärpe an, die er schon auf der Anreise getragen hatte. Er befühlte die Schärpe liebevoll. Seine Mutter hatte ihm Hemd und Hose gekauft, da sie strapazierfähig aussahen und von einer Farbe waren, auf der man nicht gleich den Staub der Straße sehen würde. Moraelyn hatte ihm die seidene Schärpe geschenkt, bestickt mit Blättern und Blumen, Vögeln und Schmetterlingen aus Mithrilgarn, dem dwemerischen und elfischen Metall. Aber er wartete, bis sie über den Fluss waren, denn Aliera war der Meinung, sie sei zu kostbar, und er solle ihr lieber eine seiner alten Schärpen geben, damit sie diese für Edward umnähen könne. Doch der Elf lehnte dies rigoros ab. Edward lächelte über diese Erinnerung, wickelte den Stoff zwei Mal um seine Hüfen und verknotete die Enden sorgfältig. Er ergriff den Stab und rannte hinunter, um seine Eltern zu treffen.

Er wollte ihnen um den Hals fallen, doch Moraelyn war allein, und so stoppte Edward abrupt. "Wo ist Mutter? Ist sie...?"

"Sie wollte zuhause bleiben und ein Pferd für Dich aussuchen. Sie traut Beech nicht."

"Ein Pferd? Für mich?! Wirklich?"

"Natürlich. Du kannst den Weg nach Morrowind nicht zu Fuß gehen."

"Ich hatte erwartet, hinter jemand zu reiten. Schaut, der Erzmagier gab mir...meinen Stab! Ist er nicht schön?"

Der Elf nahm ihn und wog ihn in der Hand, dann versuchte er einige Schwünge und Scheinangriffe. "Gute Balance und gutes Gewicht für Dich, denke ich. Zu leicht für mich. Zeig mir, wie Du damit umgehst, stell Dir vor, ich würde Dich angreifen." Er hob die Fäuste, und Edward ging in Verteidigungsposition. Er blockte ihn ab, dann stieß er ihm den Stab in die Rippen. Moraelyn tänzelte leichtfüßig beiseite, doch war voll Lob für den Jungen.

"Ein Magier sollte auch einen Dolch haben. Ich dachte mir, Du solltest Zahn nehmen." Edward gingen die Augen über. Zahn hatte eine Ebenerzklinge und einen Griff, der aus dem Zahn eines Drachen gefertigt war. Der Elf zog ihn aus der Scheide und reichte ihn Edward, der ihn vorsichtig annahm. Der Dolch hatte eine scharfe Spitze und die Schneide war so scharf, dass man sich damit rasieren konnte. Mats lieh ihn sich manchmal. Er hatte auch den Griff geschnitzt.

"Seid Ihr sicher, dass es Mats nichts ausmacht?"

"Ganz sicher." Moraelyn öffnete seinen Gürtel und nahm die Scheide ab. Er hatte einen neuen Gürtel für Edward, aus Schlangenleder, weich geschmeidig, und eine Schnalle mit der Schwarzen Rose von Morrowind darauf, so wie Moraelyns. "Er ist von den Gefährten." Er kniete sich hin, um Edward den Gürtel samt Scheide und Dolch anzulegen und die Schärpe ordentlich darüber zu arrangieren, und Edward schlang seine Arme um seinen Nacken. "Es ist wundervoll! Ich danke Euch und auch den anderen! Und oh, ich habe alle sehr vermisst."

"Wir haben Dich auch vermisst, Sohn. Und nun auf, oder wir verpassen die Flut."

"Ich würde Mutter niemals sorgen bereiten wollen.", bekräftigte Edward, und versuchte, dabei einen Ton anzuschlagen, als hätte er eine Mutter, die sich seiner sorgen würde.

"Keine Angst; ich sagte ihr, sie solle uns nicht vor morgen Nacht erwarten...nur zur Sicherheit. Aber wir werden sie überraschen."

"Gute Idee."

Sie kamen gut voran und erreichten die schmale Bucht, vor der Flut.

"Soll ich Euch zeigen, wie ich mit Zahn umzugehen weiss, oder wollt Ihr lieber ausruhen?"

"Zahn! Ich kann mich im Boot ausruhen, während Du arbeitest."

Moraelyn sprach einen Schutzzauber über sich und Edward mit der Begründung, dass Zahn's Biss keine Kleinigkeit sei. "Ich hätte mich selbst schützen können,", erklärte Edward stolz, "ich bin gut darin. Aber meine Heilkünste gehen schief."

"Das kommt noch. Gib dem Zeit."

Offensichtlich brauchte Zahn auch noch Zeit. So sehr er sich auch bemühte, er traf Moraelyn einfach nicht, auch wenn dieser auf der Stelle stehen blieb und nur seinen Oberkörper hin und her, nach oben und unten, vor und zurück bewegte. Und lachte. Frustriert schob Edward Zahn zurück in die Scheide, nahm den Stab zur Hand und schlug auf ihn ein, den Stab beidhändig schwingend. Er verursachte keine Verletzungen, aber er machte befriedigende Geräusche, wenn er den magischen Schild traf. Moraelyn ließ ihn gewähren, doch stoppte ihn leicht, als der Zauber seine Wirkung verlor. Edward schleuderte den Stab weg und stapfte davon; der Elf holte ihn ein, um ihn zu trösten. Der Junge zog blank und stieß den Dolch direkt auf das Herz des Elfen zu. Die Klinge wurde beiseite gestoßen und drehte sich in seiner Hand. Edward hielt inne, um den Stoß abzufangen, doch er fühlte den Treffer noch durch seinen Schild. Dann kniete Moraelyn vor ihm, die Linke über das rechte Knie gelegt, sein Gesicht Grau vor Erschrecken und Unglauben. Blut ergoss sich aus seinem Handgelenk wie aus einer Quelle. "Gib mir Deine Schärpe!"

"Ich...ich wollte nicht..." Edwards Zähne klapperten, er fühlte sich elend und zittrig. Galle stieg ihm in den Rachen. "Wollte das nicht." So viel Blut.

"Junge, jammer' jetzt nicht, ich brauche Deine Hilfe. Die Schärpe, sofort, Edward! Drücke sie auf die Wunde. Götter, was für eine Sauerei!" Die Hand war am Gelenk halb abgetrennt. Edward setzte sich unsanft hin, schüttelte alles ab und fing dann an, die Schärpe in die offene Wunde zu drücken und das Ende um Hand und Gelenk zu wickeln.

"Nimm meine Schärpe und mache eine Schlinge." Moraelyn steckte den verletzten Arm in die Schlinge und fasste mit der anderen Hand nach seiner Wasserflasche, die er sofort austrank. "Ich brauche mehr Wasser. Wo ist Dein Stab? Zwei Meilen zurück ist ein Brunnen. Wo ist Zahn? Finde ihn und schneide Dich nicht damit."

"Ich will ihn nicht."

"Nicht viele Klingen haben in Moraelyns Blut gebadet. Sie wird Dir Glück bringen. Tu, was ich sage."

Die Flut kommt."
"Ja, und Erstburg könnte auf dem Mond sein. Ich kann nicht einhändig rudern."

"Ich könnte."

"Nein, kannst Du nicht, Du hast nicht die Kraft. Die Strömung ist stark hier, da bevorzuge ich, an Land zu sterben. Edward, wir können hier nicht bleiben. Das Blut wird Raubtiere anlocken. Sollte ich ohnmächtig werden, klettere auf einen Baum. Und bete." Er kam auf die Füße, stützte sich auf den Stab, schwer atmend. "Bleib in der Nähe, aber fass mich nicht an, egal, was passiert." Er machte einen kleinen Schritt, dann noch einen.

"Es tut mir leid."

"Zweifellos. Du hast eine schlechte Zeit und einen schlechten Ort gewählt, um zum Meuchelmörder zu werden. Ein guter Assassine hat immer einen Fluchtplan."

"Ja, Herr." Edward kämpfte mit den Tränen. "Herr, ich kann Euch nicht heilen, aber ich kann Eure Kräfte wiederherstellen."

"Kannst Du? Es wäre eine große Hilfe." Der Zauber, den Edward wirkte, traf und schüttelte den Elfen; der schnaufte hörbar, aber stand aufrechter und kräftiger als vorher da. "Ich kann es nochmal tun.", bot Edward an.

"Du hast viel Kraft aber willst Geschicklichkeit. Aber es geht mir schon viel besser."

Moraelyn ging nun besser, und er sprach auch leichter. Edward versuchte, das Bild der Wunde aus seinem Kopf zu verbannen. Sie kamen langsam voran, Moraelyn lehnte sich von Zeit zu Zeit an einen Baum, um Kraft zu schöpfen. Nichts belästigte sie. Nach einer unbekannten Zeit leisen Reisens erreichten sie den alten Brunnen. Moraelyn leerte die Flasche, nachdem Edward sie gefüllt hatte, auf einen Zug, und Edward fühlte sie erneut.

"Wir werden die Nacht dort drin verbringen." 'Dort drin war ein verfallenes Haus, offensichtlich verlassen. Der Elf trat die Tür ein. Innen war es stockfinster. "Licht?", schlug Edward vor.

Nein, ich kann sehen. Spare Deine Kräfte und bleib bei mir." Da waren trippelnde Geräusche. Ratten! Edward schützte beide, ohne darüber nachzudenken, zog Zahn und stellte sich Rücken an Rücken mit dem Elfen. Eine Ratte sprang und spießte sich selbst auf dem Dolch auf. Moraelyn erschlug zwei mit dem Stab. Die anderen ergriffen die Flucht.

"Sehr gut, Jüngling!" Sie fanden einen kleinen fensterlosen Raum und schlossen die Tür hinter sich. Dort schien Holz zu liegen, möglicherweise war dies ein Lagerraum gewesen. Moraelyn hockte sich an die Wand.

"So. Du kannst also mit einem Messer umgehen. War das alles Täuschung? Um mich von meiner Wache wegzulocken?"

Edward war geschockt. Er brach in Tränen aus, beteuerte, dass er Moraelyn niemals wissentlich verletzen wollte. "Ich sagte das nur im Scherz; dachte, ich könnte Dich zum Lachen bringen... Ich war zuerst wütend, jedoch auf mich, meine Ungeschicktheit, nicht auf Dich... Es war ein plötzlicher Gedanke... Ich liebe Dich, Schatz!"

Der Elf streckte seinen gesunden Arm aus und zog Edward an sich. "Das ist mehr wert als eine Hand, jeden Tag."

Edward schluchzte an seiner Schulter während ihn Moraelyn beruhigend tätschelte. "Ihr seid mein wahrer Vater."

"Edward, ich bin nicht..."

"Doch, Du bist es. Du stellst mein Wohlergehen über das Deine und liebst mich in Momenten, in denen ich es überhaupt nicht verdiene. Du bist immer freundlich und gerecht zu mir gewesen und hast nie etwas von mir verlangt, was mir schaden könnte. Du gäbest Dein eigenes Leben für meines. Das ist es, was wahre Väter tun. Und ich bereitete Dir nichts als Schmerz. Der, der mich gezeugt hat, verachtet mich und meine Mutter, weil wir nicht so sind wie er. Wir sind auch nicht wie Du, und dennoch liebst Du uns aufrichtig. Ich werde zu jemand Besserem durch Dich, lieber Vater."

"Ich gab Dir genug Grund für Feindseligkeit. Ich nahm Dir Deine Mutter."

"Ihr riskiertet, sie zu verlieren, weil Ihr mich nicht von meinem Vater trennen wolltet. Ihr kanntet mich nicht und mein Vater war Euer Erzfeind. Und dennoch machtet Ihr Euch Gedanken über uns. Ihr könnt gar nicht erahnen, wie widernatürlich er ist. Das seid Ihr in keiner Weise."

"Zugegeben. Und dennoch bleiben Deine Feindseligkeit und Dein Ärger bestehen."

"Ich liebe Euch!", protestierte Edward. Aber er hörte den wütenden Unterton in seiner eigenen Stimme.

"Und Du hasst mich." Moraelyns Stimme war so ruhig und gefasst, als spräche er über das Wetter.

"Ich kann nicht beides. Oder doch?"

"Kannst Du?"

"Ich wollte Euch nicht verletzen."

"Ich glaube Dir."

"Bin ich...bin ich böse? Es tut mir leid; ich gäbe alles, um es ungeschehen zu machen!"

"Ich sehe auch Gutes darin."

Edwards Kehle war zugeschnürt; er konnte nicht reden, aber er nickte an Moraelyns Schulter. Die Hand des Elfen streichelte ihn sanft.

"Hat Dir I'ric von den Daedra erzählt?"

"Den Dämonen? Nein. Ist es ein Dämon, der mich solche Dinge tun lässt? Ich bin also böse."

"Nein, bist Du nicht. Aber die Daedra zehren von Handlungen wie diesen. Sie gewinnen dadurch an Kraft. Und Deine Wut zieht sie an. Aber sie können Dich nicht dazu bringen, etwas zu tun, und sie stecken nicht in Dir drin. Aber so eine Tat verbindet Dich mit ihnen."

"Ich will es nicht. Wie kann ich es vertreiben?"

"Wieso willst Du es nicht? Du beziehst Kraft daraus. Das ist es, was Dich uns beide schützen ließ, als uns die Ratten angriffen."

"Magicka? Das kommt nicht von Dämonen."

"Nein, aber die Fertigkeit, es zu nutzen, kann von ihnen kommen. Sieh, manche Deiner Taten nähren die Daedra, aber umgekehrt kannst Du Kraft für Dich gewinnen. Dann ist die Kraft Dein, und Du kannst wählen, wie Du sie einsetzt."

"Hast Du einen Daedra?"

"Ja, und es ist auch ein großer, aber ich denke, jeder hat einen oder mehrere. Manche sind stärker, manche schwächer. Aber fang nicht an, danach zu fragen, das ist nicht höflich."

"Ich will, dass meiner weggeht!", klagte Edward.

"Das sagst Du. Aber Dir das vorzumachen bestätigt es nicht. Einen Daedra zu haben ist in etwa so, wie ein Pferd zu reiten. Du musst die Kontrolle bewahren. Die Daedra sorgen sich nicht um Dich. Solltest Du verletzt werden oder sterben, verlassen sie Dich und suchen sich jemand anders. Sie denken und planen nicht so wie wir und erfassen die Zeit nicht auf unsere Art. Also geschehen Taten, die sie nähren, in dem Moment, in dem Du Dich mit ihnen verbindest, Vergangenheit und Zukunft hören auch auf, für Dich zu existieren. Es ist eine intensive, angenehme Erfahrung, aber es kann auch sehr gefährlich sein. Und sehr verlockend, so dass Du nur noch darüber nachdenkst, die Daedra zu ernähren. Du hörst auf, an die Götter und Deine Lieben und auch an Dich selbst zu denken. Wenn Du diesem Weg zu lange folgst, verlierst Du den Willen, einen anderen zu begehen."

"Wie furchtbar! Was muss ich dann tun?"

"Es ist furchtbar, das Schlimmste, was eine Person heimsuchen kann. Behalte diese Nacht im Gedächtnis, wie Du fühltest. Lerne, den Hunger der Daedra zu erkennen als das, was er ist, und denke darüber nach, was Du tun willst. Du bist jung und das ist schwer für Dich, aber Du bist gefährdet. Ah!" Der Körper des Elfen spannte sich an und er hielt den Atem an. Edward vernutete, dass ihm die Wunde zu schaffen machte.

Moraelyn sagte, er müsse etwas schlafen, Edward solle wachen und ihn in einer Stunde wecken. Dann könne Moraelyn die Tür versiegeln und sie könnten beide ruhen.

"Jawohl, Herr...und ich möchte etwas mehr tun. Ich kann keinen Schloss-Zauber sprechen, doch..." Die Tür würde nicht einrasten, auch nicht offen stehen bleiben, aber sie würde sich nahezu schließen. Edward tastete auf dem Boden in der Nähe der Tür und fand einen Keil. Er schloss die Tür, schob den Keil in den Spalt und trieb ihn mit einem Holzscheit weiter darunter. "Dachte ich es mir. Ein Mann mit beiden Armen voll Holz würde die Tür nicht öffnen. Wir machen das bei uns zuha...in Gerald's Palast auch so. Nun kann nichts hereinkommen, um Euch zu wecken, und Ihr könnt Eure Kraft für Heilzauber statt für das Verriegeln verwenden."

"Warum nicht, eine gute Idee." Er zog sein Schwert und legte es griffbereit neben sich. "Lass uns also beide schlafen."

Sie schliefen unbeständig. Immer wieder war Kratzen an der Tür und in den Mauern zu hören, aber nichts drang in ihren kleinen Raum ein. Moraelyn wirkte alle paar Stunden Heilzauber auf sich, und am Morgen verkündete er, er sei so gut in Form, wie es 'ein einhändiger Mann eben sein kann'. Er entfernte den Verband und inspizierte die Wunde. Die Blutung war gestoppt und die Hand fühlte sich noch immer warm an; ausserdem schmerzte sie nicht mehr, war nicht geschwollen und hatte sich auch nicht verfärbt. Aber die Wunde war noch immer offen und die Hand nutzlos. Sehnen und Muskeln waren durchtrennt, und manche Knochen gebrochen. Dies wiederherzustellen lag ausserhalb seiner Fähigkeiten. Edward fühlte den Daedra in der Nähe und wandte sich schnell ab,

Moraelyn grinste. "Du kannst ihn ruhig füttern; es ist eine harmlose Art, es zu tun. Der Schaden ist angerichtet."

"Ich will ihn verhungern lassen.", sagte Edward bestimmt.

"Du kannst das tun oder Du kannst lernen, ihn zu kontrollieren und weiter im Einklang mit den Göttern zu leben. Ich denke, das Beste ist, zum Turm zurückzukehren."

"Ja, sie werden Euch dort heilen können, oder nicht?"

"Ich weiss es nicht. Wenigstens können sie die Hand fester annähen, als sie es im Moment ist. Ah, schau nicht so niedergeschlagen. Die Kunst, sie zu nähen, gibt es irgendwo, wenn nicht im Turm. Ssa'ass hat Erfahrung mit Kampfverletzungen und es gibt Tempel, die mehr von der Heilkunst verstehen als die Magier des Turms. Ausserdem ist es nur meine linke Hand." Er hielt die getränkte Schärpe hoch, voll von seinem Blut. "Die Farbe ist viel praktischer, als Deine Mutter dachte. Lass uns zusehen, dass wir sie ein bisschen auswaschen können. Niemals zuvor war ich so schlecht vorbereitet unterwegs. Ich hätte die Hauptstraße von Ebenherz entlang gehen sollen. Deine Mutter wird mich umbringen."

"Nachdem sie mich erschlagen hat.", seufzte Edward. "Wenigstens wird die Rückkehr zum Turm das hinauszögern." Sie gingen hinaus auf den großen Hof. Die Morgensonne stand schon hoch am östlichen Himmel.

"Nein, das darf nicht wahr sein! Edward, die Gefährten kommen, ich kann sie hören. Mara, lass mir eine gute Lüge einfallen!"

Mith trottete auf den Hof. "Hier sind sie!", rief er zurück zu den anderen. "Bei Torgo, Du BIST verletzt. Lass mich das ansehen. Wir dachten, wir rudern herüber, um Euch zu treffen; wir sahen das Blut an der Küste und folgten Euch hierher. Was hat Euch angegriffen?"

"Ein Dämon"

"Ein Dämon? Was? Auf freiem Feld bei Sonnenlicht? Götter, was hat er getragen, ein Ebenerz-Dai-Katana?" Mith pfiff, als er die Wunde ansah. Aliera und die anderen kamen angerannt. Sie fiel Edward um den Hals. "Geht es Dir gut, Liebling? Ich habe mir Sorgen gemacht." Dann wurde sie aschfahl, als sie die Hand ihres Gemahls sah.

"Ihr werdet alt. Wie konntet Ihr einen Dämon dies tun lassen?", fragte Mith.

"Es war der Junge... Er ergriff vor Furcht meinen Arm und mein Schildzauber schlug fehl. Es war nicht sein Fehler, es war ein Unfall. Ali, schaut nicht hin. Edward, wieso zeigst Du Deiner Mutter nicht die Ratten, die Du erschlagen hast?"

"Ich will Ssa'ass zusehen.", widersprach Edward, dann wurde ihm bewusst, dass dies seinen Daedra füttern würde. Aber er würde etwas über die Heilkunst lernen, wenn er nur zusähe, was einen guten Nutzen brächte. Das wurde komplizierter, als er sich vorstellen konnte.

"Oh, Edward,", sagte Aliera, "Du musst aufpassen in einem Kampf."

"Er erschlug eine Ratte in der alten Herberge, später. Tat es gut, bewahrte einen ruhigen Kopf, stand Rücken an Rücken mit mir und schützte uns beide mit einem Zauber. Jeden befällt Panik in seinem ersten Kampf, vor Allem, wenn er unerwartet kommt."

Ssa'ass traf als letztes ein, wie immer, stieß die anderen beiseite und begutachtete die Wunde, zischend. "Ich kann dasssss verarzzzzzzten. Essss isssst sssssauber." Er betrachtete es sorgfältig, bog die Hand zurück, um die Wunde zu öffnen. dann wieder zurück, so dass sich die Wundränder trafen. Er ging sehr behutsam vor, um alles gut zueinander auszurichten. Dann wies er Mats an, die Hand ruhig zu halten, während er Zauber darüber sprach. Alle äußeren Spuren der Wunde verschwanden, hinterließen nichteinmal einen Kratzer. Moraelyn bewegte die Hand mit Genugtuung, bewegte die Finger. "Danke, Ssa'ass. Sie ist etwas steif, aber..."

"Morgen vollende ich esssss."

"Mein armes Baby,", machte Aliera viel Aufhebens um Edward, "Du musst solche Angst gehabt haben. Und ihr habt die ganze Nacht in diesem ekligen Haus verbracht?"

"Ich bin kein Baby. Und ich hatte keine Angst, Vater war da."


König Edward, Band VII - Drachen


"Du hast also einen Dämonen gesehen? Und eine Ratte mit Zahn getötet? Ein exzellenter Ebenerz-Dolch, das ist Zahn. Sie sind so selten, dass Du gut darauf aufpassen solltest.", sagte Mith. "Ich kann Dir nicht viel über die Klinge sagen, ausser, dass sie von Moraelyns Vater stammt. Sie ist die Waffe, die er für seinen Bruder reparieren sollte, bevor wir wegliefen. Willst Du wissen, wie sie den Drachenzahn erlangt haben, aus dem Mats den Griff geschnitzt hat?"

Edward nickte, bewunderte den geschnitzten Griff mit seinen fein gearbeiteten Rosen, Dornen und Blättern. Das Abendessen war schon lang vorbei und die anderen hatten das Feuer aus verschiedenen Gründen verlassen. Aliera und Moraelyn gingen Hand in Hand spazieren. Sie hielt die geheilte Hand in ihren beiden. Sie hatten gelacht und die Köpfe geschüttelt, als Edward mitkommen wollte. "Nicht diese Nacht. Geh schlafen, Sohn. Wir werden vor dem Morgengrauen aufbrechen." Willow war gegangen, um einen befreundeten Hochelfen zu besuchen. Beech, Ssa'ass, Mats und die Khajit Silk sind lachend zusammen aufgebrochen. Sie hatten Mith gefragt, aber dieser zog es vor, am Feuer zu bleiben.

"Khajit! Sie alle werden zu einer Bande schamloser Khajit.", sagte Mith. Der kleine Dunkelelf hockte nahe bei den glühenden Scheiten, mit zur Brust gezogenen Knien. "Wenn Du Dich paaren willst, tu es, mach kein Turnier daraus. Demnächst werden sie Eintrittskarten verkaufen. Aber jeder für sich selbst. Khajit denken, wir sind eigenartig, weil wir in der Gruppe essen. Silk sagt, es stieß sie anfangs ab, unsere Kaugeräusche zu hören. Nun, eine Gruppe Zuschauer stößt mich ab. Aber ich glaube, Du bist zu jung für solche Gespräche."

Edward zuckte mit den Schultern. Es war eine schöne Nacht, leicht kühl, mondlos, aber die Sterne schienen hell.

"Jedenfalls passierte es ein paar Monate, nachdem Mats zu uns gestoßen war. Wir waren in Skyrim und reisten von Stadt zu Stadt. Drei Jungs, die jeden sich bietenden Auftrag annahmen. Moraelyn nahm an Turnieren mit, wenn wir von welchen hörten. Doch er gewann nicht so viele, gerade genug, um die Heilkosten hinterher bezahlen zu können. Man kann ziemlich übel zugerichtet werden, wenn man nach Skyrim-Art kämpft - es sind keine Schild-Zauber erlaubt, eigentlich überhaupt keine Magie -, auch wenn nicht bis zum Tod gekämpft wird. Und ihm wurden einige Gestalten zugelost, die kein Problem damit hatten, einen kleinen Dunkelelfen blutend in den Sand zu schicken. Viele Lose dieser Art. Zunächst waren die Zuschauer gegen ihn. Es kann ziemlich einsam werden in der Arena, vor Allem, wenn man den Lokalmatador besiegt. Oder auch, wenn man von ihm besiegt wird. Mats und ich waren meist die einzigen auf seiner Seite, doch manchmal wagten wir nicht, ihn laut anzufeuern. Der Anblick muss auch ziemlich skurril gewesen sein: ein Nord-Junge, der einem Dunkelelfen zujubelt. Natürlich war Mats so groß, dass nicht viele Ärger mit ihm wollten. Das war lange Zeit her, nun ist Moraelyn der, auf den man zählt, wenn es hart auf hart kommt. Selbstverständlich wollen die Leute einen guten Kampf sehen, doch kaum jemand will ihn nun verlieren sehen. Sie wollen den Besten sehen, auch wenn er die Haut eines Dunkelelfen hat. Und wenn er die Arena betritt, weiss man, dass er der Beste ist. Niemand besseren, es sei den einen Nord, wollen sie sehen. Und Mats könnte das bald sein. Zumal er nicht sein Bestes gegen Moraelyn gibt. Vielleicht will er das nicht, oder Moraelyn kennt ihn zu gut. Ah, ja, Du wolltest etwas über den Drachen hören...

Eines Nachts spielte Moraelyn mit einem Nord in einer Taverne, versuchte, leichtes Geld zu verdienen. Irgendwann war der Einsatz so hoch, dass der Mann nicht mehr mitgehen konnte. Also legte er eine Karte auf den Tisch und sagte, sie führe zu einem geheimen Ort, an dem das vortrefflichste Schwert, das jemals geschmiedet wurde, versteckt sei. Darauf läge ein Zauber, der einen bei einem Treffer in dem Maß heilt, wie er dem Feind schadet. Ein Magier habe dieses Schwert kurz vor seinem Tod versteckt, so dass es nur jemand erlangen könne, der dessen würdig sei.

'Und Ihr denkt, ich sei der Klinge würdig?', fragt Moraelyn, grinsend. Wir waren jung und dumm, aber nicht so dumm.

Der Nord grinst zurück und sagt: 'Ich sah Euch in Falcreath kämpfen. Ich denke, Ihr habt Euch diese Chance verdient.'

'Warum nicht? Die Geschichte allein ist das Gold wert. Ihr scheint ein Barde zu sein'. Jedenfalls gewinnt Moraelyn und gibt dem Mann genug Geld, damit dieser seine Kehle den ganzen Abend feucht halten kann. Nur aus Jux schauen wir uns die Karte an. Sie zeigte die Drachenzahnberge unten in Hammerfall. Wirklich raues Land. Und dort ist ein 'X' und eine Notiz, 'Reisszahn's Höhle. Mats ist ganz aufgeregt und sagt, der habe von dem Ort gehört, aber er wusste nicht, wo er lag.

'Und Du weisst es immernoch nicht.', sage ich. 'Jeder Depp kann eine Karte zeichnen, und jeder Depp kann sich eine ansehen. Ich könnte das genauso.'

'Mats sagt, dass Reisszahn's Höhle eine alte Dwemermine ist, aber es wird vermutet, dass es dort einen Drachen gibt und die Dwemer nun weg seien. Moraelyns Interesse scheint geweckt durch die Erwähnung de Mine, und er fragt, was dort abgebaut wurde. Mithril und Gold, laut Mats.

'Hmmmmm.'

Das Mithril interessierte ihn. Wir konnten uns keine wirklich guten Waffen leisten. Und Mithril ist selten, aber leicht zu tragen, wertvoll, leicht zu fördern und zu bearbeiten, wenn man weiss, wie; und er wusste es. Er glaubte nicht an das Schwert des Drachen, aber er glaubte, dass die Mine existierte. Und Bergbau lag ihm im Blut, so wie allen R'Aathim, dem königlichen Geschlecht von Ebenerz.

Da wir kein Geld für Pferde hatten, brauchten wir Monate, um dorthin zu gelangen. Wir hätten es ohne Karte niemals gefunden. Das Land ist zerklüftet, voller Schluchten und versteckter Täler. Wir hatten keinesfalls erwartet, was wir sahen. Die Türme waren schon von der Mündung der Schlucht aus sichtbar. Dunkelelfen leben direkt in den Höhlen, wenn sie Bergbau betreiben, Dwemer bauen eine große Halle über ihre Minen. Ein schöner Bau, kleine Türme mit Bogenbrücken dazwischen. Genüsslich anzusehen. Du würdest solcherlei Baukunst nicht von den Dwemer erwarten. Direkt in den Fels gehauen. Und über dem Tor thronte ein großer steinerner Drache.

'Da ist Dein Drachen, Mats.', sagte ich. Das innere war nicht so beeindruckend, nur blanker Fels. Die Eingangstür war riesig, aber die Türflügel fehlten. Eine Ballustrade verlief rund um eine große, offene Grube, die in eine Halle überging, wohl der Eingang zur Mine. In der Mitte lag ein Berg an Reichtümern, wie man sie sich nur erträumen kann. Und gesammelt hatte diese Schätze ein großer goldener Drache, der sich darauf zusammengerollt hatte. Wir hatten ihn zunächst nicht gesehen, da er im Glanz des Goldes nicht auszumachen war. Noch nichteinmal die Spuren eines Drachen hatten wir bisher gesehen, und nun lag einer vor uns. Und in einem Umkreis von zwei Meilen gab es keinerlei Schutz für uns.

'Ich sagte Euch, dass hier ein Drache ist.', flüsterte Mats.

'Schhhhh.', forderte Moraelyn Ruhe. 'Seht, was vor seiner Nase liegt.

Ich habe ganz genau hingesehen, auf seine Nase, glaub mir. Aber da lag wirklich ein Schwert, eine blanke Klinge aus schwarzem Metall, so wie Moraelyns Dolch.

'Geht Ihr zwei zurück, ich werde versuchen, mir das Schwert zu holen. Wenn das kein Ebenerz ist, bin ich ein Waldelf. Vielleicht ist der Drache tot oder im Winterschlaf, oder er ist überhaupt nicht lebendig, nur ein stummer, von Dwemerhand geschaffener Wächter für die Schätze. So wie die Vogelscheuchen, die auf den Feldern der Nord stehen. Schlimmstenfalls halte ich ihn so lange auf, bis Ihr in Sicherheit seid.'

Ich wollte Mats mitnehmen, doch dieser schüttelte den Kopf, und ich schämte mich, allein zurückzugehen.

'Lasst uns einfach alle gehen.', schlug ich vor. Dieses Ding sah echt genug aus, um mich in die Flucht zu schlagen. Aber Moraelyn sprach Unsichtbarkeit auf sich und ging los, die Treppe hinunter. Er machte keinen Laut, den ich hören konnte. Ich konnte sehen, wie sehr es Mats hasste, ihn allein gehen zu lassen. Doch Mats konnte nicht einmal einem blinden, tauben Bettler auf dem Fischmarkt hinterherschleichen. Also spannten wir unsere Bögen und überlegten uns, wie wir einige Schüsse abgeben konnten um vielleicht die Augen des Drachen zu treffen, wenn dieser denn aufwachen und sich Moraelyn entgegenstellen sollte. Nach einiger Suche fanden wir einen Platz, von dem aus wir schnell in einen Turm gelangen konnten, falls wir vor dem Drachen fliehen müssten. Dann verschanzten wir uns hinter der Ballustrade und zielten zwischen dem Geländer hindurch. Nicht, dass da mehr zu sehen gewesen wäre als der liegende Drache. Und das ist wirklich viel.

Dann schlug der Drache plötzlich die Augen auf, und mein Herz machte vor Schreck einen Satz und schien stillzustehen.

'Ahhhhh!! Das Essen kommt heute zu mir.', knurrte der Drache. 'Habt ein Auge auf meinen Hort, Dunkelelf. Ihr werdet ihn nicht stehlen und auch nicht lange sehen, doch Eure Knochen werden ihm Gesellschaft leisten... Für immer."

'Ich will nicht Euren Hort, Drache, nur das Schwert, das Ihr bewacht. Ich biete Euch meines dafür, es ist größer.' Ich konnte Moraelyn nicht sehen, aber seine Stimme kam aus der unmittelbaren Nähe des Schwerts, das quasi im Maul des Drachen war!

'Ich werde eine Mahlzeit und beide Schwerter bekommen. Wieso sollte ich mich auf den Handel einlassen, nur für Euer armseliges Schwert?'

'Lasst mich gewähren, und ich bringe Euch mehr Gold aus der Tiefe.'

'Ich habe genug Gold.' Der Drache gähnte und ich dachte, er würde Moraelyn gleich jetzt herunterschlucken, aber er drehte den Kopf weg, auch weg von uns. Mats versuchte, ein gutes Ziel zu finden, aber es war wirklich finster da drin und er fürchtete, Moraelyn zu treffen, da er, nur über Geräusche, nicht genau feststellen konnte, wo jener war. Klar war Moraelyn schlau genug, um nicht zwischen uns und dem Drachen zu stehen, doch Mats war nicht schlau genug, um so weit zu denken. Sklaverei trübt die Sinne auf verschiedene Arten, sagte Mats immer, und damit lag er nicht so falsch. Ich konnte gut genug sehen, und ich konnte genau sagen, wo sich unser Freund befand, aber das Ziel lag nicht in meiner Reichweite.

Der Drachen macht weiter. 'Aber da ist etwas, Elf, was Du für mich tun kannst, um Dein Leben ein bisschen zu verlängern.'

'Ein paar Minuten hören sich sehr gut an, Drachen. Was wollt Ihr von mir?' Moraelyns Stimme klang so ruhig, als ob er wissen wollte, ob es morgen regnet. Er konnte seinen Kopf in einem kleinen Bereich halten, das war mir klar.

'Ich habe Zahnschmerzen, zu weit hinten, um mit meinen Klauen heranzukommen. Könnt Ihr einen Blick darauf werfen, Elf?' Der Drache öffnete sein Maul und entblößte seine Zähne.

Moraelyns Zauber war mittlerweile verflogen, und ich konnte ihn da stehen sehen, wie er in den höhlengroßen Rachen blickte. 'Senkt Euren Kopf ein klein Wenig, so dass ich eine bessere Sicht habe.' Er streckte seine Hand aus und schob die Oberlippe beiseite, ohne Nervosität, und inspizierte das Zahnfleisch. So etwas hatte ich noch nie zuvor erlebt.

'Es ist entzündet. Das Zahnfleisch will aufbrechen und der Zahn sollte herausfallen. Ich kann es für Euch aufschneiden, wenn Ihr mir mit einem Schwert in Eurem Maul traut.'

'Und wieso sollte ich Euch trauen, Dunkelelf? Ich habe über Euer Volk noch nichts Gutes gehört.'

'Ihr müsst zuviel Zeit mit Nord verbracht haben. Ich könnte Euch nicht töten, ohne von Euch getötet zu werden. Wieso sollte ich es also versuchen? Ich habe Freunde mit dabei, die können Euch sicher einen fetten Hirsch jagen. Ich helfe Euch und Ihr lasst mich laufen und fresst den Hirsch. Sonst könnt Ihr mich sofort fressen, Zahnschmerz hin oder her.'

'Hssssssss. Was macht Euch glauben, dass Eure Freunde zurückkommen, wenn sie ersteinmal weg sind?'

'Sie sind nicht sehr gewitzt. Ich denke für sie. Ohne mich wären sie verloren. Gute Jagd, Leute! Uh, wenn sie keinen Hirsch finden, wünscht Ihr etwas anderes? Ein Schwein vielleicht? Ein paar Karnickel? Nüsse? Bären? Los doch, was wollt Ihr?' Doch wir hatten Handzeichen, und seine Hände sagten uns. dass wir gehen und draussen bleiben sollten! Darüber war ich etwas erleichtert. Ich meine, ich mag Moraelyn, aber ich sah keinen Nutzen darin, an seiner Seite zu sterben. Stünde ich an seiner Stelle auf der Speisekarte, wäre ich auch froh, wenn ihm die Flucht gelänge. Aber dieser dickköpfige Nord wollte nicht auf mich hören! Sagte, wenn neben Moraelyn sterben alles sei, was wir tun könnten, täten wir es einfach. Nordischer Unsinn. Klingt jedoch schön in Liedern.

Also begaben wir uns für ein paar Stunden auf die Jagd, um einen Hirsch zu finden. Mit dem kehrten wir dann schließlich auch zurück. Ich stellte mir Moraelyn schon in des Drachen Magen vor, und dass der Drache sich über einen Hirsch, einen weiteren Dunkelelfen und einen Nord als Abrundung seiner Tagesration sehr freuen würde. Aber Moraelyn saß noch immer da, unterhielt sich mit dem Drachen. Er schien dennoch nicht sehr erfreut, uns zu sehen. Befahl uns, den Hirsch hierzulassen und zu gehen, er würde anfangen, den Abszess aufzuschneiden, sobald wir weg wären. Aber Mats sagte, er habe nachgedacht. Oh, Bruder, dachte ich. Mats denkt nicht allzu oft nach, und das ist auch gut so, wirklich. Er hatte den Plan gefasst, eine Kette um den Zahn zu schlingen und deren Ende im Boden zu verankern, so dass der Drache sich den Zahn mit einem Ruck ziehen könne.

Dem Drachen gefiel die Idee, also Schnitt Moraelyn den Abszess auf, um die Schwellung zu lindern, so dass der Drache den Hirsch ohne zu starke Beschwerden herunterschlucken konnte. Dann trieben sie eine Kette auf und zogen den Zahn. Das war eine höllische Sauerei! Überall Blut und Eiter. Und Moraelyn ließ uns Heilzauber auf den Drachen sprechen, um die Blutung zu stoppen und die Wunde zu schließen.

'Ah, mmh, gut, sehr gut. Nun gut, Moraelyn, Ihr habt Euch bewährt. Nehmt das Schwert und geht.'

Moraelyn sah ihn an. 'Ihr meint, das war eine Art Prüfung? Wie lang hattet Ihr schon die Zahnschmerzen?'

'Sehr lang, Sterblicher, in Eurer Zeitrechnung, nicht sehr lang für ein Drachenwesen. Hört meine Geschichte: ein verschlagener junger Magier kam hierher, um meine Schätze zu stehlen. Ich erwischte ihn dabei; wir wechselten einige böse Worte, und er versuchte, einen Zauber auf mich zu sprechen. Sein lächerlicher Zauber machte mir nicht allzuviel aus, und ich tötete ihn. Aber, ähm...' Der Drache blickte kurz in die Ferne, dann erzählte er weiter. 'Der kleine Bastard hatte offensichtlich einen selbst erschaffenen Fluch-Zauber auf sich gesprochen, und als ich ihn zermalmte...' Der Drache knurrte schaurig, sich erinnernd, fuhr dann fort, 'Jedenfalls wurde dieser Schmerz nur schlimm, wenn jemand kam, um sich das Schwert zu holen. Der stärkste Schmerz ließ nach, wenn ich den Eindringling gefressen habe... Aber gewöhnlich tat ich das nicht, also verlegte ich mich auf Selbstverteidigung; heh, spuckte ein paar Feuerbälle und die meisten flohen. Hirsche sind praktischer; irgendwie hat es einen faden Beigeschmack, jemand zu fressen, mit dem Mann geredet hat. Dieser verflixte Magier hat mir für Tage Blähungen verursacht. Fürze und Rülpser und zuviele Gase, selbst für einen Drachen. Also ging der Zahnschmerz niemals wirklich weg. Und die Leute, die kamen, waren auch nicht gerade kooperativ. Alles in Allem war das eine der schlimmsten Zeiten meines Lebens. Ich konnte für lange Zeit nicht dem Einfluss des Schwertes entfliehen, als Teil des Fluches.'

'Wir können einige Zeit bleiben, wenn Ihr wollt. Wir sind gute Gesellschaft. Ich bin Moraelyn, mein rothaariger Freund ist Mith, und der große Kerl hier ist Mats. Ich will noch immer ein wenig nach Mithril suchen hier in der Mine, und ich hatte bisher noch keinen Drachen zum Freund.'

'Das würde mir gefallen. Ihr habt gute Freunde, auch wenn Ihr meintet, Ihr müsstet für sie denken. Ich glaube, sie können auch etwas für sich denken, und es scheint, dass sie zu dem Schluss gekommen sind, dass Ihr ein wertvoller Gefährte seid.' Der Drache verzog für eine Sekunde das Gesicht und versuchte, schüchtern zu wirken. 'Ihr könnt mich Akatosh nennen.'

So blieben wir also für ein paar Wochen. Wir jagten mit dem Drachen; also das ist eine Erfahrung! Durchsuchten die Minen, aber viel war da nicht zu finden. Doch der Drache gab uns Juwelen aus seinem Hort. Er sagte, er brauche nur das Metall; Drachen nehmen es in ihre Schuppen auf, während sie darauf liegen. Wir hatten also eine gute Zeit. Moraelyn versuchte, Mats das Schwert zu geben. Behauptete, dass er sicher versucht haben würde, den Drachen zu töten, wenn wir nicht zurückgekommen wären, und flambiert worden wäre. Aber Mats wollte es nicht nehmen, sagte, der Drache habe es Moraelyn gegeben, so dass klar sei, wem es gehöre. Mats nahm den Zahn, aber er schnitzte daraus den Griff, den Du nun besitzt und gab ihn ebenfalls Moraelyn. Mats meinte zu mir, er hätte niemals etwas wertvolleres zu geben gehabt, und dies mache ihn froh. Er ist wirklich sehr erfreut, dass Moraelyn beschloss, Euch den Dolch zu geben."

"Ich denke, Mats hätte das Schwert bekommen sollen.", sagte Edward. "Er hatte nicht versucht, etwas zu stehlen. Es war sehr mutig von ihm, wieder zurückzukehren, auch wenn er nicht erwarten konnte, dass das gut sei. Moraelyn versuchte zu stehlen, wurde erwischt und versuchte nur, durch Reden den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Ihr alle hättet wegen ihm getötet werden können."

"Das ist genau, was Moraelyn sagte. Nun, Mats mag seine große Axt sowieso viel lieber als eine Klinge."

Edward seufzte. "Ich wünschte, ich wäre so mutig wie Mats. Ich glaube, ich bin eher wie Ihr."

"Jawohl." Moraelyns stimme erklang hinter dem Jungen. "Gut gesagt, wie Mith. Keine Sorge. Ich wäre sehr zufrieden, wenn Du so mutig wirst wie Mith. Und wenn ich einst gehen muss, und sie nicht mehr sagen als 'er tat, was er tun musste', könnte meine Seele in Frieden ruhen."

König Edward, Band VIII - Wildnis


Die Reise durch Valenwald war angenehm: das Wetter meist mild, die Tage sonnig und die Nächte kühl. Karmesin- und scharlachrotes, goldenes und grünes Laub fiel von den Bäumen, um unter den Hufen ihrer Pferde einen Teppich zu bilden. Valenwald war ganz anders als die düsteren, dichten Wälder von Hochfels. Als sie die nördliche Grenze erreichten, drehte sich Edward um und sah, dass die Bäume fast kahl waren, ihres Glanzes beraubt. Vor ihnen lag ein weites grünes Land geschwungener Hügel, mit nur wenigen Baumgruppen, wie für die Ewigkeit ausgebreitet.

"Das ist die Wildnis, Edward.", sagte Moraelyn. "Pass auf Dich auf! Es scheint ein einladendes Land zu sein, doch hier hat kein König Einfluss. Jeder Mann kann die Hand gegen einen anderen erheben, und hier gibt es noch schlimmeres als Menschen. Alle Völker Tamriels begegnen sich hier, kämpfen."

Sie reisten ein paar Tage ohne große Zwischenfälle, einzig einer Gruppe berittener Khajit mussten sie sich erwehren, als diese ihr Nachtlager überfielen. Doch diese waren schnell zurückgeschlagen: Silk schlitzte einen auf, und der Rest ergriff heulend die Flucht. Das freundliche Waldelfenmädchen, Willow, warf ihnen Feuerbälle hinterher. Es gab keine Straßen, nur schmale Pfade, die einander kreuzten und nirgendwo hin zu führen schienen.

Nach zwei Wochen zu Pferd kamen sie zu einem bewohnten Tal in den Hügeln. Das Land war bebaut, die Felder in gutem Zustand, doch die Leute waren misstrauisch, schroff und unfreundlich. Fragen nach einer Herberge wurden mit Grunzen und rätselhaften Blicken beantwortet. Bewaffnete Gruppen forderten sie immer wieder auf, ihre Reisepläne zu verraten. Als Moraelyn sagte, sie würden nach Morrowind reisen, wurde ihnen nahegelegt, schnell durchzureisen und ja nichts zu stehlen.

"Durchreise ist alles, was wir wünschen.", erklärte Moraelyn ruhig.

"Jemand sollte dem Pack Mannieren beibringen.", knurrte der gewöhnlich sanfte Mats.

"Du mögest hier bleiben und eine Schule für Etikette eröffnen, wenn es Dir beliebt.", schlug Moraelyn vor. "Ich fürchte, mein Leben ist zu kurz, um den Einwohnern all das beizubringen, was sie brauchen. Dazu kommt, dass mir der Himmel hier nicht gefällt. er sieht noch böser aus als das Volk. Ich glaube, wir versuchen unser Glück in der Stadt."

Die Stadt war geschützt durch hölzerne Palisaden, ein mächtiges Tor bot Durchgang. Die Wachen musterten die Gruppe eindringlich und verweigerten ihnen den Einlass. "Hier kommen nur Menschen rein, Elf. Nimm Deinen Pöbel und hau ab."

"Ich verstehe. Ali, Mats, Edward, Ihr scheint geeignet für die Gastfreundschaft hier. Wir anderen werden uns woanders etwas suchen."

Aliera merkte an, dass sie wohl vom Sturm zurück nach Erstburg geblasen würden, noch bevor sie das Tor passiert hätte. Also umgingen sie die Stadt, überquerten einen von Steinwällen gesäumten Wassergraben, der eine befestigte Burg umgab. Ein Weg führte nordwärts zu einem kleinen Haus mit Scheune. Beide sahen dürftig aus, doch Moraelyn sandte Aliera und Edward aus, um an die Tür zu klopfen und um eine Übernachtung in der Scheune zu bitten. Der Rest wartete auf der Straße.

Eine alte Frau öffnete. Sie schien sehr erfreut über die Besucher zu sein. "Bleiben? Gern, ich freue mich über Gesellschaft. Braucht nicht in der Scheune zu schlafen, Herrin. Ich habe einen Raum, den wir uns teilen können. Mein Name ist Ora Engelsdottir." Aliera winkte die anderen herbei. Die Frau schielte zu ihnen herüber. "Ist das Dein Mann und das seine Freunde? Kein Problem, dann werden wir etwas zusammenrücken. So ist es auch wärmer. Ich habe einen Topf Suppe über dem Feuer; sollte mir für diese Woche reichen, aber ich teile ihn gerne mit Euch. Ich kann noch mehr kochen."

"Mein Gemahl ist ein Elf."

"Ist er das? Er sieht aus, als würde er sich gut um Dich und Deinen Sohn kümmern. Ihr seid fett wie Schweine, hihi. Bringt sie rein. Ich wünschte, meine Enkelin hätte jemand, der sich so um sie kümmert."

Ora wies jegliche Bezahlung zurück, sagte, es ginge ihr nicht so schlecht, dass sie für ihre Gastfreundschaft Geld annehmen müsse. Geschichten und Lieder und Gemütlichkeit seien ihr Lohn genug. Töpfe und Schüsseln standen unter all den Löchern im Dach, sie kannte die Stellen gut. Alle drängten sich um den Herd und machten es sich gemütlich, während der Sturm tobte, an den Fensterläden und Türen rüttelte und versuchte, das Dach abzudecken.

"Sagt mir, meine Herrin,", flüsterte Ora zu Aliera, "ist er wirklich gut zu Dir? Er ist so groß und schwarz."

"Wahrlich gut.", versicherte ihr Aliera mit ernstem Mund und einem Lachen in den Augen.

"Schön, das ist gut. Er erinnert mich ein bisschen an unseren Baron, der groß und dunkel ist... Oh, nicht ganz so dunkel wie Dein Elf. Er nahm meine Enkelin, Caron, und er behandelt sie nicht gut. Er... er verletzt sie, meine Herrin. Und sie kann nicht davonlaufen. Wohin sollten wir denn auch gehen?" Tränen füllten Ora's Augen und ergossen sich über ihre kummervollen Wangen.

Als ihre Gastgeberin sich in ihr Zimmer zurückgezogen hatte, wiederholte Aliera die Geschichte.

"Lasst uns das Mädchen retten.", sagte Beech. "Wir rosten ein vor Untätigkeit."

"Jawohl!", riefen Silk und Willow wie aus einem Munde.

Mats grummelte seine Zustimmung, Mith und Ssa'ass schienen interessiert.

Moraelyn blickte skeptisch drein. "Wir können nicht jedes Unrecht in Tamriel ausmerzen. Dieser Baron bietet seinem Volk einen gewissen Schutz. Sie könnten gehen, wenn sie es wünschten.

"Nun, er hält sich die Banditen vom Leib, so dass er das Volk selbst ausrauben kann.", warf Mith ein.

"Und wir sollen ihn stürzen? Ein anderer würde seinen Platz einnehmen. Oder das Umland würde einfallen und es bliebe nichts mehr."

"Nichts wäre besser als der jetztige schmutzige Zustand.", sagte Mats.

"So sieht es aus." Der Sturm schien sich verzogen zu haben. Aliera ging zur Tür und blickte hinauf in den Himmel, an dem Wolken Richtung Osten zogen. Ein einziger, großer, strahlender Stern stand nahe beim Mond. "Zenithar steht nahe Tamriel diese Nacht. Moraelyn?"

"Ich dachte mir, wir könnten morgen bei gutem Wetter ihr Dach reparieren.", sagte dieser und sie kehrte zurück zum Feuer. "Wir werden wenigstens das tun. Und das andere, Aliera?"

"Sie bat mich um Hilfe, in gewisser Weise, und ich... Ich denke, ich höre Zenithar's Stimme im Wind und fühle seine Hand im Regen dieser Nacht."

"Nun zu Deiner Frage, Gemahlin."

Aliera nickte ernst. Sie zog sich mit Moraelyn in die Kaminecke zurück und sie flüsterten und lachten einige Zeit zusammen. Edward schlief ein. Am nächsten Morgen sollte er Beech und Willow helfen, neue Schindeln auf dem Dach zu verlegen. Moraelyn schrieb einen Brief, gab ihn Mats und trug ihm auf, diesen dem Baron zu bringen. Jedoch so, dass er zu Fuß zur Mittagszeit am Schloss ankäme.

"Ihr fordert ihn zu einem Duell um das Mädchen!" Edward grinste. "Aber wird er kämpfen? Und wird er sie nicht zurückholen, wenn wir wieder weg sind?"

"Mmm. Nachdem er mich nicht in seine Stadt lässt, hat Deine Mutter vorgeschlagen, ihn stattdessen in unser Haus einzuladen." Moraelyn stempelte den Brief mit seinem Siegelring und händigte ihn Mats aus.

"Oh. Es ist ein langer weg zu Eurem Haus, oder?" Edward war ein bisschen enttäuscht, dass die Rettung nicht so wichtig erschien, aber er glaubte, dass es wirklich nicht verantwortbar wäre, dass acht Mann eine Festung stürmen sollten, auch wenn es Moraelyns Gefährten waren. Möglicherweise haben die Lieder ihre Taten etwas aufgebauscht.

Moraelyn grinste, wuschelte Edward durchs Haar und bat ihn, seine Fragen zurückzuhalten, auf's Dach zu steigen und seiner Mutter zu vertrauen. Moraelyn und Mith gingen zu Fuß fort, zur Jagd, wie Aliera erklärte. Selbst zum Abendessen waren sie noch nicht zurück. Doch Edward solle sich keine Sorgen machen; sie würden sich später treffen.

Ein gutes Stück nach Sonnenuntergang sagten sie ihrer Gastgeberin Lebewohl. Sie nahmen all ihre Pferde mit sich und banden sie in einem kleinen Gehölz nördlich der Burg an. Aliera fragte Edward, ob er warten und auf die Pferde aufpassen wolle. Er wollte wissen, wohin sie gingen.

"Wir müssen in die Burg eindringen, um Ora's Enkelin zu befreien. Keine Fragen, Edward. Wenn Du mitkommen willst, musst Du an meiner Seite bleiben und genau befolgen, was ich Dir sage. Schwebe über den Burggraben, ich muss schwimmen. Danach werden wir den Wall erklimmen. Einmal drin, folge mir so leise wie Du kannst."

Edward starrte seine Mutter und die anderen an. Wie sollten diese Sechs eine Burg stürmen können? Drei Frauen, zwei Männer und ein Junge? Auf den Mauern waren Wachen, drin noch mehr. Mats wäre bereits drinnen, vermutete er. Aber wo waren Moraelyn und Mith?

Furchteinflößende Dinge waren im Wassergraben. Edward wollte protestieren, doch er behielt es für sich. Ssa'ass glitt als erstes ins Wasser. Ein bisschen Plätschern und Zischen, dann war das Wasser friedlich. Aliera schwamm nun hindurch, die anderen schwebten.

"Hier sind die Seile.", sagte Beech, der die Wand abgetastet hatte. Drei Seile hingen herunter. Edward, Beech und Ssa'ass kletterten als erstes hinauf; Aliera, Willow und Silk folgten. Moraelyn und Mith erwarteten sie oben. Zwei Wachen lagen gut verschnürt in der Nähe.

"Wie...", begann Edward, doch Aliera hielt ihm den Mund zu. Eine Wache von einem anderen Mauerabschnitt rief etwas, und Edwards Herz blieb stehen. Mith rief etwas zurück, und stampfende Fußschritte entfernten sich.

Die Gefährten schlichen leise die Treppe hinunter und überquerten den Hof wie Schatten. Keine Wachen standen vor dem Eingang zur Burg, auch die Korridore im Innern lagen still da. Sie machten an einer imposanten Tür halt und pressten sich an die Mauern links und rechts davon. Sie konnten Stimmen aus dem Raum hören. Ein dünnes, durchdringendes Wehklagen erschall und verstarb wieder. Moraelyn pfiff eine kleine Melodie in die folgende Stille. Die Tür schwang auf und sie stürmten hinein, fielen wie die Furien über die perplexen Wachen her.

Edward war als letzter drinnen, Zahn in seiner Hand; er rammte ihn der nächststehenden Wache in die Seite, und Beech erledigte ihn mit einem Schlag auf den Kopf. Mats war schon im Raum, er hatte die Tür geöffnet. Nun spaltete er den Kopf einer Wache mit seiner Axt, und begann dann, die innere Tür damit zu bearbeiten. Aliera und Willow verbarrikadierten die äußere Tür. Moraelyns Widersacher war ein junger Mann. Der warf einen Blick auf den großen Dunkelelfen, ließ sein Schwert fallen, warf sich auf die Knie und betete um Gnade.

Moraelyn musterte ihn mit Abscheu und sagte: "Grüßt Zenithar von mir; sagt ihm, dass Moraelyn von Ebenerz seine Gnade für Euch erbittet. Denn ich habe keine für Euch." Er schlitzte der jungen Wache den Bauch auf, Blut besudelte seine Lederrüstung, Sein Opfer fiel vorne über, grausam gurgelnd. Eine brennende Säure stieg Edward in die Kehle; er schluckte schwer und sah weg.

Die Wachen im Vorraum waren besiegt, doch von außen waren Rufe und Fußgetrampel zu hören, dann Schläge gegen die Tür. Edward folgte seiner Mutter in die innere Kammer, die vollkommen leer war, bis auf ein nacktes Mädchen, das breitbeinig gefesselt auf einem riesigen Bett lag, mit aus dem Kopf quellenden Augen.

Die Gefährten schnitten sie los, während Aliera ihre Schultern ergriff. "Deine Großmutter schickte uns, Kind. Wo ist der Baron?"

Das Mädchen starrte auf einen Bücherschrank, dann klammerte sie sich an Aliera. Sie war nicht größer als Edward und wohl auch nicht älter. Ihre Brüste begannen eben erst, zu wachsen. Sie war übersät mit Striemen und Blut und rotgelben Blutergüssen. Aliera legte ihr ihren eigenen Mantel um, Beech hob sie hoch. Mith's Finger betasteten den Bücherschrank; er fand einen Hebel, und mit einem Klicken tat sich eine Öffnung in der Wand auf. Vorsichtig ging er hinein, die anderen folgten ihm, und die Geheimtür schloss sich hinter ihnen.

"Ich glaube, es ist nur ein Schlupfloch,", sagte Mith, "aber zweifellos wird es hier Fallen geben."

"Gehe behutsam, Freund!", warnte Aliera. "Wir haben keine Eile. Ich denke, der Baron wird uns zur Tür begleiten wollen, so wie es ein guter Gastgeber tun sollte."

Ein kleiner Korridor zweigte nach links ab. Mith schickte einen Lichtblitz hinein. Der Boden war übersät mit Knochen. Menschenknochen. Kleine Schädel blickten sie augenlos an. "Ich finde immer mehr gefallen daran, ihn zu töten.", raunte Moraelyn.

"Nein!", protestierte Aliera. "Mein Auftrag, meine Tötung."

Moraelyn wandte sich ihr zu. "Aliera..."

"Ich will, dass besungen wird, wie er durch Aliera's Hand starb! Ich bestehe auf mein Recht, ihn zu fordern, König."

"Lasst ihn mir und wir werden es auf Eure Weise besingen! Er ist doppelt so breit wie Ihr. Wollt Ihr gegen mich für das Vorrecht kämpfen?" Der Elf baute sich vor ihr auf, einen ganzen Kopf größer.

"Wenn ich muss." Aliera schlüpfte an ihm vorbei, gürtete sich den Schild an den Arm und zog ihr Kurzschwert, während sie losrannte. Moraelyn fasste nach ihr, verfehlte sie und rannte hinterher. Seine Größe behinderte ihn in dem niedrigen, schmalen Gang. Funken stieben von seinem Schildzauber auf, als er unbeirrt die Wände streifte.

"Kommt her, Ihr beiden!", rief Mith von vorne. "Ich kann nicht versprechen, dass ich ihn für Euch aufhebe."

"Moraelyn!", keuchte Edward, ihm nachrennend. "Lasst es sie nicht tun!"

"Ich lass sie! Wie sollte ich sie Deiner Meinung nach stoppen? Ich bin offen für Vorschläge, die davon absehen, dass ich selbst gegen sie kämpfen muss." Er schien halb wütend, halb amüsiert.

"V-vielleicht ist er schon weg."

"Nein, er ist hier mit uns eingesperrt; wir haben den Ausgang schon vorher von der anderen Seite entdeckt und Mith hat ein Schloss angebracht, das der Baron nicht knacken kann."

"Nun, dann lähmt sie. Ihr könnt sie tragen."

"Sie hat ihren Schild benutzt, er wirft Zauber zurück, sowie andere Dinge. Ich würde mich selbst lähmen und könnte sie nicht tragen. Ihr wird nichts passieren, der Schild ist exzellent. Er wirkt einen sehr mächtigen Schutzzauber. I'ric selbst hat ihn erschaffen."

"Habt Ihr Probleme mit Euren Schlössern, Baron?" Mith's Stimme erschall klar von weiter vorn. Sie gelangten in einen größeren Raum, in dem der Baron verzweifelt an den Griffen einer massiven Tür rüttelte. "Stümperhafte Arbeit. Ihr solltet Euch einen anderen Schmied suchen."

"Er wird keinen mehr brauchen.", fauchte Aliera. Die Begleiter stellte sich um sie herum im Halbkreis auf. Der Baron nahm mit dem Rücken zur Tür Kampfposition ein. Er war ein großer Mann, so groß wie Mats, und er hielt eine Axt in den Händen, die Mats' Axt in nichts nachstand, dazu trug er Brustpanzer und Helm. Er wandte sich an Moraelyn.

"Neun gegen einen. Ich habe solche Vorteilnahme von Euch schwarzen Teufeln erwartet." Moraelyn stand hinter der Gruppe, aber der Baron hatte ihn sofort als Anführer erkannt. Das taten alle, irgendwie.

"Ihr bevorzugt den Gewichtsvorteil, oder? Aber meine Frau will Euch für sich haben. Sie kann wohl Eurem Charme nicht widerstehen. Ich kann es auch nicht; ich konnte einfach nicht auf Eure Antwort zu meiner Einladung warten, also kam ich zu Euch."

"Ich erschlage sie, und Ihr Übrigen werdet mich töten? Hah! Das wäre es wert." Er starrte Aliera mit kalten dunklen Augen an.

Aliera lächelte ein grausames Lächeln. Ihr dunkles Haar fiel lose über ihre Schultern und schien zu glühen. "Ihr werdet diese Frau nicht erschlagen, Baron. Aber wenn Ihr es tun solltet, geht Ihr in Freiheit. Das schwöre ich bei allem, bei Zenithar! Wenn er mich töten sollte, wird mein Geist ihn bis ins Grab und weiter jagen." Sie klang angetan von dieser Vorstellung. Edward begann zu zittern.

"Bei Zenithar!"

Der Baron lachte. "Ich glaube Euch nicht, aber sie wird die letzte Frau in meiner Sammlung. Seid Ihr ihrer so müde, Elf?"

"Habt Ihr solche Angst vor Ihr, dass Ihr es lieber mit mir aufnehmen möchtet?" Irgendwo tief in Edwards Kopf erkannte er, dass der Elf Recht hatte. Ungeachtet des herausfordernden Verhaltens des Barons, fürchtete sich dieser vor Aliera. Edward hatte nicht mit den anderen geschworen, Er hielt seinen Stab mit fester Hand, aber seine Füße schienen mit dem Boden verwachsen zu sein.

Der Baron lachte erneut und antwortete mit einem heftigen Hieb gegen Aliera, aber der verpuffte wirkungslos an ihrem Schild. Seine Augen weiteten sich, als ihm klar wurde, dass sie zaubergeschützt war. Aliera tänzelte zur Seite und schnitt in seinen Arm. Sie war leichtfüßig, doch er landete viele Treffer. Wenn ihr Schild seine Wirkung verlor... Edward konnte diesen Gedanken nicht zu Ende führen.

Aber er vernachlässigte seine Deckung, in der Hoffnung, ihren Schild mit einer Serie von Schlägen zu brechen. So konnte sie seine Arme und Beine mit treffern übersäen. Sie zielte vor Allem auf seine Beine, um ihm die Beweglichkeit zu nehmen und ihn viel Blut verlieren zu lassen. Und die ganze Zeit über machte sie sich über seine Männlichkeit lustig, sagte, sie würde ihn kastrieren, sobald er starb. Ein kräftiger Hieb traf ihren Rücken; ihr magischer Schild blitze auf und verschwand.

Der Baron hob seine Axt, um ihr mit einem einzigen Schlag den Schädel zu spalten. Doch ihr Arm holte aus und sie schleuderte ihr schlankes Kurzschwert genau in das Auge ihres Feindes. Die Axt entglitt ihm und er fiel kreischend auf die Knie, versuchte, mit den Händen die Klinge zu ergreifen. Aliera ging einen Schritt auf ihn zu und bohrte die Klinge tiefer in seinen Kopf, direkt in sein Gehirn. Der Körper kippte nach vorn, zitternd und krampfend.

"Gut gekämpft, Weib!"

"Ich hatte einen Meistertrainer, und einen bessern Schmied!" Aliera lachte, dann warf sie den Kopf zurück und brüllte ihren Triumph heraus, die Arme hochgerissen, die Fäuste geballt.

"Das warst Du!" Moraelyn packte Silk in einer rauen Umarmung und küsste sie geräuschvoll. "Das ist ein feiner Trick, den Ihr sie gelehrt habt, Silk."

"Ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr aufhörtet, mit meiner Ausbilderin zu schmusen, Gemahl!", sprach Aliera, während sie ihre schlanke adamantene Klinge vorsichtig säuberte.

"Ich schmuse? Nicht, solange Dein Blut siegt, und Dein Schild noch geladen ist. Ich danke ihr nur. Ich werde I'ric auch noch küssen, wenn ich ihn das nächste Mal sehe."

"Ist er wirklich tot?" Caron hatte sich während des Kampfes an Beech geklammert und die Augen geschlossen. Nun betrachtete sie Aliera mit Ehrfurcht. Edward fand kein passenderes Wort. Er selbst fühlte etwas Ähnliches, auch wenn er noch voll Schrecken war.

"Tot genug." Aliera betrachtete den noch leicht zuckenden Körper voll Zufriedenheit. Das Mädchen kam näher, dann kniete es sich neben ihn. Sie nahm einen Stein zur Hand und schmetterte ihn immer wieder in das Gesicht des Toten, schluchzte dabei. Als sie damit aufhörte, sprach Ssa'ass einige Heilzauber auf sie. Mith öffnete die Tür. Sie betraten das Freie in der Nähe der Stelle, an der sie ihre Pferde zurückgelassen hatten.

Sie brachten das Mädchen zurück zum Haus ihrer Großmutter und ließen sie dort mit der Anweisung, jeden zu warnen, ihr etwas zu tun. Andernfalls würden die Diener Zenithar's zurückkehren. Die alte Frau schloss ihre Enkelin in die Arme. Nachdem sie den Rettern Lebewohl gesagt hatte, flüsterte sie Aliera zu, auf ihren Mann zu achten.

"Oh, das werde ich. Das werde ich."

* * * * * * * *

Als sie anhielten, um zu rasten, kam Aliera zu Edward, um mit ihm zu reden, doch er wollte nicht, da er sehr müde sei und einfach nur schlafen wolle. Moraelyn zog sie mit sich, sagte, wenn ihr Sohn sie nicht brauche, solle sie zu ihrem Mann kommen, der sie brauche. Sie verließen das Lagerfeuer. Edward lag wach, lauschte ihrem leisen, unterdrückten Keuchen. Das war nicht ungewöhnlich. Zunächst hatte es ihn beängstigt. "Ich kann nicht schlafen, Ihr seid zu laut.", hatte er sich eines Nachts beschwert. "Was macht Ihr da eigentlich?" Das hatte Gelächter bei den Gefährten zur Folge. "Kannst Du nicht einfach so tun, als würdest Du schlafen?", hatte Moraelyn ihn klagend gefragt. "Nun weiss ich, wieso Dunkelelfen selten mehr als ein Kind haben, Aber ich verstehe nicht, wie es Menschen fertig bringen, so viele zu haben." Moraelyn und Aliera waren zurückgekommen, um sich zu ihm zu legen in jener Nacht, aber er hatte so getan, als würde er bereits schlafen, so wie die anderen.

Und diese Geräusche waren zu vertraut, um die Bilder des nächtlichen Abenteuers aus seinem Kopf zu verbannen, die so lebhaft waren, als würde es erneut geschehen. Er konnte fühlen, wie sich sein Daedra ernährte, und konnte es nicht stoppen. Es war nicht gerecht, dachte er, aber nun fing er an zu verstehen, was Moraelyn damit meinte, den Daedra zu ernähren und weiter mit den Göttern zu wandeln. Mit Zenithar.

Moraelyn kam zurück, trug Aliera. Er legte sie vorsichtig hin, dann streckte er sich selbst zwischen ihr und Edward aus.

"Es muss schwer sein, eine Frau zu sein.", sagte er leise. "Es war hart, ihr zuzusehen. Nur zuzusehen."

Edward nickte.

"Ich habe sie das schon so oft gefragt. Sie sagte mir, wie hart es ist, aber bis heute hatte ich keine Vorstellung davon. Ich wusste, dass sie gewinnen würde. Zenithar ist mit ihr, und alles, was der Baron hatte, war sein Daedra. Und dennoch war es kaum zu ertragen. Sie spricht den Zauber in neun von zehn Versuchen erfolgreich, und sie hätte noch mehr sprechen können. Er wäre zusammengebrochen vor Erschöpfung, bevor der Schutz aufgebraucht gewesen wäre.

"Ich denke auch noch daran... Und an die Wache, die... Euch um Gnade bat?"

"Ich weiss. Und doch hörte er all dies Nacht für Nacht, und diente dem Baron weiterhin."

"Die meisten Männer sind nicht so stark, wie Ihr es seid. Vielleicht konnte er sich nicht selbst helfen?" Wieso setzte er sich für einen Mann ein, der schon tot war? Sein Kopf wiederholte immer wieder die Geschehnisse der Nacht, und all die Variationen, gute wie schlechte, die es hätte geben können.

"Auch Böses wie das zu bezeugen zerstört die Seele. Zu beobachten und nichts zu tun... Mats hätte meine Hand zurückgehalten, wenn es jemand wert gewesen wäre. Und das ist schlecht für die Jungen; es tut mir leid, dass Du das miterleben musstest."

"Ist meine Seele nun geschädigt?"

"Du fühlst das Brennen der Säure, so wie wir alle es tun, aber Du wirst genesen."

"Könnt Ihr mich jetzt heilen?"

"Ja." Moraelyn schloss den Jungen in die Arme, dann rollte er sich herum, so dass Edward zwischen seinen Eltern lag. Aliera legte ihre Arme um ihn, ohne aufzuwachen. Ihr starker Frauenduft mischte sich in Edwards Nase mit Moraelyns herbem, dunklen Aroma.

"Sie war so wütend.", flüsterte Edward. Er fragte sich, ob er nach all dem wieder das gleiche für sie empfinden könne, wenn auch ihre Umarmung so angenehm war wie immer. Möglicherweise hatte Moraelyn ein ähnliches Bedürfnis gehabt und war weise genug gewesen, darum zu bitten.

"Sie ist eine Frau, Diese Art Verletzung anderer berührt sie tief."

Wie tief? Der Junge stellte die Frage, die er stellen musste, nicht.

"Dein Vater ist kein Ungeheuer. Aber sie war an einen Mann gebunden, der sich nicht um sie sorgte, und sie konnte ihn nicht verlassen. Das ist eine Eigenart Deiner Rasse, die es nicht leichter macht, es zu ertragen, glaube ich."

"Sie hat also auch einen Daedra?", fragte Edward traurig.

"Darüber musst Du selbst mit ihr sprechen."

"Es war kein wirklich fairer Kampf, sie geschützt und er nicht."

"Faires Kämpfen gehört in die Arena, Junge. Würdest Du einen Wolf oder Höllenhund ohne Waffen, Zauber und Rüstung bekämpfen, weil sie keine haben? Ich würde es nicht tun."

"Was wird aus Caron und Ora? Und aus all den anderen Leuten? Jetzt, wo der Baron tot ist."

"Sehe ich aus wie der Prophet Marukh? Wie soll ich das wissen? Wir können hier im Frühjahr Halt machen und sehen, was aus der Erde, die wir verbrannten, gewachsen ist. Mir steht nicht der Sinn danach, sie zu pflügen. Ich habe meine eigenen Felder zu bestellen. Hör mich an, ich klinge wie ein Nord-Bauer. Minen auszuheben ist mehr meines." Er gähnte.

"Die anderen dachten nicht an die Folgen, Ihr schon."

"Ich bin ein König; das ist unsere Aufgabe."

König Edward, Band IX - Glück


Edward kniete hinter Moraelyn, über dessen Schulter gebeugt, so dass er die Karten sehen konnte, die der Elf hielt. Er saß nicht direkt am Feuer, so dass es dunkel war für Menschenaugen. Doch Moraelyn war der einzige der Gruppe, der Edward luärn, zusehen ließ. Die anderen Spieler, Beech, Mith und Mats sagten, Edward hätte einen toten Vogel in der Tasche, brächte ihnen Pech. Moraelyn erwiderte, es sei weniger eine Frage des Glücks, sondern viel mehr die Tatsache, dass ihre Blätter vom Gesicht Edwards derart reflektiert wurden, dass manch einer diese darin lesen könne. Es war zu dunkel für Beech und Mats, um Edward zu sehen, und Moraelyn blockierte die Mith die Sicht. Und dennoch wuchs der Haufen Münzen vor Moraelyn langsamer, seid Edward hinter ihm saß. Aber in diesem Moment hatte er gute Karten, das konnte Edward sehen. Mats war Ausspieler. Er dachte nach.

"Du zitterst, Sohn.", sagte Moraelyn. "Hast Du nichts wärmeres zum Anziehen? Wir müssen etwas für Dich finden. Komm unter meinen Mantel. Du kannst meine Karten halten, wenn Du willst." Der Wind war kalt; man merkte den Biss des Nordens und die fortgeschrittene Jahreszeit. Edward nahm den Schutz von Moraelyns Arm und Mantel gern an und saß nun ganz nah an seiner Seite.

"Ich denke, ich werde einfach die Karten spielen, die ich habe.", sagte Mats schließlich, und schob einen Stapel Münzen in die Mitte. Dann, als hätte er es sich plötzlich anders überlegt, schob er noch mehr hinein. "Da."

"Wirf ein, Edward, wir sind raus."

"Aber es kann keiner bessere Karten haben als wir!", echauffierte sich Edward.

"Edward!", knurrte Moraelyn.

"Nun, wie soll ich es denn sonst lernen?" Mats musste seine Karten nicht aufdecken, solange sie seinen Einsatz nicht mitgingen.

"Beim Zusehen. Ruhig. Oh, sehr gut. Niemand hat mir bisher gesagt, dass Vater-sein billig ist." Er schob die meisten seiner Münzen in die Mitte, um mit Mats mitzugehen, und Edward deckte auf.

"Ah,", sagte Mats, "das hättet Ihr nicht tun müssen, mein Freund. Ich werde dem Jungen die Karten umsonst zeigen."

"Ihr schmutziger Nord,", entgegnete Moraelyn erbost, "zeigt Eure Karten und nehmt mein Geld, wenn Ihr meine Hand schlagen könnt. Lasst uns sehen, ob ich derjenige bin, dem gezeigt werden muss, wie man dieses Spiel spielt."

"Seid Ihr nicht." Mats grinste. "Ausgenommen, dass Ihr mein freundliches Angebot hättet annehmen sollen, statt mich zu beleidigen." Er deckte das perfekte Blatt, "Die Herrinnen", auf.

"Eine Verhöhnung wie diese rechtfertigt eine Beleidigung. Mats, diese Hand zu sehen ist den Einsatz allemal wert. Fünf schöne Damen! Die sieht man nicht jeden Tag zusammen; sie mögen einander nicht allzu sehr."

"Woher wusstet Ihr das?", wollte Edward wissen.

"Ah,", schmunzelte Moraelyn, "das zu lernen, obliegt Dir allein. Das ist Teil des Spiels. Aber merke Dir, ein gutes Blatt geht den Bach runter, wenn ein anderer ein besseres hat."

"Es tut mir leid." Edward blickte schuldbewusst auf die verbliebenen Münzen.

"Kein Problem. Es ist dumm, in Nächten mit Mats zu spielen, in denen ihm der Gott des Glücks persönlich über die Schulter schaut und alles was ich habe, nur ein weggelaufener bretonischer Prinz ist, der ins Bett gehört. Er hätte ohnehin all mein Geld gewonnen, so kriegen wir wenigstens noch eine Mütze voll Schlaf."

"Spielverderber.", knurrte Mats. "Nicht jede Nacht besucht mich Sai, und ich genieße seine Anwesenheit."

"Er kann genauso schnell gehen, wie er gekommen ist. Sai ist niemand, dessen Gesellschaft Du überschätzen solltest, Mats."

"Wer sollte das besser wissen als ich? Nee, entschuldigt Euch nicht. Ich begrüße Eure Sorge um mich, mein Freund. Sie ist nicht gänzlich unerwünscht, aber ich bin mich ihrer Bedeutung bewusst. Ich weiss, wie unbeständig Sai's Unterstützung ist, und wie launisch. Ich spiele nur mit meinen Freunden, denen ich traue."

"Wohlan, gute Nacht." Moraelyn und Mith standen auf, um sich zu den schon schlafenden zu gesellen, während Mats und Beech und Edward am Feuer blieben. Der natürliche Schlafrhythmus der Dunkelelfen waren fünf bis sechs Stunden am Tag und zwei oder drei Stunden nach Mitternacht. Da sie nun reisten und nur bei Nacht schliefen, war es eine schwierige Angelegenheit für Mith und Moraelyn, genug Schlaf zu finden, und sie mussten sich mit Zaubern behelfen. Edward hatte bereits etwas geschlafen, während die anderen das Abendessen zubereiteten, und nun war er natürlich hellwach. Beech gähnte, Mats schien weniger Schlaf als die Übrigen zu brauchen.

"Erzählt mir von Sai, Mats. Ich hatte bisher noch nie von ihm gehört, wusste nicht, dass es einen Glücksgott gibt. Ich dachte, Glück passiert einfach."

"Da Du Bretone bist, verstehe ich das. Bretonen wollen Dinge erklärt haben, klar und nachvollziehbar, in Folge aufeinander, so dass eine Sache eine andere nach sich zieht, und Du weisst, woran Du bist. Die meisten Götter sind so. Sie legen Regeln fest, und wenn Du diesen gehorchst und dem Gott Deine Ehrerbietung erweist, erweist er Dir seine Gunst. Und je besser Du nach den Regeln lebst und je mehr Du dem Gott dienst, desto höher steigst Du in seiner Gunst. Diese Regeln sind nicht immer leicht einzuhalten, und die Regel des einen Gottes lässt Dich vielleicht die eines anderen Gottes brechen, aber Du weisst, woran Du bist. Nun, Sai ist nicht so. Er ist kein Daedra, aber er hat sicher eine daedrische Seite. Wenn Du ihm zu sehr dienst, wird er Dich auf einmal verlassen. Sie nennen es 'Sai's Pein'. Es ist ein unbändiges Verlangen nach der ständigen Präsenz des Gottes. Mein Vater litt daran, ein armer Mann. Die Krankheit ist mehr als nur das Verlangen nach der Präsenz des Gottes, die Leidenden brauchen auch den ständigen Nutzen aus der Gunst des Gottes. Also spielen sie unablässig. Nicht, um zu gewinnen, sie nutzen all ihren Gewinn, um weiter zu spielen, bis sie verlieren. Dann tun sie alles, um wieder an Geld zu kommen und wieder spielen zu können.

Oh, es ist eine schreckliche Sache. Schrecklich. Mein Vater hatte mich deshalb als Sklaven verkauft. Später folgte meine Schwester. Und dann, als er wieder Schulden hatte, brachte er sich um. Das war einer der wenigen lichten Momente, in denen er erkannte, was mit ihm geschah. Was er seiner Familie antat, sich selbst. Selbstverständlich wusste ich damals nicht den wahren Grund, weshalb er mich verkauft hatte. Ich verstand es nicht. Ich dachte, es läge an mir, dass ich kein guter Sohn war, unartig oder faul oder einfach nicht gut genug. Also dachte ich, wenn ich denn nur ein besserer Sohn gewesen wäre, wäre das nie passiert. Das ist Auriel's Weg. Er legt fest, dass Kinder Respekt vor ihren Eltern haben sollen, von ihnen lernen sollen, aber manche Eltern verdienen einfach keinen Respekt. Meine Mutter sagte, er leide unter einer Krankheit. Ich weiss nicht, ob man ihn dafür nicht hätte verstoßen sollen wie einen Pest- oder Leprakranken. Ich glaube ihr, aber manchmal habe ich dennoch das Gefühl, dass es mein Fehler war. Nun, das war Pech, wie Du sagen würdest. Aber Sai sandte mir Moraelyn, und das war in der Tat ein glücklicher Tag.

Welch anderer Gott würde es sich in den Kopf setzen, einen Menschen davor zu bewahren, einen anderen zu erschlagen? Jeder andere Elf in Tamriel würde sich angewidert abgewandt haben oder stehengeblieben sein und über die dummen Menschen gelacht haben, Zwei junge Dunkelelfen gegen vier erwachsene Nord, und all das, obwohl sie bis dahin nur wussten, dass ich verdiente, wie mir geschah. Ich hätte ein Dieb oder Mörder sein können. Ich glaube, ich war ein Dieb. Ich habe mich meiner selbst beraubt, sozusagen.

Moraelyn selbst kann nicht sagen, wieso er das tat. Er sagt, dass er auf der Suche nach einem Kampf war an diesem Tag, und Sklavenfänger zu sehen auf Morrowind's Boden minderte sein Verlangen in keiner Weise. Das ist, was ich sage: es war Sai. Aber es war Moraelyn, der den Gott erhört hat.

Zweifellos ist es ein großartiges Gefühl, die Hand Sai's auf seiner Schulter zu fühlen. Es ist so, als rittest Du das beste Pferd, wärest Du im Einklang mit Dir selbst. Du bist eins mit der Welt, alles klappt wie am Schnürchen, ganz anders als der sonstige tägliche Kampf, den das wirkliche Leben darstellt. Du musst nicht gerissen oder freundlich oder geistreich sein. Es geschieht einfach. Auch wenn Du etwas Dummes tust, es macht nichts. Es wird sich trotzdem zum Guten wenden. Glücklich. Manchen Leuten scheint das Glück in die Wiege gelegt, andere scheinen vom Pech verfolgt. Ich weiss nicht, wieso. Ich glaube, so ziemlich jeder fühlt einmal Sai's Anwesenheit. Du auch, oder?"

Edward schüttelte den Kopf. Er hatte keinen blassen Schimmer, wovon Mats sprach.

"Nun, es ist wie eine Art Gier, denke ich, Sai's Pein. Siehst Du, es gibt nur eine gewisse Menge Glück, und wenn ein paar Leute alles haben, bleibt nichts für den Rest. So wie heute, ich gewann den letzten Pot, aber die anderen mussten ihn verlieren. Es kann nicht jeder mit Sai gewinnen. Das stimmt nicht mit den anderen Göttern überein, und das ist nicht wichtig. Du verstehst es noch nicht, oder? Willst Du eine Geschichte über Sai hören?"

Edward nickte. Mats war der geborene Begleiter, aber normalerweise sehr still. Edward hatte ihn für etwas einfältig gehalten. Mats' Spielglück schien seine Zunge gelockert zu haben, und nun musste Edward erkennen, dass Mats viel mehr dachte als er aussprach.

* * * * * * * *

Vor langer, langer Zeit, als es weniger Menschen und mehr Wölfe gab, lebte eine junge Witwe namens Josea in der Mitte der Region, die heute Himmelsrand genannt wird. Sie war eine gewöhnliche Frau, nicht hässlich, nicht hübsch. Sie hatte weiches, braunes Haar, warme braune Augen, eine kleine Nase, ein volles, rundes Gesicht und einen gesunden Körperbau. Sie war das einzige Kind ihrer Eltern, zweier Bauern. Diese wurden vom Typhus dahingerafft, als sie siebzehn Jahre alt war. Kurz darauf heiratete sie Tom, einen kräftigen, jungen Holzfäller von fröhlichem Gemüt und einem ruhelosen Blick. Er hatte sie schnell geschwängert, um sich anschließend anderweitig zu beschäftigen. Kurz bevor das Kind zur Welt kam, wurde er vom örtlichen Goldschmied getötet, der unerwartet nach Hause kam und den freundlichen Holzfäller im Bett seiner Frau vorfand, und diesem ein Messer in den Rücken rammte.

Tom's Tod ereignete sich am Tag des Herzens. Das Kind, ein Junge, wurde vier Monate später während Mittjahr geboren. Zwei Nachbarsfrauen kamen, um ihr zu helfen, das Kind zu gebären, eine von ihnen blieb noch ein paar Tage. Danach war sie auf sich allein gestellt, musste allein für das Kind und ihren Lebensunterhalt sorgen.

Eines Abends im nächsten Morgenstern ging Josea hinaus zur kleinen Scheune, um ihre Abendaufgaben zu erledigen; den Jungen ließ sie in der Wiege schlafen. Der Wind heulte. Sie molk und fütterte die Kühe, gab auch den Schweinen und Hühnern zu fressen. Als sie die Scheune verließ, tobte draußen ein schrecklicher Schneesturm. Er riss ihr die Scheunentür aus der Hand und schlug sie gegen die Scheunenwand. Sie konnte zwar nicht einmal das Haus sehen, das in der Nähe an der Straße lag, jedoch ein bisschen entfernt von der Scheune, doch sie vertraute auf ihren Orientierungssinn und machte sich auf den Weg.

Sie lebte hier schon ihr ganzes Leben und kannte jeden Flecken Erde, doch so einen plötzlichen Sturm hatte sie noch nie erlebt. Es lag schon eine Handbreit Schnee unter ihren Füßen. Sie stemmte sich gegen den Wind und stapfte los, doch nach einiger Zeit wurde ihr klar, dass sie das Haus verpasst haben musste. Also beschloss sie, ihren Fußspuren zurück zu folgen und sich noch einmal in der Scheune aufzuwärmen, bevor sie einen erneuten Versuch unternahm. Doch ihre Fußstapfen verschwanden vor ihren Augen, ob des heftigen Schneetreibens., und sie hatte sich verlaufen und fror.

Josea kämpfte sich weiter vorwärts in der Hoffnung, ein vertrautes Zeichen, einen Felsen, einen Baum oder wenigstens die Straße zu finden, wenn es schon nicht Haus oder Scheune waren. Ihre Hände und Füße waren kalt und taub. Sie hatte sich nicht wirklich dick angezogen, und nun war sie bis auf die Knochen durchgefroren, Eiskristalle hingen in ihren Brauen und Wimpern.

"Timmy! Tiimmmeee!", schrie sie den Namen des Kindes, entgegen aller Hoffnung, dass das Baby wach würde und anfinge, zu schreien und sie seiner Stimme folgen könne. Sie stand da und lauschte, sog die kalte Luft keuchend in ihre Lungen, doch da war nur das Heulen des Sturms. Des Sturms? Oder doch mehr? Ein grauer Umriss nahm vor ihr Gestalt an, starrte sie mit glitzernden gelben Augen an. Ein großer Grauwolf.

Ihr Herz schien stehen zu bleiben, und ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie an ihr Kind dachte, das hilflos im Haus lag, seine Mutter tot draußen im Schnee. Was für ein Unglück, so nahe des Schutzes zu sterben! Pech. Aber sie hatte immer Pech, die glückloseste Frau, die sie kannte. Es war schon Tage her, dass jemand daran gedacht hatte, sie zu besuchen. Sie sank nieder auf ihre Knie, vollkommen erschöpft. Der Wolf setze sich vor sie, warf den Kopf zurück und stieß sein grauenvolles Heulen aus.

Ihre blaugefrorenen Hände wühlten im Schnee, auf der Suche nach einem Stein oder Stock, nach irgendetwas, womit sie sich verteidigen konnte. Ein anderer dunkler Schatten näherte sich durch den wirbelnden Schnee. Panisch kroch sie rückwärts. Dieser war ebenfalls grau, aber groß und zweibeinig, grau gewandet, mit Kapuze. Seine behandschuhte Hand tätschelte den Kopf des Wolfes. Ihr Schrei erstarb in ihrer Kehle.

"Fürchtet Euch nicht, Mädchen. Wir werden Euch nichts tun. Seid Ihr die Mutter eines Kindes?"

Sie nickte automatisch. Seine Stimme war tief und freundlich, deutlich zu verstehen im Pfeifen des Windes. Doch ihre Augen wanderten zu seinem furchteinflößenden Gefährten.

"Kein Grund, sich zu fürchten. Mein Freund Grellan hier wird uns in Sicherheit bringen. Natürlich nur, falls Ihr nicht wünscht, die Nacht hier zu verbringen." Seine Hände griffen nach den ihren und er zog sie hoch; sie stützte sich auf seinen Arm und schmiegte sich an ihn.

Als sie endlich ihre Tür erreichten, sagte er: "Ich machte hier Halt, in der Hoffnung, Schutz vor dem Sturm zu finden. Ich hoffe, Ihr habt nichts dagegen?"

Wie konnte sie diesen Wunsch verwehren? Auch Männer konnten Wölfe sein, aber wenn dem in diesem Fall so war, hätte er ein 'Nein' sowieso nicht akzeptiert. "B-b-bitte kommt herein. I-ich ließ den K-kessel auf dem Herd, aber ich glaube, dass er mittlerweile leer ist."

"Ich bin eingetreten, als ich keine Antwort auf mein Klopfen bekommen hatte. Da sah ich den Kessel und nahm ihn vom Feuer. Das schlafende Kind ließ ich in seiner Wiege, da ich wusste, dass seine Mutter nicht weit weg sein würde. Darauf schickte ich Grellan aus, um Euch zu finden. Glück für Euch, aber bisher habe ich jedem, dem ich begegnete, Glück gebracht."

Er warf seine Kapuze zurück, und sie konnte sehen, dass er groß und bleich war, mit silbernem Haar und silbernen Augen, jedoch mit einem jungen Gesicht. Sein Gesichtsausdruck war grimmig, doch seine silbernen Augen waren gütig und sein Mund freundlich. "Mein Pferd wird auch einen Unterstand benötigen diese Nacht, könnt Ihr ihm welchen bieten?"

Während er sein Pferd versorgte, wechselte sie ihre nasse Kleidung und bereitete ein schnelles Nachtmahl für sie: Suppe, Brot und Käse, dazu Ulmenwurzeltee. Als sie es servierte, entschuldigte sie sich demütig für die dürftige Kost.

"Wieso? Dieses Essen erfüllt voll und ganz meine Wünsche!" Er lächelte und aß hungrig. Grellan lag am Feuer, beobachtete seinen Herrn, der ihm ab und zu einen Happen zuwarf. "Er hat gestern gut gefressen, Glück für Eure Hühner, sonst hätte ich Euch eines abkaufen müssen."

"Nein, nein!", protestierte sie. "Ich stehe tief in Eurer Schuld und bin froh, mit Euch teilen zu können, was ich besitze." Das Baby rührte sich und weinte, also nahm sie es hoch, wechselte seine nassen Windeln und gab ihm die Brust.

"Wo ist Euer Gemahl, Herrin?"

Sie zögerte einen Moment - kurz durchfuhr sie der Gedanke, dass es nicht klug wäre, einem Fremden zu erzählen, wie allein und ungeschützt sie war -, dann erzählte sie ihm die Wahrheit.

"Eine traurige Geschichte, wirklich,", sagte er, "aber er hinterließ Euch ein entzückendes Kind, und Ihr scheint hier noch gut zu leben." Seine Augen wanderten durch die bescheidene einräumige Hütte, Wiege und Federbett am einen Ende, bedeckt mit einer Steppdecke von ihrer Mutter, und ein Steinherd auf der anderen Seite, Tisch und Stühle, gebaut von ihrem Vater, in der Mitte, und eine Leiter führte hinauf zum Dachboden, auf dem sie als Kind geschlafen hatte. Und plötzlich erschien ihr dieser einfache Raum wie ein Palast. Sie hatten es warm und trocken, genug zu essen, was könnte es besseres geben?"

"Stimmt, Ihr habt Recht, Fremder. Ich bin wahrlich glücklich. Doch nun, wollt Ihr mir etwas über Euch erzählen?"

"In manchen Dingen bin ich nicht so gesegnet wie Ihr. Ich bin ein Wanderer, und wie es Wanderern angeboren ist, ein Kesselflicker, dazu kann ich vieles mit meinen Händen reparieren. Ich war nie verheiratet und habe keine Kinder, ich hatte auch nie ein anderes Zuhause als den Karren, den mein Pferd zieht. Ich blieb nie lang an einem Ort. Meine Eltern nannten mich Sai, aber die meisten Leute nennen mich den Glücksbringer."

"Glücklicher will ich Euch nun auch nennen, denn Ihr habt mir in der Tat Glück gebracht."

Er erhob und streckte sich, dann begann er, den Tisch abzuräumen, füllte Wasser aus dem Kessel in das Becken und spülte das Geschirr. So etwas hatte sie noch niemals einen Mann tun sehen. Nachdem das Kind gefüttert war, spielten sie mit ihm auf dem Teppich am Herd, während er ihr von einzelnen und wundervollen Plätzen und Leuten, die er während seiner Reisen gesehen hatte, erzählte, und mit einem Mal erschien ihr ihr Leben wieder klein und unbedeutend. Nach ein oder zwei Stunden wurde das Baby quengelig und müde, also nahm sie es auf den Arm und sang es in den Schlaf. Dann bettete sie es in die Wiege und deckte es mit einer wärmenden Hasenfelldecke zu.

Als sie an das Feuer zurückkehrte, nahm der Glücksbringer ihre Hand und hielt sie einen Moment lang, ohne ein Wort, dann lagen sie sich in den Armen und küssten sich stürmisch. Sie zogen sich aus und lagen schamlos beieinander, genossen das Zusammensein ihrer Körper in dem flackernden, rosa Licht. Er liebte die Rundungen ihrer Brüste, ihres Beckens und ihres Pos, und sagte, sie sei so knackig wie ein Apfel. Sein blasser, schlanker, muskulöser Körper und sein seidenes Haar faszinierten sie ebenso. Sie hatte Tom geliebt und schöne Momente mit ihm verbracht, aber sie hatte noch nichts Vergleichbares wie dieses erlebt.

Sie erwachte morgens wie üblich durch das Schreien des Babys. Der Glücksbringer war nicht da, und sie dachte, es wäre ein sehr lebhafter Traum gewesen. Dann öffnete und schloss sich die Tür, und er kam auf sie zu, bekleidet, und sagte ihr, sie solle bleiben, wo sie war. Er küsste ihre Lippen, dann brachte er ihr den Jungen und beobachtete, wie der an ihrer Brust sog. "Was für eine Schande, dass wir uns nicht an das Schöne erinnern, das wir kannten."

"Doch wir haben auch Schönes, an das wir uns erinnern können.", sagte sie und fühlte ihre Wangen ob ihrer Schamlosigkeit erröten. Was würde er denn von ihr denken?!

"In der Tat.", bekräftigte er und legte seine kühle Hand auf ihre heisse Wange.

Der Sturm hatte sich über Nacht verzogen, aber der Schnee lag hoch auf der Straße, und es war offensichtlich, dass es Tage dauern würde, bis er mit seinem kleinen Wagen würde fahren können. Dieser Wagen war über und über mit Blättern, Weinreben und Blumen in Rot und Blau und Grün und Gelb bemalt. Die Räder waren rot, hatten gelbe Speichen. Er hatte ein Plane, die ebenfalls bemalt war, blau mit weissen Wölkchen. Josea liebte diesen Wagen, auch wenn er so gar nicht zum Grau des Glücklichen passte.

Der Glücksbringer erledigte kleine Arbeiten für sie, besserte Werkzeuge, Türangeln und Gebrauchsgegenstände aus. Er schlug mehr Holz für sie. Wenn sie es dieses Jahr nicht bräuchte, käme das nächste. Er blieb eine Woche, und es taute und gefror wieder, die Straße war mitgenommen, aber befahrbar. Sie schauten sich eines Morgens in die Augen, und er sagte, es könne nicht schaden, wenn er noch ein oder zwei Tage bliebe, falls sie seiner nicht überdrüssig sei. Sie war es nicht.

Nach einer weiteren Woche fragte er sie, ob sie mit ihm reisen wolle. Ihr Herz machte einen Sprung, doch dann sah sie sich um, sah das kleine Haus, in dem sie ihr ganzes Leben wohnte, dachte an das Land und das Dorf und das Kind, und sagte: "Ich kann nicht gehen. Ich habe keine Sehnsucht, zu reisen, und ich will meinen Sohn nicht heimatlos aufwachsen sehen."

Der Schmerz war ihm anzusehen, aber er nickte nur, spannte sein Pferd ein und küsste sie zum Abschied. Tränen vernebelten ihren Blick und verwischten die Farben seines Wagens.

Der Monat verging sehr langsam, mit Regen und Schnee, aber keinem Sturm mehr, der ihn zurückbrachte. Hin und wieder klopfte es an die Tür, und ihr Herz schlug höher, doch es waren immer nur Dorfbewohner, die ihre getrockneten Kräuter kaufen wollten. Dann, in der ersten Nacht der Ersten Saat, hörte sie das Rumpeln eines Wagens, und sie verstand. Sie rannte zur Tür und warf sich ihm freudestrahlend in die Arme.

"Ich kann nicht bleiben, ich bin nur auf der Durchreise..." Und das war alles, was sie für eine Weile sprachen.

Der Frühling kam, die Krokusse steckten ihre Köpfe durch den Schnee. Er kümmerte sich um ihren Garten. Neugierige Nachbarn kamen, um sich ein Bild von ihm zu machen, doch sie fanden nicht mehr heraus, als sie selbst wusste. Sie verkaufte ihnen Eier - die Hennen legten sehr fleißig - und Kräuter und ein Elixier nach dem Rezept ihrer Großmutter, das gut gegen Kopfweh und Rheuma half. Die Dörfler heuerten den Glücksbringer für kleine Arbeiten an, trotz ihres Misstrauens.

Er reiste immer wieder weiter, sagte nie, wann er wiederkäme, war aber selten länger als ein paar Tage weg. Er sprach nicht von Liebe, aber er liebte sie inbrünstig. Josea's Bauch wurde größer und runder, und sie gab Timmy nun Kuhmilch zu trinken. Die Reisen des Glücklichen wurden kürzer und seltener. Das Land ringsum gedieh prächtig, auch die Ältesten konnten sich an keine bessere Ernte erinnern. Im Herzfeuer brachte Josea ein wunderschönes Mädchen zur Welt, mit silbernem Haar, aber kornblumenblauen Augen. Der Glücksbringer nahm sein Kind auf den Arm, und Freude strahlte von ihm aus, so dass man meinen konnte, er brenne in einem weissen Feuer.

König Edward

Band X - Josea und der Glücksbringer

Teil 2


Mats fuhr mit der Geschichte des Glücksbringers und Josea fort.

* * * * * * * *

Die Jahre vergingen, zwanzig an der Zahl. Mehr Kinder wurden geboren, Timmy nahm eine Braut, das Land gedieh prächtig. Wenige starben, so dass immer mehr Menschen hier lebten; ein Großteil des Waldes war Feldern und Höfen gewichen, andere wurden Soldaten und Seeleute. Deren Fahrten und Kriege gelangen allesamt, und sie kehrten beutebeladen zurück. Die Götter waren mit ihnen, sagten die Leute, weil sie ein rechtschaffenes und fleißiges Volk waren. Skyrim war nun unter König Vrage dem Begnadeten, dem zweiten Sohn des legendären Harald von Ysgramoor, vereinigt, der König Josea's war der Hohe König von Skyrim. Die Nord zogen unter Vrage's Führung nach Morrowind und Hochfels aus, wo sie die listigen und diebischen Dunkelelfen ebenso besiegten wie die schwachen und abergläubischen Bretonen.

Josea und der Glücksbringer hatten ein Geschäft eröffnet und ein schönes, großes Haus für ihre Familie gebaut. Eines Nachts erwachte Josea allein, sie hörte Stimmen in der Halle. Sie schlüpfte aus dem Bett und schlich aus dem Zimmer, um zu lauschen. Die Stimmen klangen wütend!

Der Glücksbringer stand dort in seinem Nachthemd; die vergehenden Jahre hatten ihn ein wenig verändert. Er sah nicht viel älter aus, jedoch hagerer und bleicher, in gewisser Weise substanzloser. Er stand da mit einer großen, matronenhaften Frau, mit dunklem Haar, in eine edle blaue Robe gekleidet, dazu ein Ritter in schwarzer Rüstung, der ein schwarzes Schwert an seiner Seite trug, und ein attraktiver blonder Mann in Grün, mit einem Bogen. Zwei Elfen waren ebenso zugegen, einer hell und einer mit goldener Haut; der eine trug eine Harfe, der andere eine Laute. Elfen waren seit Jahren nicht gesehen worden in Skyrim! Wie kam es, dass der einfache, ruhige Glücksbringer solch besondere Personen kannte?

"Ist das Eure Art, unseren Pakt einzuhalten? Haben wir Euch die Regeln nicht deutlich gemacht?"

Die Frau brüllte den Glücksbringer an, der nur murmelte: "Herrin Mara, mir war nicht bewusst, dass eine so lange Zeit vergangen ist. Es waren nur ein paar Tage, und dann noch ein paar mehr. Und dann waren da die Kinder und Josea brauchte mich. Ich wollte niemand wehtun. Und alles lief so gut für jeden. Es war keine so lange Zeit, und Tamriel kam vorher auch gut ohne mich zurecht." Er sprach sanft, sein Gesicht war gefasst, und Josea wusste, wie starrsinnig er sein konnte.

"Jeder! Was ist mit den Bretonen? Und mit den Dunkelelfen? Und den Waldelfen. Von den Eiselfen will ich gar nicht erst reden. Sie sind gegangen, alle und für immer."

"So ein schüchternes Volk... Ich versuchte,", der Glücksbringer zögerte, "ich habe versucht. Die Eiselfen waren sehr schwer zu finden, und nicht gerade freundlich, als ich sie gefunden hatte.

"Muss man nicht allen Elfen folgen, und den Bretonen, und dann den anderen Völkern?"

"Ich werde gehen; ich werde gehen. Aber Hochfels und Morrowind sind so weit von hier. Und wie könnte ich meine Kinder verlassen? Sicher, habe ich nicht ein Recht auf Kinder? Und meine Frau..."

"Ihr hättet Verhältnisse arrangieren können, wie ich es tat.", sagte der grün gewandete Waldläufer. "Nun ist es zu spät dafür. Es ist alles zu weit gegangen. Wir vertrauten Euch. Es war eine einfache Abmachung, nun sollten wir ihn überwachen." Der letzte Satz war an den schwarzen Ritter gerichtet.

"Ich tat das.", fauchte der Ritter, schwang sein Schwert, das, wie Josea nun erkannte, ein Teil seines Armes war. "Doch allein vermochte ich nichts zu tun! Ich hatte einige Anhänger in Hochfels und Morrowind. Dann wurde mir klar, dass ich Euch anderen finden musste; allein konnte ich kaum etwas ausrichten. Was ich tun konnte, tat ich. Im Moment steht es still, und der Schaden muss noch repariert werden, von dem, der ihn verursacht hat. Kesselflicker! Es wird nicht einfach werden. Ihr werdet das gesamte Volk von Skyrim für ein paar Jahrhunderte meiden müssen, fürchte ich."

"Nein! Mein Herr Ebenerz-Arm, nein!" Der Schrei entsprang genau aus dem Herz des Glücksbringers. "Ich kann nicht, ich beschwöre Euch! Fragt nicht nach meiner Hilfe... lasst mir etwas für mich selbst! Wieso muss ich immer alles den anderen geben? Ich bin dessen müde! Ihr verspracht mir ein Leben, doch was Ihr mir gabt, das endlose Wandern, ist kein Leben!" Der schwarze Ritter Ebenerz-Arm blickte ihn finster an.

"Wir sind ein freundliches Volk.", sprach der Waldelfenbarde mit seiner singenden Stimme. "Doch Zenithar kann nicht länger zurückgehalten werden. Und wenn er gegen Euch zieht, werden die anderen Götter der Elfen dies ebenfalls tun! Und wenn die Götter in den Krieg ziehen, wird Tamriel wohl zerstört werden. Ihr mögt wohl Daedra finden, die Euch beistehen, denn sie lieben das Chaos. Aber ich denke, Ihr werdet herausfinden, dass auch Frühjahrssaat, Ebenerz-Arm und Mara nicht für Euch kämpfen, wenn Ihr Euch ihnen vorher widersetzt."

"Jephre sagt die Wahrheit, wie immer. Lasst uns nicht von Krieg untereinander reden, mein Freund. Wir wünschen Eurem Volk nichts Böses. Wir bereuen zutiefst, was geschehen ist, und wir werden alle Mühen auf uns nehmen, um diesen Fehltritt auszugleichen. Ich bedauere unsere lange Abwesenheit, doch sie war notwendig. Raen und ich wurden...woanders...gebraucht.", erklärte Mara. "Und nicht einmal ein Gott, eine Göttin kann überall gleichzeitig sein."

"So wie Ihr, Sai.", wandte sie sich an den Glücksbringer. "Ich werde Euch im Jahr eine Nacht mit Eurer Frau und Euren Kindern gewähren. Aber nicht in körperlicher Gestalt, Eure Gefühle sind zu stark für Euch, wie mir scheint. Es war ein Fehler, Euch so lange Zeit unter den Menschen wandeln zu lassen. Ich entschuldige mich hierfür bei den Euren. Nun geht und nehmt Abschied. Ihr seid entlassen."

Der Ritter und der Waldläufer gingen, doch die Elfen blieben. Der goldhäutige sprach zu Mara: "Achtet gut auf Euer neues Volk, Herrin Mara. Wir sind geduldig und stehen anderen fühlenden Rassen aufgeschlossen gegenüber, doch auch unsere Geduld hat ein Ende. Seht dies als Warnung." Dann gingen auch die Elfen.

Der Glücksbringer fiel auf die Knie, ergriff Mara's Robe, sein Gesicht eine Maske der Seelenqual. "Herrin, wartet! Ich beschwöre Euch. Werde ich nie wieder fühlen können? Niemals wieder? Das ist mehr, als ich ertragen kann. Ihr übrigen könnt Eure sterbliche Gestalt annehmen, wann immer Ihr wollt. Ich wäre besser einfach gestorben, um meine Ruhe zu finden..."

Mara wog seine Worte ab, missbilligte sie: "Andere haben bitter für das Leben, das Ihr gestohlen habt, bezahlt. Ihre Seelen werden nicht ruhen; auch sie wünschen, dass ihnen Gerechtigkeit widerfährt. Und doch...nun gut. Wenn Ihr den Schaden, den Ihr angerichtet habt, wieder in Ordnung gebracht habt, könnt Ihr wieder eine sterbliche Form annehmen. Doch keine menschliche, sondern die eines Wolfs. Als Gegenleistung dafür, wie gütig Ihr gegenüber Grellan wart."

Und dann ging sie, ließ ihn allein zurück, barfuß. Josea rannte zu ihm und umschlang ihn... Er war so dünn und kalt!

"Was war das, Liebster? Wer waren sie? Was bedeutet dies? Oh, verlasse uns nicht!"

"Ich muss.", sagte er, erschauernd. "Ich bin zu lange geblieben. Meine Liebste, ich bin das Glück. Ich wurde mit dem Talent geboren, doch war so sterblich wie Du. Mein Herrscher nahm mich als Soldaten, ich wurde auf dem Schlachtfeld getötet, doch die Schlacht wurde gewonnen. Ich brachte immer anderen Glück, doch nie mir selbst, niemals. Ebenerz-Arm kam zu mir, wies auf meine interessante Gabe hin und bot mir Unsterblichkeit an, wenn ich zustimmte, mein Glück auf der Welt zu verteilen.

Er erklärte mir, dass die Götter zuviel Arbeit hätten, Geschehnisse beobachteten, und ständig darüber stritten, was denn geschehen sollte. Er dachte, dass ich den Lauf der Dinge mit meinem Talent in Balance halten könne. Ich war jung, hatte kaum gelebt und ich wollte noch nicht sterben. Also nahm ich sein Angebot an, und Ebenerz-Arm sagte, dass ich meinen Körper für einige Zeit behalten könne. Ich würde nicht altern oder sterben, doch langsam welken, wie Ihr es erlebt habt. Ich bin nun fast achtzig Jahre alt. Ich tat viele Jahre, was er von mir verlangte. Dann traf ich Euch, und ich fand mich selbst durch Eure Wünsche gefangen, glaube ich. Ich war Euer Glück, wie Ihr seht, war, was Ihr brauchtet. Und die Wahrheit ist, dass ich Euch brauchte, meine teure Liebe.

Und während ich hier blieb, breitete sich mein Glück wie eine Flechte aus, am stärksten im Zentrum, schwach an den Enden, und in Morrowind, Hochfels und der Wildnis im Süden gar nicht mehr vorhanden, so dass die Völker dort starben oder unter das Joch der Sklaverei gezwungen wurden. So brachte ich nur den Nord um mich herum Glück, die Waldelfen mussten fliehen und die Eiselfen starben. Nun muss ich gehen, um diesen das Glück zurückzugeben und alles ins Lot zu bringen, so wie es auch hätte sein sollen."

Er ging in die Zimmer seiner Kinder und küsste sie, während sie schliefen, seine Tränen fielen auf ihre Gesichter. Dann sagte er: "Ich werde bei Euch sein, eine Nacht im Jahr. Auch wenn Ihr mich nicht sehen könnt, werdet Ihr doch meine Anwesenheit spüren, meine Schätze. Oh, und ich konnte nie von Liebe oder Heirat sprechen... Aber wisst, dass ich Euch liebe, wie nie zuvor ein Mann oder ein Gott eine Frau geliebt hat."
Dann küsste er sie ein letztes Mal...

* * * * * * * *

Mats schwieg nun. Das Feuer war bis auf die Glut heruntergebrannt; Edward holte tief Luft.

"Das ist wahrlich eine Geschichte. Ist sie wahr?"

"Nennst Du meine Großmutter eine Lügnerin? Ich weiss, dass sie in Winternächten immer etwas Essen und eine Schale Milch draußen stehen ließ. 'Für den Wolf', sagte sie. Und wir Nord halten es für Unglück bringend, einen Wolf anzugreifen, solang er nicht Dich angreift. Es könnte Sai sein!

Meine Großmutter erzählte, dass sie die Geschichte von Ihrer Urgroßmutter gehört hatte, deren Urgroßmutter Josea selbst war. So sagte sie. Oder vielleicht war sie ihre Ururgroßmutter, da blicke ich nicht mehr ganz durch. Jedenfalls trug sich dies während der Regentschaft von König Vrage dem Begnadeten, wie ich sagte, als die Nord Morrowind und Hochfels eroberten. Es kostete Sai einhundertfünfzig Jahre, um alles wieder auszugleichen, und er brauchte viel Hilfe. Von Moraelyns Brüdern und Vater, und anderen. Die Dunkelelfen und die Bretonen waren glücklich, ihre Länder wiederzuerlangen, und es waren schwere Zeiten für die Skyrim, auch wenn einmal erlangtes Glück lange braucht, um zu vergehen. Und Sai beging niemals wieder so einen Fehler. Er verteilte seitdem sein Glück gerecht. Denn sonst würden die Völker arrogant und hielten sich für besser als andere. Er hielt sein Versprechen. Wie Du siehst, bin ich ein Nachkomme Sai's, und einmal im Jahr spüre ich seine Anwesenheit. Das war heute."

"Ich dachte, ein Gott zu sein, bedeute, zu handeln, wie man es wünscht?"

"Nun, man kann, wie Du siehst. Sai tat es für gewisse Zeit. Aber seine göttlichen Gefährten waren nicht sehr erfreut über die Auswirkungen. Es gibt Regeln für Götter, so wie es auch Regeln für Männer und Jungen gibt."

"Und wer stellt diese Regeln auf?"

Mats lachte. "Heb Dir diese Frage am besten für den Erzmagier auf. Die geht mir zu tief! Nun, ich weiss nicht, wie es Dir geht, aber ich brauche etwas zu trinken. Meine Kehle ist ganz trocken vom vielen Reden. Dann wecke ich Mith, und ich lege mich etwas schlafen."

"Mats, ich dachte, dass Moraelyns Vater und Brüder nur Raubritter waren, und die Nord die wahren Besitzer der eroberten Länder, dass die Dunkelelfen aus der Tiefe kamen und für Ruhm und Reichtum stritten."

"Moraelyn's Vater, Kronin, und seine Brüder, Cruethys und Ephen, nahmen den Kampf gegen die Nord auf, nachdem diese sie aus Ebenherz vertrieben hatten. Guerillakampf ist nicht schön, aber schlimmer ist, Deine Heimat zu verlieren. Die Erinnerungen der Menschen verblassten mit der Zeit, aber es gibt ein paar Dunkelelfen, die aus dieser Zeit stammen. Moraelyns Tante Yoriss zum Beispiel, die in Kragenmoor regiert. Oh, natürlich gibt es auch noch Dunkelelfen, welche die Grenzregion in Schwarzlicht als Diebe und Entführer heimsuchen, keine Frage. Sie haben Lager hoch in den Berghöhlen und Gehöfte und Ortschaften in Ost-Skyrim. Aber Moraelyns Volk hat nichts mehr mit ihnen zu tun, letzten Endes nicht mehr, seit sie ihr eigenes Land in Morrowind wiedererlangt haben. Moraelyn hasst das Raubrittertum, er würde es stoppen, wenn er könnte." Mats seufzte.

"Wieso kann er es nicht?"

Mats gähnte ausgiebig. "Das ist eine Sache der Politik und Macht, Junge. Frag ihn danach, und Du wirst mehr Auskunft darüber kriegen, als Dir beliebt. Ich gehe nun schlafen. Gute Nacht."

König Edward

Band XI


Die Gefährten verbrachten die Nacht in einem schlichten, aber komfortablen Gasthaus in einer kleinen Ortschaft, die sich Rabenborn nannte und in den Ausläufern der Wrothgarischen Berge lag. Am nächsten Morgen reisten sie ostwärts weiter, durch geschwungene Hügel, den Grenzen von Skyrim und Hammerfall entgegen. Die nächsten zwei Nächte kampierten sie unter dem klaren Frühsommerhimmel. Am dritten Morgen bat Moraelyn alle, die Hänge nördlich der Straße nach einem Durchlass abzusuchen, der auf eine Hochebene gen Südwesten führte. Kurz darauf sahen sie diesen nahezu gleichzeitig, als sie eine Kurve um einen Felsvorsprung umrundet hatten.

Silk und Beech machten sich auf, um einen guten Weg zu erkunden und einen guten Rastplatz zu finden. Als sie in der Dämmerung zurückkehrten, hatten sie einen Großteil der Strecke zur Hochebene erforscht, aber stellten einen schwierigen Aufstieg für den nächsten Morgen in Aussicht. Sie beschlossen, hier zu rasten, waren jedoch froh über das anstehende Mittagspicknick am nächsten Tag.

Mittags am nächsten Tag, dem 5. Loredas von Mittjahr, erstreckte sich vor ihnen eine grasbewachsene Ebene; dort lag das Dorf der Drachen, und Akatosh und ein anderer Drachen stießen zu ihnen. Dieser zweite war etwas kleiner als Akatosh und schien weiblich zu sein, auch wenn Akatosh ihn bzw. sie nur als Debudjen vorstellte, ohne weitere Erklärungen. Die beiden Drachen unterhielten sich aufgeschlossen mit der Gruppe, deren eintreffen sie genossen, dann machte sich Debudjen auf, um anmutig in die Luft zu steigen und in einiger Entfernung wieder herunterzustoßen, um einen Mastochsen zu erlegen.

Akatosh beobachtete Edwards Reaktion darauf und fragte diesen: "Wieso zuckst Du zusammen, Edward? Debudjen hatte noch nicht gegessen, und sie hat kein anderes Bedürfnis danach als Du."

Edward antwortete mit einem zaghaften Lächeln: "Ich denke nicht, dass unser Essen so gewaltsam vor sich geht."

Akatosh erwiderte das lächeln, und antwortete: "Gut, zu wissen, dass wir nur ähnlich sind, jedoch nicht gleich."

Edward hielt inne, blinzelte in die Nachmittagssonne und wandte sich wieder an den goldenen Drachen: "Akatosh, wieso habt Ihr diesen Ort für Euer Dorf gewählt?"

"Nun, es liegt hoch genug in den Bergen, um angenehm für uns zu sein, aber tief genug, damit hier Bäume wachsen, für das Wild, und es ist leicht zu schützen für uns. Es gibt genug Platz für die Menschen um Viehzucht und Ackerbau zu betreiben, die Elfen haben es sehr gemütlich in den dichten Bäumen entlang der Felswände. Die Stollen in den Umliegenden Felsmassiven ermöglichen uns den Zugang zu unseren Höhlen, die wir in den Minen haben. Alles in Allem, eine ideale Stelle für solch ein Experiment, das so viele verschiedene Lebewesen einbindet. Und die Ebene öffnet sich auch zum Südwesten hin, was den kleineren Lebewesen genug Wärme verspricht, um sie vor den Elementen während der kälteren Monate zu bewahren."

Edward antwortete: "Für mich ist es schwierig, etwas als Dorf zu bezeichnen, wenn es keine Ansammlung von Gebäuden gibt, aber vielleicht werden diese in der Zukunft errichtet; wenigstens ein paar Bauten für Versammlungen und gesellschaftliche Anlässe. Und ich glaube, dass man hier auch schöne Sonnenuntergänge sehen kann."

Der Drache lächelte wieder, aber entgegnete: "Das ist so, doch ich bin der einzige meiner Rasse, der daran Interesse zeigt, und es war kein wichtiger Grund für unsere Wahl." Dann fuhr er wehmütig fort: "Ich wünschte, ich könnte die richtigen Worte finden, um manche von ihnen zu beschreiben. Ich habe die viele, viele Male versucht, doch die Ergebnisse sind nicht gerade...sehr bewundernswert" Und lebhaft weiter: "Und übrigens, wir haben vor, eine Versammlungshalle für die Humanoiden zu errichten, ebenso einige Geschäfte, um Handel zu betreiben."

Moraelyn gesellte sich zu ihnen und setze sich, dann fragte er mit einem merklichen Fehlen des bei Humanoiden üblichen Respekts für Drachen: "Was hat Euch geritten, solch ein verrücktes Experiment zu unternehmen, Akatosh?"

Der Drache dachte über die Frage nach, bevor er antwortete: "Wie ich es gewohnt bin, habe ich analysiert, und in diesem Fall die Geschichte des Verhaltens der Drachen. Natürlich war unser langer Kampf des Widerstandes gegen die neuen Aurelianischen Götter zwecklos, doch es brauchte Generationen von Drachen, bis wir das erkannt und akzeptiert hatten. Dann war unser nächster Schritt, uns selbst zu isolieren, auch untereinander, und den Einflüssen von Allem und Jedem zu entfliehen. Die Ausnahme bestand natürlich nur in der Paarung und dem Erhalt unserer Art. Wie auch immer, bis auf diese Aktivitäten taten wir alles, um unsere wertvolle Ruhe zu haben, und wir ohne echten Grund an, dass wir eine besonders unbeugsame Rasse sein konnten."

Edward warf ein: "Dann hieltet Ihr eine Verhaltensweise aufrecht, deren Gründe schon lange nichtig waren?"

Akatosh wirkte etwas beschämt. "Ich glaube, dass stimmt, was ich sagte. Wir sind nicht die einzige fühlende Rasse die dem zum Opfer fallen kann."

"Der Erzmagier sagte mir, dass viel Verhalten angeboren ist."

Moraelyn lächelte ihn an. "Und angeborene Verhaltensweisen sind ein wirkliches Problem für langlebige Spezies, die sich langsamer wandeln, als es die Umstände tun. Wir Elfen leiden darunter mehr als Ihr kurzlebigen Menschen, deshalb versuchen wir, den Status Quo der Dinge zu erhalten, auch wenn es den Tod bedeuten kann. Drachen leben so lang, viel länger als Elfen, und dementsprechend langsam vermehren sie sich. Nun, wer kann schon sagen, welche Auswirkungen, gute oder schlechte es für das Verhalten von Drachen hat, in ein soziales Umfeld geboren zu werden."

Aliera hatte dem Gespräch bisher nur zugehört, nun beteiligte sie sich: "Die Daedra müssen lange Zeit sehr erfreut über das Verhalten der Drachen gewesen sein."

Akatosh erwiderte: "Vielleicht ist das so, aber ich habe unserer Königin diesen Vorschlag deshalb unterbreitet, weil mir klar schien, dass unsere Art in einen Stillstand gefallen war, und wir mussten diesen durchbrechen, um uns selbst zu stärken. Sie stimmte gar nicht mit mir überein, aber sie bat mich, vielleicht wegen meiner Reputation, auszuziehen und den Versuch zu unternehmen."

Mittlerweile saß die ganze Gruppe in Hörweite, und Mats fragte: "Musstet Ihr die Erlaubnis Eurer Königin einholen? Und gab es viele Schwierigkeiten zwischen den Völkern?"

"Erlaubnis ist nicht ganz der richtige Ausdruck, Mats; zu sein, was wir sind, das ist es eher, wieso ich zu ihr kam. Nicht um Erlaubnis einzuholen, sondern um ihr diese Information mitzuteilen. So, wie andere Drachen normalerweise zu mir kommen, der gleichen Abmachung folgend."

Mats grinste: "Ihr meint 'für alle Fälle', oder? Aber was ist mit diesen Elfen und Menschen?"

"Ah, die humanoiden Herrscher und Herrscherinnen leisten ein beachtliches Beispiel für Toleranz und Respekt zwischen unterschiedlichem Aussehen und Bräuchen. Ich stehe in tiefer Schuld für Moraelyns Großzügigkeit, seine Schmiede und Bergarbeiter zur Verfügung zu stellen, die ihr wissen mit den Bretonen, die mein junger Freund Edward und ich, ehm, überredeten, hier zu siedeln. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Bretonen, nun die meisten Bretonen, praktische Dinge so lange machen, wie es ihnen Gewinn bringt und sie etwas dabei lernen. Das Streben der Nord nach Ruhm und Ehre macht die Herstellung von Mithrilrüstungen und -waffen höchst lohnenswert - es war wirklich genial, dass Aliera darauf bestand, nur an den Adel zu verkaufen, während das Graben neue Tunnel und den Zugang ermöglichte zu dem, was wir Drachen brauchen." Akatosh lächelte ein wenig verschlagen. Er war wirklich schweigsam, wenn es darum ging, zu benennen, was die Drachen brauchten. "Beech und Willow haben ihrem Volk erklärt, dass Waldelfen hier willkommen sind, also kehrten diese zurück, die ihre alte Heimat Hochfels vermissten."

"Glücklicherweise bin ich nun Herzog, so dass ich würdig bin, Mithril zu tragen und zu führen. Wenn ich mir nur mehr als ein oder zwei Stücke leisten könnte! Aber für das Geld könnte ich mich zur Ruhe setzen.", sagte Mats.

"Wenn Ihr Euch zur Ruhe setzt, braucht Ihr das Mithril nicht mehr.", stellte Moraelyn fest.

"Und was ist mit meinem Sohn und meiner Tochter? Denkst Du, ich werde etwas von Dir oder ihnen erbitten?", entgegnete Mats indigniert. "Meine Knie und mein Atem mögen nicht mehr sein, was sie mal waren, das stimmt. Aber tatsächlich bin ich versucht, hier oben zu bleiben, nun bin ich hier, und dennoch kann ich noch immer meine Axt gegen jeden schwingen!"

Mith grinste amüsiert. "Nord können nicht zählen. Deshalb streben sie nach Ruhm und Ehre, nicht nach Gewinn. Ersteres ist nichts, was man hinterher an den Fingern abzählen kann.
Mats, wenn Du nicht 39 bist, dann bist Du das größte zehn Jahre alte Kind, dass ich jemals getroffen habe!"

"Aber welchen Nutzen hier haben die, welche nicht schürfen oder schmieden?" Mats ließ nicht locker, ignorierte seinen alten Freund. "Ich glaube, dass viele Angst haben, so nah bei solch...beeindruckenden Geschöpfen zu wohnen." Den Satz beendete er mit einem verschlagenen Grinsen.

"Nun, andererseits bedeutet die Anwesenheit dieser 'beeindruckenden Geschöpfe', dass sie wahrlich gut beschützt sind. Und diese Gegend ist überraschend fruchtbar, das Korn wächst gut, und auch wenn sie uns ihr Fleisch anbieten, so sichern wir jedem ein Fünftel seiner Herde zu. Wir haben auch herausgefunden, was ich schon lange vermutete: dass die drei Rassen, wenn sie sich verbünden, viel effizienter kämpfen als jede Streitmacht, die nur aus einer besteht. Denn jede Rasse wiegt die Schwächen der anderen auf ihre Art auf. Nicht zuletzt deshalb ging die Goblinpopulation in sehr kurzer Zeit deutlich zurück."

"Ja, so verfuhr Moraelyn in Morrowind.", bemerkte Edward.

"Mit etwas Hilfe seiner Freunde.", stimmte Moraelyn zu. "Ich erntete den Dank, aber in Wahrheit bin ich nicht viel mehr als sie -- und manchmal fühle ich mich wie das Ziel, auf das sie es abgesehen haben!"

Eine Woge des Gelächters begleitete diese Erkenntnis. Edward führte das Thema weiter: "Mut Euch und den anderen hier oben, Akatosh, sehe ich meine Grenzen als wohlbewacht an, falls die Skyrim jemals versuchen wieder sollten, ihre Grenzen gen Westen zu erweitern."

Aliera erkundigte sich, ob es leicht war, die anderen Drachen davon zu überzeugen, ihm zu folgen.

"Das eigentliche Problem war, unsere Horte in unsere neuen Höhlen zu schaffen,", antwortete Akatosh mit einem trägen Lächeln, "doch als uns klar wurde, dass all die Metalle, Edelsteine und Juwelen, die wir gesammelt hatten, keinen Nutzen für uns hatten, ging es um einiges leichter." Ernster fuhr er fort: "Im Wesentlichen musste ich mit jedem Drachen persönlich reden und ihn davon überzeugen, dass diese Idee auch einen Sinn hat. Und als erst einmal ein paar von ihnen überzeugt waren, ging auch das einfacher. Wie auch immer, hier leben nur neun von uns, und es ist nur noch für zwei oder drei weitere Platz. Wir sollten sehen, was sich im Nachhinein hier noch entwickelt."

Aliera stellte fest: "Ich denke, dass nun die Götter und Göttinnen in der Tat viel gefälliger auf das Verhalten der Drachen blicken."

"Das mag sein, Aliera, doch das ist nicht der Grund für das, was wir hier tun. Und sie werden sich sicher noch daran erinnern, dass wir ihnen lange Widerstand geleistet hatten."

Beech fragte ehrfürchtig: "Aber wie ist der Name dieses Dorfs?"

Akatosh seufzte: "Ich fürchte, wir werden uns nie auf einen einigen können, denn jede Rasse hat ihre eigenen Vorstellungen. Vielleicht kommen wir zu einem Beschluss, wenn erst einmal die Versammlungshalle fertig ist."

"Das scheint mir aber falsch. Sollte nicht alles einen Namen haben?"

Willow kicherte: "Vielleicht ist das für uns so, aber wer weiss, wie Drachen denken? Und ich bin mir sicher dass sich die Menschen und Elfen über die Art des Namens streiten werden, vor allem über die Bedeutung."

Moraelyn unterbrach mit großer Dramatik: "Ihr wollt doch nicht etwa implizieren, dass ein Elf übermäßig starrsinnig sein kann?!", und die Diskussion löste sich in Gelächter und Wohlgefallen auf.

Akatosh sagte plötzlich: "Ich bevorzuge den Namen 'Sektion 22'."

Beech starrte ihn an: "Akatosh, nun sehe ich Deine Probleme mit der Poesie. Mögt Ihr meine ehrliche Meinung hören? Das ist der absolut schlechteste Ortsname, den ich jemals gehört habe."

Akatosh seufzte hörbar, entschuldigte sich aber sofort bei Beech - Humanoiden empfinden Drachenseufzer als ziemlich unangenehm und zuweilen auch gefährlich. "Da siehst Du, was ich mit Unterschieden meine. Für mich ist der Name sehr ausdrucksstark. Ist 'Sektion 16' besser? Nein? Oder ist es das Wort 'Sektion', das Euch missfällt? In welcher Weise unterscheidet es sich von 'Schloss' oder 'Burg' oder 'Reich' oder 'Quell'?"

Edward sagte: "Aber Akatosh, ein Name sollte auch Sinn machen. Wenigstens Menschen denken so. Ihr solltet vorher 21 andere Sektionen haben, bevor Ihr diesen Ort 'Sektion 22' nennt."

"Wirklich? Wieso ist das so? Sind nicht alle Zahlen gleichwertig? Sie eignen sich gut, um Orte voneinander zu unterscheiden. Es könnte zum Beispiel viele 'Grünthal' geben. Ich selbst kenne vier Dörfer dieses Namens. Die Nummer '22' spricht mich an...ästhetischerweise, sie macht 'Sinn' - wenigstens für mich." Er lächelte geheimnisvoll.

Moraelyn sagte: "Ich denke, Fürst Akatosh genießt das, was manche einen Wortwitz nennen. Ich wäre niemals so unbesonnen, einem Drachen Mannieren beizubringen."

"Wer", sagte Silk, "würde Moraelyn als unbesonnen bezeichnen?"

Etwas später fragte Edward Akatosh: "Meint Ihr, wir könnten eine oder zwei Runden 'Krieg' spielen? Ich habe das Brett und die Steine dabei."

Moraelyn unterbrach ihn: "Es tut mir leid, aber Akatosh und ich müssen einige Dinge besprechen - und Du würdest ohnein nur verlieren.", fügte er mit einem liebevollen Lächeln.

Edward widersprach: "Aber ich kann jeden anderen schlagen. Akatosh, werde ich jemals eine Partie gegen Euch gewinnen?"

"Nein, Edward, wirst Du nicht.", und Akatosh war leicht irritiert von Edwards erschrecktem Gesichtsausdruck und dem herzhaften Lachen, dass schnell folgte.

"Das war nicht sehr diplomatisch von Euch, Akatosh. Aber wieso werde ich niemals gewinnen?"

"Weil ich es schon viel länger spiele als Du, und so lange ich weiterspiele, wirst Du diese Erfahrung niemals aufholen. Dazu kommt, dass dieses Spiel ein begrenztes Problem darstellt, und diese Art Probleme ist leicht zu lösen."

"Was meint Ihr mit einem "begrenzten Problem', Akatosh?", fragte Mats.

"Dass es ein Problem mit einer zählbaren Anzahl an Möglichkeiten und Ergebnissen ist, Mats. Es gibt nur 81 Felder auf dem Brett, und jede Seite hat genau 27 Figuren, jede Figur bewegt sich in spezieller Weise, und so weiter."

"Aber dieses Spiel ist wie ein echter Kampf, oder?", wollte Ssa'ass wissen.

"Nein, es ist eine sehr gute Übung um zu lernen, und um zu denken, was man in einer Schlacht tun muss - aber meine Elfen-Bogenschützen werden niemals müde oder mutlos, und mein Meisterzauberer tut immer das, was ich ihm sage. Solche Dinge geschehen selten in einer echten Schlacht."

Moraelyn nickte zustimmend und fragte mit höhnischer List: "Dann erklärt mir, was ein unbegrenztes Problem ist?"

"Gewiss eine echte Schlacht...aber auch ein Gedicht ist für mich eines."

"Aber jedes Gedicht kann analysiert werden, Akatosh.", warf Aliera ein.

"Natürlich - aber nur, nachdem es niedergeschrieben wurde. Ich kann einfach den Akt des Schreibens nicht definieren, begrenzen, dazu...der Akt des Erdichtens. Wenn ich anfange, ein Gedicht zu schreiben...da gibt es so viele Möglichkeiten." Und selbstironisch: "Ich komme nie zum zweiten Vers, weil ich immer anfange, mir auszumalen, was ich alles ersinnen könnte..."

König Edward, Band XII


Der Drache hielt inne, und Edward warf ein: "Mutter und ich haben über die Natur der Götter diskutiert, Akatosh, und sie glaubt, dass die Poesie eine göttliche Handlung sei. Was denkt Ihr über diese Ansicht?"

"Ich bin mir nicht sicher, dass jemand den Göttern Eigenschaften geben kann, Edward. Sie sind ein anderes Beispiel für ein unbegrenztes Problem, natürlich, und auch ihre Charakteristika sind uns nicht allzu gut bekannt."

"Aber sicher kann einer Dinge an einem Wesen feststellen, das ein Gott ist?"

"Ich denke nicht, dass wir das im Moment können; sie sind nicht wie Daedra, die ihre Wesensart von Geburt aus haben. Den Daedra wohnen ihre Eigenschaften inne, sie sind kein Ergebnis von Veränderungen, die auf sie wirkten."

Willow unterbrach: "Akatosh, wir können erkennen, das die Götter einige Grundeigenschaften haben, oder?"

Edward fügte hinzu: "Natürlich, Akatosh - sie sind mächtige Wesen die Taten vollbringen können, die uns unbegreiflich sind. Das an sich sollte ihr Anderssein kennzeichnen."

Akatosh nickte. "Ich verstehe Deine Ansicht, doch für eine Bauerngemeinde im Süden Tamriels könnte das eben so ausdrücken, wie sie mich beschreiben. Möglicherweise liegt das daran, dass sie selten Drachen sehen, aber es sagt nicht, dass ich ein Gott bin, genausowenig, wie es sagt, dass ich keiner bin."

Willow kicherte und sagte:" Natürlich seid Ihr kein Gott, Akatosh.", und Edward nickte lächelnd und zustimmend.

Akatosh entgegnete: "Wie wollt Ihr das wissen, Willow? Ich kann verstehen, dass Ihr annehmen wollt, ich sei kein Gott, zumal ich ein Drache bin." Er grinste und sprach weiter: "Aber wie könnt Ihr wissen, dass ich kein Gott bin?"

Edward antwortete spöttisch: "Nun, ich weiss, dass ich kein Gott bin. Und ich habe Euch gewiss niemals göttliche Dinge vollbringen sehen, Akatosh - dazu kommt, dass Ihr keine Anhänger habt."

Die Gefährten strahlten und fanden dieses Argument sehr einleuchtend, aber Akatosh widersprach: "Aber das bedeutet weder, dass ich keine Anhänger habe, noch, dass ich keine Wunder vollbringen kann - es bedeutet nur, dass Du noch nichts davon erlebt hast. Ich bin nicht sicher, ob Götter und Göttinnen Anhänger benötigen, um ihre Existenz zu rechtfertigen. Und wie ich sagte, ich kann Magie wirken, die in den Augen vieler als 'göttlich' scheint."

"Aber die Götter müssen Anhänger haben, Akatosh.", sagte Aliera. "So erhalten sie ihre...Kraft, oder was immer es ist, was es ihnen erlaubt, zu existieren...göttlich zu sein. Gemahl, Ihr solltet mehr darüber wissen. Nach all dem machtet Ihr Euren Bruder S'ephen zum Gott."

"Ich habe nie so etwas getan!", widersprach Moraelyn, mit einem Anflug von Entrüstung. "Seine Göttlichkeit ist etwas zwischen ihm und seinen Anhängern, zu denen ich zähle. Ich habe einen Tempelkult zu seinem Gedenken errichtet. Jeder kann dies aus rein weltlichen Beweggründen für jemand tun, ob tot oder lebendig. Das allein reicht nicht aus. Möglicherweise hilft es -- festigt es, aber ich denke, es ist nicht wirklich notwendig. Ich weiss nicht mehr darüber, aber wenn Ihr meine Meinung hören wollt--", er legte eine Pause ein, um zu bekräftigen, dass sein Angebot ernst gemeint war, so wie es die elfische Etikette forderte, wenn man weiter ausholen wollte, um seine Meinung zu vertreten.

Er fuhr fort: "Es muss etwas geben, etwas, nun, göttliches, das in der Seele oder dem Geist der Person ist und das nicht mit dem Körper stirbt. Zwar weiss ich nicht, wie eine Person an diese Eigenschaft gelangt, ob angeboren, durch Begreifen oder Beschleunigung...wann auch immer es so ist, dass Seele und Körper über ein Lebensalter vermählt sind, oder ob große Taten und große Persönlichkeit es erschaffen, die Seele wachsen und sich verändern lassen, um es so auszudrücken. Wir alle verändern uns und wachsen mit jedem Tag, mit jedem Atemzug, manche mehr als andere. Um was sonst geht es im Leben?"

Ohne eine Antwort auf diese rhetorische Frage abzuwarten, fuhr er fort, vielleicht fürchtend, eine zu bekommen. "In anderen Fällen scheinen Götter aus einem Ort, einem Berg, einer Quelle, einem Wald oder einer Sammlung von Orten, wie Tamriel selbst, aufzuerstehen. Orte, ebenso wie Personen, haben Seelen, manche größere als andere. Diese Plätze lassen vielleicht Götter oder einen Daedra entstehen -- oder vielleicht haben sie schon welche. Und wie sich ein Ort ändert, so ändern sich die Götter und Daedra, denke ich. Vielleicht können sie wählen, ob sie sich ändern oder diese beschleunigen, wenn es ihnen nutzt."

Er blickte Akatosh fragend an. Der Drache hatte aufgehört, gegen die neuen Götter zu kämpfen, sagte er, aber würde er so weit gehen und diese anbeten? "Das spricht die Frage an, wann Götter entstehen, aber Ursache ist nicht Naturell: darüber weiss ich so wenig wie Ihr, vielleicht sogar weniger, da mich diese Frage nicht wirklich interessiert. Die Götter existieren; meine Anbetung nutzt ihnen und mir. Es ist lohnenswert."

Akatosh antwortete nicht unmittelbar und Aliera wollte den Faden nicht verlieren: "Aber angenommen, solch ein Kult würde errichtet und die Anhänger beteten jemand mit kleiner, schwacher Seele an. Würde diese Seele keine Gottheit werden?"

"Ich nehme an, dass das geschehen kann, wenn einer entschlossen genug wäre und die nötigen Mittel hätte, um Anbeter zu bezahlen, die Rituale durchführen ohne -- Glauben. Vielleicht entstehen so kleine, schwache Götter, Weib. Oder Daedra? Vielleicht sollte ich einen Kult für Euch gründen und sehen, was geschieht."

"Nennt Ihr meine Seele klein und schwach?" Aliera bedachte ihn mit wütenden Blicken.

"Nur zum Vergleich -- Ihr selbst haltet Euch nicht für eine Göttin, oder? Ihr würdet vielleicht eine Daedra werden. Das Experiment wäre ein bisschen zu riskant. Kann ich Euch wenigstens für ein oder zwei Jahrhunderte betrauern?"

"Mm. Ich werde darüber nachdenken. Was ist mit Euch? Eure Taten sprechen schon für Göttlichkeit, sicherlich...auch wenn Ihr mich, wenn Ihr noch mehr solcher Taten planen solltet, nicht überleben werdet."

"Ich bin dazu verdammt, R'Aathim zu sein, lebendig und tot. Es ist eine Art Göttlichkeit, aber was für eine! Missgönnt mir nicht mein langes leben. Gedenkt meiner als jemand, der dazu verdammt ist, im glänzenden Ratssaal von Ebenherz zu sitzen und den ewigen Streitereien zu lauschen...kein großes Wunder, dass der tote R'Aathim seinen Platz vor zwanzig Jahren an die Lebenden abgetreten hat, das veranlasste meine Mutter und meinen Bruder, ihre Nummer zu ziehen. Der tote R'Aathim muss die eineinhalb Jahrhunderte Aufschub begrüßt haben, als die Nord Ebenherz besetzt hatten."

"Aber Euer Bruder S'ephen wurde ebenfalls getötet, genauso wie Euer Bruder, König Cruethys, und S'ephen war nicht R'Aathim, sondern der Sohn Eurer Mutter, nicht des Vaters, wenn ich mich recht entsinne -- deshalb hat er seinen eigenen Tempel.", sagte Edward. "Also weshalb haben sie ihn auch getötet? Die Geschichte klingt für mich ziemlich daedrisch."

"Du willst, dass ich Dir erkläre, aus welchen Gründen und wie die Götter handeln? Ich denke, sie handeln für Enden, die wir nicht sehen können, und werfen Recht und Unrecht in einen Topf -- nicht, dass ich jemand meiner Verwandtschaft ihnen gleichstellen würde --, doch nicht gänzlich. Wir sehen nur ihre Mittel -- wie können wir da urteilen? Auch Götter treffen Entscheidungen; ich denke nicht, dass ihre Macht unbeschränkt ist. Sie können die Umwelt formen, wie es Magier auch können, und sie sind, wie Magier, daran gebunden -- und ihre Werke und Taten müssen anderen Regeln gehorchen -- und in diesen Regeln, wie auch immer sie lauten mögen, liegt meiner Meinung nach die Antwort auf Eure Fragen. Ich glaube, das ist etwas, was kein lebender Mann und keine lebende Frau jemals zu deuten vermag."

Akatosh antwortete lächelnd: "Es ist nicht so einfach, die Götter zu beschreiben, oder? Das ist wahr, ich selbst, alle von uns denken, dass wir ein Bild der Göttlichkeit vor unserem geistigen Auge haben. Andererseits existieren die Götter und Göttinnen - und ich glaube auch, dass es eine Verbindung zwischen manchen von ihnen und den Daedra gibt, und eine andere Verbindung zwischen diesen Entitäten und der Macht, die mit der ausgeführten Magie einher geht."

"Die Priester des Julianos haben dieser Macht den Namen 'Magicka' gegeben.", warf ein Fremder ein, der zu der Gruppe gestoßen war.

Akatosh begrüßte ihn: "Grüße, Barde." Und an die anderen gewandt: "Erlaubt mir, ihn vorzustellen... Geoffrey, ein...wandernder Poet, der unserem Dorf die letzten Tage einen Besuch abstattete." Die Gefährten grüßten den waldelfischen Neuankömmling, manche standen, gemäß ihrer Sitten, auf, dann machten es sich alle gemütlich und setzten die Konversation fort.

"Ein Teil der Priester hat die Theorie, dass die Götter und Göttinnen in einer anderen Welt leben, so wie es die Daedra tun - und es gibt eine Debatte zwischen diesen Priestern, ob die Götter sich die gleiche Existenzebene teilen, oder jeder seine eigene hat. Manche der Alessia-Priester behaupten, dass wir diese verschiedenen Welten in unseren Träumen besuchen können.", führte Beech fort.

Edward wollte wissen: "Wieso fragt nicht einfach jemand einen Gott oder Daedra?"

Geoffrey gluckste und entgegnete: "Die meisten von uns haben einfach nicht die Geistesgegenwart, zu fragen, wenn sie auf eines dieser Wesen treffen, Edward. Zumal es wahrscheinlich ist, dass Götter und Daedra ebenso wenig darauf erpicht sind, über ihren Ursprung zu sprechen, wie es Drachen widerstrebt, den wahren Namen anderer zu enthüllen."

Edward sah Akatosh fragend an, aber Beech bemerkte gegenüber Geoffrey "Gut gesprochen, Barde"... Und die beiden teilten ein verschwörerisches Lächeln.

Und weiter: "Wisst Ihr, was der Lösungsansatz des Zenithar über Götter und Magie besagte? Die magische Macht, oder Magicka, ist nur die durch die Existenz selbst erzeugte Kraft. Wenn sie durch Lebewesen durch natürliche Prozesse fokussiert wird, wird sie für die Götter und Göttinnen als Anbetungskraft greifbar, was die nächste Stufe der Magicka ist. Einmal von den Göttern aufgenommen, konzentrieren diese sie zur Götter-Magicka - der wahren Magicka. Die Götter selbst können die Zwischenstufe nicht erzeugen, weil sie abhängig von ihrer eigenen Existenz sind, aber sie können sie in Magicka umwandeln, die dann von Sterblichen genutzt werden kann, um Zauber zu wirken. Diese Magicka ist gewöhnlich über alle Welten verstreut, doch es gibt Orte mit höherer und niedrigerer Konzentration.

Wenn eine Gottheit Anbeter verliert, sinkt ihre Verfügbarkeit über die Zwischenstufen-Magicka, wodurch sie weniger Götter-Magicka erzeugen kann. Mit weniger Magicka unter ihrer Kontrolle (um sie Anhängern zukommen zu lassen oder einfach freizusetzen) ist ihr Einfluss auf die Welt der Sterblichen geschwächt - natürlich lässt sich dies auch ins Gegenteil umkehren. Im Extremfall erhält die Gottheit gar nichts und ist in einer Art Ohnmacht, nur existenzberechtigt durch die gewöhnliche Magicka, die durch die ihr geweihten Länder und Einflussbereiche erzeugt wird.

Andererseits empfangen Daedra sehr spezifische, oder 'modifizierte' Magicka der Zwischenstufe, von einigen Sterblichen mit spezifischen Interessensgebieten, und diese Daedra sind normalerweise an sehr spezifische Umstände gebunden. Aufgrund ihrer Natur erhalten sie viel mehr Kraft aus ihrer kleinen Anhängerschaft, aber die Götter, mit ihrer breiten Basis, erhalten unspezifischere, größere Macht, auch wenn die Summe der konzentrierten Anhängerschaft niedriger ist als die der Daedra. Die meiste Magicka, welche die Götter in und durch das Universum abgeben, ist nicht mehr unter ihrer Kontrolle und somit für jeden zugänglich. Das ist nichts, was sie bewusst tun, aber es geschieht auf natürliche Weise - in anderen Worten...einfach weil sie göttlich sind."

Aliera sagte: "Ich bin der Meinung, dass Magicka einfach allen denkenden Wesen zugänglich ist, auch wenn die Götter und Daedra deren Nutzung fördern können. Ich würde sagen, dass Götter und Daedra andere Wege haben, um uns zu beeinflussen, da nicht jeder magiebegabt ist! Möglicherweise ist es in diesen anderen Welten die einfache Existenz, und nicht die fühlenden Entitäten, was Magicka erzeugt, so wie Sterne Licht ausstrahlen. Ich nehme an, dass Magicka 'draußen' im Äther ist, oder vielleicht wechseln wissende Geister einfach im Schlaf hinüber in die anderen Welten. Des weiteren glaube ich, dass jeder einen Vorrat an Magicka besitzt, aber die meisten wissen einfach nicht, damit umzugehen, oder sie wählen einen Lebensweg, der den Umgang verhindert oder verbietet. Vielleicht dienen gewisse Götter und Daedra als Förderer für diesen gesamten Prozess: dem Aufnehmen und Nutzen von Magicka? Aber wie heilen Priester, entgiften, segnen? Ist dazu Magicka von Nöten oder rufen sie ihre Götter an?"

Ssa'ass meldete sich nun auch zu Wort: "Ich bin mir nicht sssssicher, ob dabei Magicka benutzzzzzt wird; vvvielleicht isssst eine andere Quelle involviert. Diessse Quelle scheint unbekannt bissssher, und vielleicht auch ungefühlt...aber ich fühle genau, dasssssss esss eine göttliche 'Macht' gibt, die sssssie nutzzzzzzzzzen."

Darauf antwortete Geoffrey: "Ssa'ass, ich glaube, dass Magicka alle Welten erfüllt, alle Dinge sind mit Magicka beseelt, in verschiedenen Maßen. Unter diesem Aspekt ist Magicka manchen Leuten oder Dingen stärker gegeben als anderen, und manche mit Begabung oder Ausbildung können diese Magicka kontrollieren und sie in neue Formen umwandeln. Ebenso könnte es andere Formen der Magicka geben, deren Nutzen man aus dem Betreten anderer Welten zieht.
Und ebenso gibt es Welten und Ebenen, die frei von Magicka sind. Ungeachtet dessen können gewisse Geschöpfe von großer Macht, wie Götter und Daedra, nicht nur Magicka kontrollieren, sondern auch sehen, absorbieren und sie Objekten und Lebewesen geben und entziehen. Durch Einsatz dieser Möglichkeit können Verehrer dieser Geschöpfe manchmal auf mächtigere Magie zurückgreifen, als es eigentlich möglich wäre. Und auf diese Weise können geweihte Gegenstände heiliggesprochen werden, durch zusätzliche Ressourcen, welche die Gottheiten bereitstellen.

Magische Artefakte können in zwei Klassen eingeteilt werden. Artefakte, die von der sie umgebenden Magicka zehren, um zauberartige Effekte zu erzeugen, und Artefakte, die Magicka in sich tragen, um ihre eigenen Effekte zu wirken. Normalerweise beeinflussen Artefakte, die Magicka absorbieren, die Fertigkeiten ihrer Träger erhöhen, nur sich selbst und müssen ihre interne Magicka nutzen. In manchen Gebieten, in denen große Mengen Magicka genutzt wurden, ist diese verzehrt. Das hat natürlich zur Folge, dass Lebewesen dort keine Magie wirken können, im Gegensatz zu den Göttern und Daedra, die ihren eigenen Vorrat an Magicka haben, ebenso wie magische Gegenstände, die nicht auf den Nutzen umgebender Magicka angewiesen sind."

Aliera berichtete: "Wir haben Gerüchte und Geschichten gehört, die von einer Art Anti-Magicka berichten. Ich glaube, dass die Präsenz eines mächtigen Daedra, der nicht auf Deiner Seite steht, das Zaubern erschweren kann - vielleicht sogar bestehende Zauber aufheben. Möglicherweise bevorzugen manche Daedra Diebe oder Krieger. Oder Gottheiten und deren Priester missbilligen die Anwendung von Magie an manchen Orten, zum Beispiel an ihnen heiligen Orten. Denn hier können Zauber deren Rituale stören."

Willow fragte nach: "Können Daedra Magicka vergeben? Und was ist, wenn ein Gott und ein Daedra zugegen sind? - würden diese dann nicht ihre Kräfte gegenseitig nihilieren? Dies könnte durch den Anti-Magicka-Effekt geschehen."

"Ich habe diesen Effekt in einer Art Zone bereits selbst erlebt.", berichtete Mith. "Ich fühlte mich, als würde ich unter einem Magicka-bannen-Zauber zu stehen. Und ich war der Meinung, dass ein wirklich mächtiger Magier noch immer Zauber wirken könnte, wenn auch mit reduzierter Wirkung. Doch ich erhielt keine Chance, auch dies zu überprüfen.", schloss er mit einem Lächeln.

"Wir können auch annehmen, dass gewisse mächtige Zauber, Kreaturen oder auch Artefakte den Einfluss der umgebenden Magicka schmälern.", mutmaßte Geoffrey. "Dies kann an Orten der Fall sein, an denen enorme magische Energien gebündelt und freigesetzt wurden, wie zum Beispiel in alten Tempeln, oder auf Schlachtfeldern, auf denen sich mächtige Kampfmagier gegenüberstanden. Möglicherweise können gewisse Metalle und Steine als Magicka-Absorber genutzt werden, um so ganze Anti-Magicka-Gebäude zu errichten. Wenn es so ist, kann man ein Amulett tragen, dass einem eine gute Hilfe gegen Zauberer ist. Und die Reinheit dieser Materialien würde die Magieresistenz erhöhen."

Nun sprach Akatosh: "Drachen haben sich lange für diesen Anti-Magicka-Effekt interessiert. Wir fanden einige Amulette, die als Magicka-Absorber dienten. Sie scheinen etwas wie negative Magicka zu enthalten, wodurch sie eine Art 'Streuung' freisetzen, die Zauber stört. Sie sind aus Stein oder Mineralien, ähneln Marmor - es ist sehr selten, aber es kann von geübten Handwerkern gewonnen und bearbeitet werden. Ich bin mir beispielsweise sicher, dass Dwemer mit diesem Material gearbeitet haben. Sie scheinen die Amulette - oder auch die Statue, die ich einst sah - erschaffen zu haben. Diese Statue war größer, als jede von Euch Humanoiden geschaffene. Jedenfalls haben wir in diesen Bergen große Ablagerungen gefunden, die sich durch die Hallen und Tunnel und tief in den Fels erstrecken. Folglich geht man hinein in solche Zonen und wieder heraus, nur mit geringen oder keinen Anzeichen dafür. Ich glaube, dass dieses Material von sich aus wirkt; es scheint reflexartig Magicka zu absorbieren, wenn es die Chance bekommt. Wie auch immer, wir können die Möglichkeit nicht ausschließen, dass dieses Material irgendwie magisch aufgeladen wurde - vielleicht vor langer Zeit, aber eine gewisse Ladung ist geblieben."

Moraelyn fragte: "Wirkt das Amulett auch auf den Träger, oder ist dieser immun?"

"Möglicherweise kann ein Blockade-Zauber entwickelt werden, und dann gesprochen, um den Träger vor den Auswirkungen der Substanz zu schützen."

Moraelyn fragte weiter: "Aber, Akatosh, um auf unser ursprüngliches Thema zurückzukommen - was denkt Ihr über die Spekulationen zu den Verbindungen zwischen Göttern und Göttinnen, Daedra und Magicka?"

"Ich glaube, dass es viele Wahrheiten gibt, die wir nicht kennen, und möglicherweise gibt es einige Wahrheiten, die wir nicht kennen sollen."

Moraelyn stellte lächelnd die nächste Frage: "Nun gut, ich wollte folgendes schon immer wissen - anbetracht Eures Mauls und Eurer Zähne: wie schaffen es Drachen, die humanoiden Sprachen so deutlich zu sprechen?"

Akatosh hielt inne, dann antwortete er sorgfältig: "Nun, auf die gleiche Weise, wie wir fliegen können, auch wenn unsere Flügel nicht wirklich kräftig genug sind, um so schwere Körper zu heben."

"Wo wir von Drachenflügen und Sonnenuntergängen sprechen...", sagte Mith, stand auf und blinzelte in den goldenen westlichen Himmel. "Wir haben einen Besucher, Drachen-Herr. Und es ist kein Vogel."

Akatosh hob seinen Kopf, und beobachtete auch den Himmel. Spannung ergriff ihn, und nach und nach erhob sich die Gruppe, während sie zusah, wie der entfernte Punkt größer und größer wurde und sich als der größte Drache entpuppte, den sie jemals gesehen hatten.

"Ma-Tylda!", rief Akatosh, "Sie erweist uns die Ehre ihres Besuchs!" Seine Schwingen hoben uns senkten sich, und die Gefährten brachten sich schnell in Sicherheit, als er sich erhob. Die beiden Drachen glitten zusammen dahin, spieen dabei immer wieder Feuerbälle in den purpurnen Himmel.

"Sie kämpfen!", brüllte Edward. "Was geht da vor sich? Wer ist Ma-Tylda?"

"Ich weiss nicht, wer sie ist, Sohn, aber sie kämpfen nicht. Du wohnst gerade einer Drachen-Zeremonie bei." Das Paar ließ sich hinter einem Felsvorsprung außerhalb ihres Blickfeldes nieder.

"Sollen wir die Fremde auch begrüßen?"

"Nein.", sagte Mith. "Sie werden es uns wissen lassen, wenn sie unsere Anwesenheit wünschen -- sieh, auch die anderen Drachen bleiben fern." Das stimmte. Drachenköpfe wurden aus den Höhlen gestreckt, aber keiner von ihnen machte sich auf. Sie blieben in ihren Höhlen.

Die Gruppe kehrte zurück auf die Ebene und entzündete ein Feuer, da ein kühler Wind aufkam. Die Elfen sangen Abendhymnen für die Sterne, dazu erklang die tiefe Stimme des Dunkelelfen. Aliera lies ebenfalls ihre Stimme erklingen, aber Mats, Edward, Silk und Ssa'ass lauschten nur. Sie konnten keine elfische Musik dieser Art machen. Geoffrey hatte eine besonders klare, süße Stimme, dachte Edward.

Nun kehrte Akatosh zurück, freudestrahlend. "Ma-Tylda wird sich uns hier anschließen, zumindest für eine Weile." Er glühte regelrecht in der Dämmerung, jede Schuppe gab ein goldenes Strahlen ab.

"Ist sie Eure Königin?", fragte Edward, der sich sehr klein und menschlich fühlte.

"Sie -- sie ist einfach. Möglicherweise wird sie Euch alle eines Tages treffen. Das hoffe ich. Bis dahin, nun, lasst uns über andere Drachen reden."

Daraufhin blinzelte Edward voll Erstaunen und dann voll Vermutung, während die Diskussion sich in Witzen und Liedern zur Erinnerung an diesen klaren und schönen Abend erging.

 
   
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