
Durch Konstantinopels einzigartige Lage an der Grenze zwischen Europa und Asien waren die Ärzte im Osmanischen Reich sowohl in den Traditionen der östlichen als auch der westlichen Medizin bewandert, das heißt - je nach Standpunkt - sie waren entweder doppelt gebildet oder doppelt ahnungslos. Von den Griechen hatten die Osmanen die Vorliebe für Aderlässe und die Anwendung von Blutegeln übernommen, um Krankheiten zu heilen, und von den Türken die Vorliebe für das Ausbrennen von Wunden und Anwendungen in heißen Quellen. Ausserdem war die heilkundliche Kräutermedizin weit verbreitet. Ein osmanisches Werk über die Medizin zählte mehr als 600 Kräuter mit ihren jeweiligen Anwendungsgebieten auf.
Obwohl die Medizin in dieser Zeit noch in den Kinderschuhen steckte, war das Osmanische Reich bekannt für seine Hospitäler, in denen Patienten gratis behandelt wurden. Wer Geld hatte, hat sich wahrscheinlich trotzdem lieber an private Mediziner gewendet. Einige Dinge ändern sich eben nie, was?