Verehrter Vater,
vor fast einer Woche habe ich meine Schule verlassen. Ich erwarte nicht, dass Ihr es versteht, ich kann es selbst nicht erklären, aber ich spüre, wie die Welt an mir vorbeizieht, spüre das Verlangen, sie festzuhalten und ein Teil von ihr zu werden. Ich bin nicht gut mit Worten oder Zahlen, aber meine Hände können alles gestalten, was um mich ist, jeden Moment, jede Laune.
Ich weiß, ihr hattet größere Pläne für mich, als ein Künstler zu werden, aber bitte, um meiner Zukunft willen, gebt nach. Wie ihr wisst, interessieren mich Bildhauerei und Malerei mehr als das Lernen, und nun hat mich der Künstler Domenico Ghirlandaio gebeten, bei ihm in die Lehre zu gehen. Er kam gerade aus Rom zurück, wo er eine Vertäfelung in der Sixtinischen Kapelle bemalt hat. Wenn ich hart arbeite, werde ich vielleicht eines Tages in den Vatikan eingeladen und darf es sehen.
Bitte gebt dieser Lehre Euer Einverständnis und Euren Segen. Ich verspreche, dass ich Euren hohen Erwartungen gerecht werde und hoffe, dass Ihr eines Tages stolz auf mich sein könnt
Euer Sohn,
Michelangelo