Die Legende vom Wehklagen der Liebenden
Die Nacht ist sehr dunkel. Wind kräuselt sich sachte um die Weidenbäume. Alles ist ruhig an den Ufern des kleinen Sees – zumindest wirkt es so. Tamriels Monde spiegeln sich in der leicht gekräuselten Oberfläche des Wassers. Der Ruf der Eule hallt wider. Keine Lichter scheinen im nahen Schloss; es wirkt verlassen.
So zieht sich die Nacht hin und die Trabanten des Planeten bewegen sich über den Himmel, ein mattes Leuchten erscheint bei dem Schloss. Das Licht bewegt sich langsam auf den See zu und hält beim Erreichen des Ufers an. Eine Gestalt, eine in jeglicher Hinsicht wunderschöne Frau, blickt wehmütig in die schwarzen Wasser. Ihre Laterne flackert in der Brise und erhellt ihr Antlitz. Tränen rollen ihre Wangen hinab; ihr Kleid, einst schön, ist nun zerlumpt und verdreckt.
Die Oberfäche des Sees wird unruhig, aber nicht vom Wind, der nun so still ist, wie die Nacht. Langsam gibt das Wasser die Umrisse eines Mannes preis, eines Kriegers in voller Schlachtrüstung. Es wirkt als würde er, über das Wasser schwebend, auf die Frau zustreben um kurz vor ihr innezuhalten.
"Madylina," stimmt der geisterhafte Krieger an.
"Mylord, Gerthland," flüstert die liebliche Madylina, während sie niederkniet. "Ihr seid zu mir zurückgekehrt."
"Ja," antwortet Gerthland, "Meine Tage sind lang, wenn ich die Nacht erwarte in der ich meine Liebe wieder erblicken kann."
Die Liebenden stehen sich wehmütig gegenüber, ausserstande sich zu berühren, ausserstande sich zu küssen, ausserstande ihr ungestilltes Verlangen zu befriedigen bis die ersten Strahlen der Morgenröte den westlichen Horizont erhellen. Gerthland legt etwas nieder, ebenso wie Madylina, während beide sich entfernen. Die ruhigen Wasser ergreifen wieder Besitz vom stattlichen Krieger und die junge Schönheit kehrt still zum Schloss zurück. Als die Oberfläche des Sees wieder ruhig und der Schimmer von Madylinas Laterne verblasst ist, bricht der Morgen über dem See an.
Am Ufer liegen zwei Rosen – eine blutrote und eine cremefarbene. Kleine Wellen von der Mitte des Sees überrollen die Rosen und tragen sie mit sich fort, das blanke Ufer hinter sich lassend.
* * *
Die Einwohner von Gerthland Manor erzählen oft, dass sie die Liebenden bei ihrem nächtlichen Treffen beobachten. Das Gasthaus zur Wildschweinborste ist immerzu erfüllt mit Gerüchten über sie. Lord Gerthland und Lady Madylina waren verlobt. Lord Gerthland folgte dem Rufe der Schlacht und Hergen, der Hexer des Schlosses, entbrannte in unsterblicher Liebe zu Lady Madylina, nur um von ihr abgewiesen zu werden. Lord Gerthland starb auf dem Schlachtfeld. Lady Madylina starb durch ihre eigene Hand als sie davon erfuhr. Hergens Fluch, dass beide Seelen nicht ruhen mögen bis Lady Madylina seine Gemahlin wird, lastet noch immer auf ihnen. Hergen durchstreift noch heute die verlassenen Hallen von Gerthland Manor, weiterhin hoffend, dass Lady Madylina sein Verlangen annimmt. Die Liebenden jedoch treffen sich jede Nacht für einige Augenblicke an den Ufern des Sees, welcher seitdem als Wehklagen der Liebenden bekannt ist.