Zuflucht der Dunklen Bruderschaft
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Der Dunkle Templer, Teil IV

Teile der Gebote der Khala rieten zu einem Kastensystem, in dem verschiedene Stämme die drei Kasten – die Judikatoren, die Templer und die Khalai – bilden sollten. Die Mehrheit der Protoss zählte zu den Khalai, dazu gehörten die Kunsthandwerker, die Wissenschaftler und Baumeister des Volkes. Diese Kaste wurde ebenso geschätzt wie die anderen, denn ohne sie hätte es keine Infrastruktur gegeben, keine kulturelle, wissenschaftliche und künstlerische Entwicklung. Ihre Beiträge waren lebenswichtig.

Die Templer, zu denen Adun und Vetraas gehörten, waren die Kriegerkaste. Die Templerstämme waren diejenigen, die von großer körperlicher Kraft oder Geschicklichkeit waren oder zu rein militärischer Sicht und Vorgehensweise tendierten. In den frühen Tagen der Khala kämpften sie zum Schutz der neu vereinten Protosskultur vor denjenigen, die nicht einverstanden waren mit dieser Lehre oder sich davor fürchteten. Das war, so meinte Vetraas, ein Zeichen dafür, wie relativ primitiv die Protoss damals waren. Es dauerte nicht lange, bis schließlich alle Protoss erkannten, dass der einzige Weg zu Frieden und Glück über die Khala führte.

Dann konnte es keinen Hass mehr geben, denn selbst wenn man mit jemandem nicht übereinstimmte, konnte man ihn doch so spüren, als sei man selbst dieser andere.
Sobald man diese Harmonie erreicht hatte, blühte die Gesellschaft der Protoss rasch auf und gedieh wunderbar, und die Templer konnten sich nun darauf konzentrieren, ihr Volk zu beschützen, zunächst vor den furchtbaren Kreaturen, die auf Aiur umherstreiften, und später vor feindseligen Fremdwesen, auf die sie im Zuge der Gründung von Kolonien stießen.

Die dritte und letzte Kaste, die Judikatoren, waren die Ältesten und Politiker, die Regierung der Protoss. Ihre höchsten Mitglieder bildeten die Konklave. Dabei handelte es sich um eine Gruppe von Ältesten, die man aufgrund ihrer Weisheit und ihres Wissens um die Khala und ihres leidenschaftlichen Festhaltens an deren Geboten auswählte. Einige von ihnen waren Protoss, die Vetraas zutiefst bewunderte und respektierte. Und andere... nicht. Dennoch waren Adun und die anderen Templer der Konklave gegenüber absolut gehorsam. Und deshalb fand Vetraas Aduns Unbehagen darüber, dass man ihn ins Große Forum, das Khor-shakal, den Regierungssitz Aiurs, zitiert hatte, etwas verwunderlich.

"Ich möchte, dass du mich begleitest, Vetraas", fuhr Adun fort. "Sie baten darum, mit mir allein zu sprechen, aber es wäre mir recht, wenn ich meinen vertrauenswürdigsten Berater bei einem solchen Treffen an meiner Seite hätte. Da war etwas, was mich... naja. Kommst du mit?"

"Natürlich", antwortete Vetraas.

Die Konklave unter der Leitung des Ältesten Kortanul war nicht allzu erfreut darüber, dass der Exekutor die Anweisung missachtete und nicht allein kam. Adun bat ruhig und respektvoll darum, Vetraas zugegen sein zu lassen, und nach einem kurzen Gespräch willigte die Konklave ein. Die Gedanken, die sie in Vetraas Richtung sandten, waren zwar alles andere als versöhnlich, doch ihn amüsierte und interessierte es, warum solche Geheimniskrämerei nötig sein sollte.

"Bevor wir anfangen", sagte Kortanul, "ist es wichtig, dass Ihr schwört, kein Wort über das, was hier vorgeht, verlauten zu lassen."

Vetraas und Adun nickten. Kortanul trat vor Vetraas hin und hob die Hand, die Innenfläche nach aussen gerichtet. Vetraas tat es ihm gleich. Zwischen ihnen begann ein sanftes Leuchten zu pulsieren, und ihr Denken verschmolz mühelos und auf ganz natürliche Weise. Solcherart mit ihm verbunden, bat Kortanul um Vetraas feierliches Versprechen. Und an einem Ort tief in der Khala, wo er nicht lügen konnte, wo eine Verletzung dieses Schwurs zu schneller Strafe geführt hätte, leistete Vetraas den Eid.

Von Sorge erfüllt, sah er zu, wie Adun dasselbe tat. Noch nie zuvor in all den Jahrhunderten, die er nun schon Dienst tat, hatte man so etwas von ihm verlangt. Er fragte sich, was so dringend sein konnte, dass die Konklave meinte, zu derlei Maßnahmen greifen zu müssen, um sich der Loyalität beider zu versichern. Bis dahin hatte ihre Loyalität nicht einmal in Frage gestanden.
Die Mitglieder der Konklave nickten zufrieden, und Vetraas und Adun durften auf den herrlich geschnitzten Stühlen Platz nehmen, die für gewöhnlich der Konklave vorbehalten waren.
Vetraas musste feststellen, dass sie – obschon sie großzügig und üppig mit Kristallen und kostbaren Metallen verziert waren und ihre Formgebung das Auge erfreute – nicht allzu bequem waren.

"Wir können Euch diese Informationen entweder in einer Verbindung zeigen oder Euch davon erzählen", fuhr Kortanul fort. "Die Entscheidung liegt bei Euch, Adun. Aber ich möchte Euch darauf hinweisen, dass all dies, wenn es nur erzählt wird, schwer zu glauben ist."
"Sprecht", sagte Adun. "Wenn dies so wichtig ist, wie Ihr sagt, möchte ich vernünftige Ansichten darüber erfahren, nicht die Emotionen, die Ihr dieser Sache entgegenbringt."

Kortanul neigte den Kopf. "Wie Ihr wünscht, Exekutor." Seinen Worten zum Trotz zögerte er, mit dem Sprechen zu beginnen. Adun und Vetraas warteten geduldig.

"So unmöglich es auch scheinen mag, es gibt solche unter uns, die alles zerstören wollen, was wir im Laufe der vergangenen tausend Jahre aufbauten. Sie stellen die Khala in Frage. Sie bestehen darauf, dass das Recht des Einzelnen Vorrang hat vor dem Allgemeinwohl. Einige griffen sogar zu solch drastischen Maßnahmen wie Selbstverstümmelung, um ihre Verbindung zur Khala zu trennen."

Obgleich er mit Worten sprach anstatt auf intimerem Wege, konnte Kortanul seinen Ekel nicht ganz verhehlen. Und Vetraas und Adun fühlten mit ihm.

"Das darf nicht sein!", schrie Adun. "Was hoffen sie zu erreichen? Wollen sie uns Tausende von Jahren zurückwerfen, in jene Zeit, da wir nicht mehr waren als Tiere des Dschungels – oder schlimmer noch -, weil wir uns unserer selbst bewusst waren. Sie wissen doch, dass die Khala der größte Segen ist, den die Protoss je empfingen! Warum wollen sie unsere Erlösung verderben?"

Die Mitglieder der Konklave tauschten untereinander Blicke.
"Möchtet Ihr sie persönlich danach fragen?"

Vetraas erschrak. Selbst in ihrer Mitte fanden sich diese... diese Frevler?
Einen Augenblick lang war Adun ganz still. Es war jene tiefe Stille, die allen Protoss eigen war, die von den Templern jedoch fast zu Kunst erhoben wurde.

"Ja", sagte er schließlich. "Ja. Ich würde gernen wissen, warum einer dieser... Abtrünnigen... so denkt und empfindet, wie er es tut."

Ein leises, zustimmendes Murmeln huschte durch Vetraas Kopf. Eine solche Einstellung war so unbegreiflich, so falsch, dass selbst er sich davor fürchten würde, einen Geist zu streifen, der derlei Gedanken barg. Und doch trat Adun mutig vor. Er war, wie Vetraas und all die anderen längst wussten, ein wahrer Beschützer seines Volkes. Er war nicht nur fähig und darauf trainiert, die Protoss vor Gefahren von aussen zu schützen, Adun besaß darüber hinaus die tiefer reichende Kraft, sie gegen diesen heimtückischen, bislang unvorstellbaren Angriff von innen zu verteidigen.

Kortanul nickte einem der Khalen'ri zu, die reglos wie Statuen nahe der ovalen Türöffnung standen. Der Wächter verbeugte sich tief, und einen Augenblick später kehrte er mit einem der Frevler zurück. Vetraas hatte einen tobenden Fanatiker erwartet, einen Wahnsinnigen, der vielleicht nicht unbedingt um sich schlug, aber doch wenigstens eine offensichtliche Bedrohung darstellte.
Als man dann das halbwüchsige Mädchen hereinbrachte, von schlankem Wuchs und zerbrechlich aussehend, den Kopf jedoch hoch erhoben, hatte Vetraas alle Mühe, sein Erstaunen zu verbergen.

Ihre Haut war blass, und der ungesunde Teint verriet Vetraas, dass sie lange weggesperrt gewesen war, an einem Ort, wo die lebensspendenden Strahlen von Sonne, Mond und Sternen sie nicht berühren konnten. Die Konklave hätte sie freilich nicht verhungern lassen. Aber sie hatten ihr offenkundig nur ein Minimum an Nahrung zukommen lassen. Ihr Geist war gegen Vetraas Zugriff abgeschottet, aber er konnte sich vorstellen, dass es sie ängstigen musste, hierher gebracht zu werden, vor den Exekutor, die schmalen Handgelenke mit leuchtenden, aufgeladenen Kristallen gefesselt.

Adun hatte sich erhoben und sah dem Mädchen gespannt entgegen. Kühl erwiderte sie seinen Blick.

"Das ist die Frevlerin?", fragte Adun.
"Lasst Euch nicht von ihrem Äusseren täuschen", sagte Kortanul. "Sie ist stärker, als sie aussieht."
Adun nickte beiläufig, seine Aufmerksamkeit ganz auf das Mädchen konzentriert.
"Sprich, Kind", forderte er sie sanften Tones auf. "Ich möchte hören, was du zu sagen hast."

Sie reagierte mit einem Gedanken, der so voller Ärger war, dass Vetraas blinzelte.
"Ihr werdet mich anhören, aber Ihr werdet mir nicht zuhören. Ihr werdet mich nicht verstehen."
"An Lügen und Ketzerei gibt es nichts zu verstehen!", fuhr ein Mitglied der Konklave auf, nicht fähig oder, eher wohl, nicht willens, seine Gedanken abzuschirmen.

Adun hob eine Hand. "Ihr habt mich gebeten, mit ihr zu sprechen. Also lasst mich das tun."
Das Mädchen hielt seine Gedanken und Gefühle gut unter Verschluss. Für jemanden ihres Alters, der zudem noch so übel behandelt worden war, hatte sie sich hervorragend im Griff. Widerwillig musste Vetraas ihr leise Bewunderung zollen, obwohl sie eine Ketzerin war und, schlimmer noch, eine Närrin. Die Khala war für die Protoss der Weg zum Überleben. In der Geschlossenheit lag die Kraft. In der Geschlossenheit gab es Mitgefühl. Für etwas anderes einzutreten oder gar etwas anderes als dies zu glauben, wäre gleichbedeutend damit gewesen, der ganzen Rasse den Untergang zu wünschen.

Ging es also darum? Handelte es sich hier um eine Art... frende Organisation, die Trost in dem Gedanken suchte, die Rasse auszulöschen? Danach musste er Adun fragen, wenn dieser sein Gespräch mit dem Mädchen beendet hatte.

Adun hob beide Arme, die Handflächen nach aussen gedreht. Das Mädchen bewegte sich für eine ganze Weile nicht, doch dann, endlich, ahmte sie die Geste des Exekutors langsam nach. Zwischen den Händen der beiden baute sich ein Leuchten auf, und sie standen überraschend lange reglos da.
Schließlich senkte Adun die Arme und nickte. Einer der Wächter kam und brachte das Mädchen schweigend fort. Sie verließ den großen, einschüchternden Raum auf dieselbe Weise, wie sie ihn betreten hatte – hoch erhobenen Hauptes und mit unangetasteter Würde.

"Jetzt versteht Ihr das volle Ausmaß der Gefahren, denen wir gegenüberstehen, Exekutor", sagte Kortanul. Adun nickte. Seine Gedanken verbarg er, sogar vor Vetraas.
"Was diese Frevler verfechten, darf sich nicht ausbreiten", sagte Adun.

Die Mitglieder der Konklave sahen einander an, und Vetraas wusste, dass sie rasch und privat miteinander kommunizierten. Kortanul wandte sich wieder an Adun.
"Unsere Vergangenheit ist in vielerlei Hinsicht reichhaltig und schön. Es gibt vieles, worauf man stolz sein darf. Und vieles... auf das man weniger stolz sein kann", sagte er leise. "Durch die Einigkeit in der Khala, die uns auf dem Weg bleiben lässt, den Khas uns wies, haben wir eine ebenso schöne und reichhaltige Zukunft vor uns. Wir dürfen nichts zulassen, was dem schaden könnte. Auch dann nicht, wenn andere Protoss dahinterstehen."

Adun wartete ab.

"Dies ist eine Bedrohung, wie es noch keine gab. Was sie noch schlimmer macht, ist die Tatsache, dass keine hungrigen Omhara oder ein fremdes, feindliches Wesen dahintersteckt, sondern einer der unsrigen, den ich Euch zu bekämpfen bitte. Aber Ideen sind mitunter gefährlicher als Klingen. Diese Idee ist eine Krankheit, die rigoros ausgemerzt werden muss, damit sie sich nicht auf das Ganze ausbreiten kann. Es gibt mehr als nur eine Handvoll, die so empfinden, aber bislang wissen nur wir, in diesem Raum, von ihrer Existenz. Dabei muss es bleiben.

Eure Aufgabe, Exekutor, ist es, sie mithilfe Eurer Templer zu finden. Und wenn Ihr sie gefunden habt..." Er zögerte. "Wenn Ihr sie gefunden habt, müsst Ihr sie vernichten."

Einen Augenblick lang war Vetraas wie betäubt, dann ergriff er das Wort.
"Andere Protoss töten? Judikator, das haben wir nicht mehr getan, seit Khas uns die Khala schenkte! Wir wissen, dass es der falsche Weg ist. Es war Khas, der uns lehrte, dass einander zu hassen oder umzubringen gleichbedeutend damit ist, uns selbst zu hassen und umzubringen.

 
   
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