Zuflucht der Dunklen Bruderschaft
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Der Dunkle Templer, Teil X

Es war falsch. Vetraas wusste es, Adun wusste es, die Templer wussten es. Und doch, so falsch es auch sein mochte, es war besser, als einfach zuzusehen, wie die Leichen der Dunklen Templer im grünen Licht, das durch die Laubdecke gefiltert herabfiel, steif wurden. Wenn man sie ins Exil schickte, würden die Dunklen Templer wenigstens am Leben bleiben.

Zorn und ein machtvolles Gefühl des Verletztseins gingen von der versammelten Konklave aus. Hinein mischte sich teilweise Zufriedenheit und Erleichterung – wenigstens würden die Ketzer das Volk der Protoss nicht länger mit ihrer Verweigerung, sich mit der Khala zu verbinden, gefährden.
Vetraas sah grimmig zu, wie Dutzende, nein, Hunderte der verbannten Protoss langsam die Rampe des leuchtenden Schiffes hinaufgingen, das letzte, das zurückgeblieben war, als die Wanderer von Afar diese Welt verlassen hatte. Die Protoss hatten Jahrhunderte gebraucht, nur um in das Xel'Naga Schiff hineinzugelangen, und es barg noch immer Geheimnisse. Das Schiff hatte als Vorlage für viele Technologien der Protoss gedient, und es war ein Zeichen dafür, wie fest die Konklave glaubte, im Recht zu sein, dass es dieses Schiff aufgab, um sich der Dunklen Templer zu entledigen.

Nun ging Raszagal an Bord. Sie lupfte den Saum ihres Gewands, um nicht zu stolpern, den Kopf wie stets hoch erhoben. Er sah ihren Stolz, selbst jetzt noch, aber da sie nicht in der Khala war und nie in der Khala sein würde, konnte er ihn nicht spüren.

"Raszagal, es tut mir so leid", sandte Vetraas, und der Gedanke galt nur ihr.
Sie wandte sich ihm zu und sah ihn an. "Das muss es nicht. Du hast getan, was du konntest. Das wissen wir. Und dann..."

"Adun!" Wir hatten dir doch ausdrücklich verboten, hierher zu kommen!"
Vetraas spürte die Gedanken seines Freundes, und sie waren so ruhig wie die von Kortanul ärgerlich waren. Adun stieg auf das Podium, auf dem die Mitglieder der Konklave standen, und deutete eine knappe Verbeugung an. "Ich weiß, Judikator. Und doch verweigere ich Euch, mit allem Respekt, meinen Gehorsam. Es ist meine Pflicht, sie zu verabschieden und für Ihre Sicherheit zu garantieren."

"Pflicht! Was weiß ein Templer, der die Konklave vorsätzlich täuscht, schon von Pflicht? Du besudelst das Wort!" Der Strom von Flüchtlingen war ins Stocken gekommen. Jeder Einzelne der Dunklen Templer schaute hin zu Kortanul und Adun. Ihre Körperhaltung und ihre Augen drücken Anspannung aus. Die Templerwachen setzten sich in Bewegung, aber Vetraas sandte einen Gedanken, der sie innehalten ließ.

"Tretet zur Seite, Kortanul", sagte Adun sanft. "Ich bitte darum, sie an Bord des Schiffes zu begleiten, um dafür Sorge zu tragen, dass sie sicher starten können. Weiter nichts."
"Du verlangst zuviel!" Vetraas konnte es kaum glauben, aber der Judikator, einen ganzen Kopf kleiner und weit weniger kräftig als Adun, stieß den Hochtempler tatsächlich vom Podium.
Adun fiel, vollführte jedoch eine elegante Drehung und kam sanft auf. Kortanuls Handlung hatte einen Aufschrei der anderen Angehörigen der Konklave zur Folge, ihre Gedanken durchfuhren Vetraas. Was Adun auch getan haben mochte, so schmerzlich und falsch es auch war, die Konklave wusste, dass er es für das Richtige hielt – genau wie die Konklave glaubte, das Urteil zur Verbannung sei gerecht.

Von seinem Zorn übermannt, war Kortanul selbst in den Augen der Konklave zu weit gegangen.

"Rührt ihn nicht an!" Raszagals in jugendlichem Ungestüm gesandte Gedanken schlugen in Vetraas Geist ein. Sie war stärker, als selbst er es geglaubt hatte, und er hatte sie gewiss nicht unterschätzt.

"Er hat nichts anderes getan, als das Beste dessen zur Schau zu stellen, was wir erreichen können! Er..."

Kortanul von einem Eifer verzehrt, der selbst den Rest der Konklave zurückschrecken ließ, fuhr zu Raszagal herum. Vetraas sah, wie das Mädchen strauchelte und auf die Knie fiel. Im selben Moment durchflutete ihn Schmerz, der von einigen Mitgliedern der Konklave ausging, als der erfahrenere Dunkle Templer reagierte. Vetraas sandte den Befehl zum Rückzug, um Adun und die Konklave zu schützen.

Während seine Templerwachen zurückwichen, begannen die Angehörigen der Konklave anzugreifen, nunmehr überzeugt, dass ihr eigenes Leben sowie das Protoss-Volk als Ganzes in Gefahr waren. Vetraas sah, wie mehrere der Dunklen Templer fielen, und er sah, wie sich Panik unter ihnen ausbreitete. Ihre ungeübten mentalen Kräfte hatten der geballten Macht der Konklave nichts entgegenzusetzen. Dennoch stellten sie eine ernst zu nehmende Gefahr dar.

Wenn im Versuch, sich zu verteidigen, auch nur einer von ihnen abermals die Kontrolle verlor, würde das sicher einen weiteren psionischen Sturm zur Folge haben.

Adun sagte nichts, stürmte nur vorwärts, die Arme ausgebreitet, den Kopf nach hinten geworfen, die Augen geschlossen. Ein strahlendes blaues Leuchten brach aus seinen Handgelenken hervor und schloss sich dann um seinen ganzen Körper. So etwas hatte Vetraas bereits gesehen, sogar schon selbst bewerkstelligt. Was jedoch als Nächstes geschah...

Das Leuchten breitete sich aus wie Rauch, bewegte sich voran, um die nun panische Reihe Dunkler Templer einzuhüllen, die, bis zum Ausbruch der Gewalt, auf das Schiff zugegangen waren. Jetzt rannten sie, so schnell sie konnten, und die blaue Wolke senkte sich über sie und nahm sie in sich auf.

Was tat Adun da? Wie tat er es? Zögernd verband Vetraas seine Gedanken mit denen von Adun – und wurde zurückgeschleudert. Nicht von einem offenen Angriff, sondern von der bloßen Macht und der vollkommenen Fremdartigkeit dessen, was sein Freund irgendwie zustande brachte.

Vetraas spürte die Energien, die ihm aufgrund jahrhundertelangen Konzentrierens seines machtvollen Geistes vertraut waren. Aber da war noch etwas anderes, etwas seltsam Fremdes – vertraut und doch ganz anders als alles, was er kannte...

Beide... er benutzt beide Arten von Energie – die bekannte Kraft der Templer und die Energien der Leere der Dunklen Templer!

Sich wieder erholend, konnte Vetraas nichts anderes tun, als seinen Freund in Ehrfurcht anzustarren. Was war es, das Adun da gelang? War es eine Art Durchbruch in der Anwendung psionischer Energie, die er da erreicht hatte?

Die Dunklen Templer waren offensichtlich so verblüfft wie alle anderen, aber sie verstanden es, sich zu schützen, und so eilten sie an Bord des Schiffes. Als auch die Letzten es fast geschafft hatten – eine Gruppe älterer Protoss und kleiner Kinder – begannen sich die elegant geschwungenen Tore des alten Xel'Naga Schiffes zu schließen.

Adun blieb stehen, den Rücken durchgedrückt, die Hände himmelwärts gereckt, die Augen jetzt wieder offen. Er war nun gänzlich in die strahlend blaue Wolke gehüllt., und während Vetraas hinsah, fing auch Aduns Rüstung an zu leuchten. Wie seine Hände... sein Gesicht...

Blaues Licht überall, strahlend, hell, zu grell, um hineinzuschauen. Vetraas wollte den Blick abwenden, aber er brachte es nicht fertig, er musste ebenso ungläubig wie verwundert mit ansehen, wie Adun einem Stern am Nachthimmel gleich glühte, hell, herrlich, strahlend.

Grell, zu grell... Vetraas kniff die Lider zusammen, sah aber noch, was geschah. Er sah es, und für den Rest seines Lebens wunderte er sich darüber. Versuchte, es zu begreifen, aber das gelang ihm nicht.

Aduns Gestalt glühte wirklich so strahlend hell wie eine Sternschnuppe, vergänglich in seiner Herrlichkeit, aber atemberaubend. Einen Moment lang kam das Licht aus ihm, aber dann verzehrte es den Exekutor vor Vetraas Augen. Entsetzt musste er mit ansehen, wie sein Freund sich auflöste. Und im nächsten Augenblick war er verschwunden.

Ein geistiger Aufschrei des Entsetzens und der Pein brandete unter den versammelten Templern und der Konklave auf. Und obgleich Vetraas es nicht spürte, wusste er doch, dass auch die Dunklen Templer wie betäubt waren, verwirrt und voller Schmerz. Das blaue Leuchten, das Adun mitgenommen hatte, als es verging, war nun vollständig verschwunden, und nur wenige Momente später richteten einige entsetzte Angehörige der Konklave ihre Trauer auf jene Wesen, die sie, wie Vetraas erkannte, für seinen Tod verantwortlich machten.

"Geht!", rief er den Dunklen Templern zu. "Beeilt Euch!"

Sie lösten sich aus ihrer Erstarrung, und die letzten paar duckten sich rasch durch die Tür, ehe ihnen weiterer Schaden zugefügt werden konnte. Die Tür schloss sich genau in dem Moment, als die Ersten der wütenden Konklave es die Rampe hinaufgeschafft hatten. Die Türbarriere schirmte die Verbannten sicher gegen den Zorn ihrer früheren Brüder und Schwestern ab, schloss sie ein wie in eine Gruft. Ihr Schicksal lag nun in den Händen der Götter.

Nichts war von Aduns Körper übrig geblieben. Vetraas tauchte in die Khala, suchte verzweifelt nach seinem alten Freund, versuchte zu begreifen, was geschehen war. Zum ersten Mal gab es in der Khala keine Spur von Aduns strahlend hellem Geist. Er war... fort. Restlos und auf unerklärliche Weise fort, und schon rankten sich die ersten Geschichten um ihn, nur Augenblicke nach seinem... Tod? Seiner Himmelfahrt?

Wie ließ sich das überhaupt nennen?

Vetraas senkte den Kopf, während das Schiff abhob und die Dunklen Templer von der einzigen Heimat fortbrachte, die sie je besessen hatten, fort und hinein ins Antlitz des Unbekannten.
Und mit sich nahmen sie, so vermutete Vetraas, die Wahrheit und die wahre Größe dessen, was Adun getan hatte.

"Adun, mein Freund... wird es auf dieser Welt jemals wieder einen wie dich geben?"

 
   
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