Eine dubiose Geschichte vom Kristallturm
von Bibenus Geon
Diese Geschichte wurde mir zum ersten mal erzählt, als ich ein Neuling war, der kürzlich mit seinem Studium im Kristallturm von Summerset anfing. Ich bewunderte die berühmten Tiergruben des Turms, als ein älterer Student an mich herantrat. Der Kollege, der mir diese Geschichte erzählte, erschien zunächst vertrauenswürdig, aber, wie der Leser bald erfahren wird, ist die Geschichte in der Tat höchst dubios. Natürlich habe ich sie seitdem den anderen Neulingen des Turms im gleichen Geist weitererzählt.
Ich biete Euch das Folgende für Eure geschätzte Anteilnahme, ehrenwerter Leser.
Vor vielen, vielen Jahren, zog ein talentierter aber armer Barde durch Summerset, auf der Suche nach Arbeit. Er konnte Singen, er konnte Tanzen, er konnte Schauspielern, aber niemand hatte für seine Künste Verwendung. Der arme Barde war niedergeschlagen, aber er besuchte noch immer Tag für Tag die Wirtshäuser und Paläste, darauf hoffend, seine Talente zeigen zu dürfen.
Eines Tages, abgewiesen durch weiteres Pech, trat ein langer Elf in einer langen Robe auf ihn zu. Ein Magister des Kristallturms, welcher die Tiergruben leitete. Der Elf erzählte dem Barden vom weißen Affen, dem sie eine Zelle im Turm gebaut hatten, und wie er dabei starb. Es gab eine königliche Gesellschaft von Erstfeste zu Besuch, der man einen Blick auf den seltenen weißen Affen versprochen hatte. Der Magister hatte ein Kostüm für den Barden dabei, wenn dieser sich dazu herablassen würde, die Rolle des Affen für die Besucher zu spielen. Der Barde hatte sich geschworen die erstbeste Rolle anzunehmen, welche ihm über den Weg laufen würde, so geringfügig sie auch sein würde, also nahm er an. Der Elf versprach, dass das Affentheater nicht länger als zwei Wochen dauern würde, wenn die Besucher wieder gehen würden.
An den ersten Tagen der Maskerade saß der Barde nur in der Ecke der Grube. Er hatte Angst sich zu bewegen und die möglichen Unvollkommenheiten des Affenkostüms zu zeigen. Mit der Zeit wurde es ihm langweilig und er wanderte umher. Er bemerkte plötzlich, dass die königliche Gesellschaft fasziniert zusah. Glücklich darüber, dass die Täuschung funktionierte, entschloss er sich das Schauspiel zu beleben.
Bald hatte er eine Vorstellung und eine Zuschauermenge. Anstelle eines alten traditionellen Elfentanzes, schwang er sich, mit jedem akrobatischen Trick, den er kannte, durch die Zelle. Anstatt eine Ballade zu singen, brüllte er mit einem Geschrei, von dem er sich vorstellte, seltene, weiße Affen würden so brüllen. Die Menge liebte es. Die Gesellschaft außerhalb seiner Zelle wurde von Tag zu Tag größer.
Eines Tages, er spielte gerade für die Menge - seine beste Leistung bis dahin. Er schwang sich gerade hin und her, brüllend und kreischend. Da rutschte er mit der Hand aus und flog durch die Barriere in die Zelle nebenan, wo ein Schneewolf hauste. Sein Fell sträubend und knurrend, kam der Schneewolf auf den Barden zu.
Keinen Ausweg sehend, schrie der Barde "Hilfe! Hilfe!"
Der Schneewolf flüsterte "Halt's Maul oder wir werden alle gefeuert."